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Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Schuhe, das sie höchst ungern trug.
    Als er sich wieder aufrichtete, hatte er die Tür zu dem Abstellraum vor Augen. Er atmete erleichtert auf, weil er sich recht gut vorstellen konnte, daß Jeanne Marie sich dort verborgen hielt. Sein Gesicht verzog sich zu einem erwartungsvollen Grinsen, als er nach der Türklinke griff, um die Tür überraschend zu öffnen. Aber die Klinke ließ sich nicht niederdrücken. Als er sie näher betrachtete, stellte er fest, daß an der Tür ein Fingerabdruck-Schloß angebracht war, das nur Jeanne Marie öffnen konnte.
    Er runzelte nachdenklich die Stirn, als er den Raum verließ. Alle anderen Türen wiesen kein Schloß auf – warum hatte Jeanne Marie also in diesem Fall eine Ausnahme gemacht? Weil sie ihre Rüstung dort vor unbefugten Blicken schützen wollte? Jetzt fiel ihm auch ein, daß sie nie über ihre Rolle in der Schlacht bei Fleur du Sud gesprochen hatte. Vielleicht schämte sie sich nachträglich deswegen.
    D'Arcy bezweifelte dies allerdings, obwohl damit die Angelegenheit mit dem Schloß noch keineswegs gelöst war. Dann sah er jedoch Jeanne Marie auf das Haus zukommen und war darüber so erleichtert, daß er den Vorfall wieder vergaß.
    Bei einer anderen Gelegenheit – als er allein einen Spaziergang durch den Wald unternahm – drang er tief in eine Schlucht ein und stieß dort auf zwei Skelette, die nebeneinander unter einem Felsüberhang lagen. Eines der Skelette war das einer Frau, denn es war wesentlich weniger kräftig ausgebildet. In der Nähe des männlichen Skeletts lag eine Messingscheibe, die D'Arcy neugierig aufhob. Nachdem er sie mit dem Taschenmesser abgekratzt hatte, sah er, daß es sich dabei um eine Erkennungsmarke handelte, wie sie die Psycho-Phänomenalisten trugen. Der Name des Mannes war noch lesbar – Alexander Kane. D'Arcy hatte ihn schon einmal gehört, konnte sich aber an keine Einzelheiten mehr erinnern.
    Aber trotzdem fiel ihm etwas auf. Die Bewohner von Ciel Bleu trugen alle die Namen der ursprünglichen Siedler – und der Name Alexander Kane war ganz bestimmt nicht französisch ...
    D'Arcy steckte die Erkennungsmarke ein und zeigte sie Jeanne Marie, nachdem er wieder in das Haus zurückgekehrt war. »Ich habe sie auch gesehen«, sagte das Mädchen, als er die Skelette erwähnte. »Sie liegen schon seit Jahren dort. Aber ich gehe nie in diese Schlucht.«
    »Fürchtest du dich vor ihnen?«
    Jeanne Marie schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht. Aber Rachel und Joseph wollen nicht, daß ich dorthin gehe, wenn ich nicht unbedingt muß.«
    Weshalb nicht? D'Arcy dachte verwundert darüber nach. Aber er fragte das Mädchen nicht weiter aus. Er bezweifelte ohnehin, daß Jeanne Marie eine Antwort wußte, und wollte außerdem nach Möglichkeit nichts mit den Stimmen zu tun haben, an deren Existenz er nach wie vor zweifelte. Und überhaupt konnte Smith-Kolgoz sich damit befassen, wenn er Lust hatte. Vielleicht sogar O'Riordan selbst.
    Das Problem beschäftigte ihn jedoch noch einige Zeit. Er konnte nicht verstehen, weshalb die beiden Stimmen in Jeanne Marie – vorausgesetzt, das Mädchen hörte wirklich zwei Stimmen – sich vor zwei harmlosen Skeletten fürchten sollten.
     
    Als er in der folgenden Nacht auf dem Sofa schlief, wurde er von einer leisen Stimme geweckt, die aus dem Miniaturfunkgerät in seiner Armbanduhr drang. »Nur noch zwei Tage, D'Arcy«, sagte O'Riordan. »Ich wollte Sie rechtzeitig daran erinnern.«
    D'Arcy schüttelte verwundert den Kopf. Nicht nur deshalb, weil O'Riordan sich herabgelassen hatte, mit ihm zu sprechen, sondern auch, weil er völlig vergessen hatte, wie lange er schon hier war. Einerseits schien er erst Stunden in Le Bois Féerique verbracht zu haben, andererseits jedoch fast das ganze Leben.
    »Hören Sie mich, D'Arcy?« fragte O'Riordan ungeduldig.
    »Ja ... jawohl, Sir.«
    »Das freut mich«, sagte O'Riordan. »Verläuft alles wie geplant?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ausgezeichnet. Ich erwarte Ihre Nachricht also innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden. Wenn nicht, dann hören Sie wieder von mir! Und vergessen Sie nicht, den Bogen und die Pfeile zu vergraben. Tief – damit sie keiner findet.«
    In dieser Nacht tat D'Arcy kein Auge mehr zu. Als die Morgendämmerung heraufzog, kämpfte er noch immer mit seinem Gewissen, hatte den Kampf aber bereits fast gewonnen. In gewisser Beziehung erwies er Jeanne Marie mit der Entführung sogar einen Gefallen. Der Wald mochte noch so idyllisch sein, war aber kaum

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