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Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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befand.
    In dieser Nacht schlief er keine Minute lang, sondern dachte angestrengt darüber nach, weshalb er nicht früher erkannt hatte, was sich hinter O'Riordan verbarg.
    Im Grunde genommen gab es dafür keine Entschuldigung, denn D'Arcy hatte genügend Geschichtsbücher gelesen, in denen von anderen O'Riordans die Rede gewesen war. Sie alle hatten der gleichen Brüderschaft angehört, deren Mitglieder ohne Ausnahme nach Macht strebten. Die brutalen Methoden, die sie dabei anwendeten, wurden nur noch von den Methoden übertroffen, die sie zur Verteidigung ihrer errungenen Position benutzten.
    Gegen »Morgengrauen« suchte D'Arcy sich einen geeigneten Baum, erstieg ihn und blieb auf einem Ast sitzen, der über den Weg hinausragte, den Jeanne Marie in nunmehr drei Stunden fünfundvierzig Minuten benützen würde. Er wollte die Wachtposten kampfunfähig machen, das Mädchen befreien und mit ihr zu einem der Rettungsboote laufen, um damit die Oberfläche von Ciel Bleu und Le Bois Féerique zu erreichen. Dort würde er den Bogen und die Pfeile ausgraben und sie zu Jeanne Maries Verteidigung gebrauchen. Dieser Plan war reichlich kompliziert, aber ihm blieb keine andere Wahl.
    Um sieben Uhr erschienen die Schiffszimmerer, errichteten einen Holzpfahl in der Mitte des Platzes und häuften die synthetischen Reisigbündel auf, die zehnmal rascher und heißer als echtes Holz brennen würden. Als sie mit ihrer Arbeit fertig waren, kamen die Radiotechniker und installierten die Übertragungsanlage. Schließlich tauchten die Männer der Instandhaltungsgruppe auf, brachten eine riesige Absauganlage über dem Pfahl an und verbanden sie mit dem Entlüftungssystem des Schiffs. Damit waren die Vorbereitungen für die Verbrennung getroffen.
    Schon kurz nach neun Uhr versammelten sich die ersten Zuschauer – O'Riordans Ratgeber, seine Kriegsminister, seine Geheimpolizei und alle anderen, die zu seinem persönlichen Gefolge gehörten. Auch die dienstfreien Besatzungsmitglieder fanden sich nacheinander ein. Sie alle hätten in gedrückter Stimmung sein sollen, aber zu D'Arcys Überraschung war das Gegenteil der Fall. Viele lachten, manche rissen dumme Witze und einer ließ sogar eine Flasche Whisky herumgehen.
    Selig sind die Dummen, dachte D'Arcy wütend, denn sie werden eines Tages den Kosmos besitzen.
    Er war hungrig und müde, seine Arme taten ihm weh, weil er sich seit Stunden an dem Ast festhalten mußte. Aber er achtete nicht darauf, denn jetzt kannte er nur noch Verachtung, Abscheu und Haß.
    Um neun Uhr dreißig erschien O'Riordan in Begleitung seiner Leibwache. Zwei der Leibwächter trugen einen reich verzierten Sessel, den sie am Rande des Platzes absetzten. O'Riordan ließ sich gemächlich darin nieder. Er trug eine schneeweiße Uniform mit blutroten Epauletten und rauchte eine lange Zigarre.
    D'Arcy ballte unwillkürlich die Fäuste. Aber dann beherrschte er sich mühsam und blieb unbeweglich auf seinem Ast sitzen. Schließlich wollte er nicht O'Riordan ermorden, sondern vor allem Jeanne Marie vor dem Feuertod retten.
    Dann erschien das Mädchen auf dem Pfad, der zwischen den Bäumen hindurchführte. Sie wurde von drei bulligen Posten begleitet. D'Arcy richtete sich auf und sprang, als das Quartett sich genau unter ihm befand.
    Er landete auf den Schultern des dritten Postens, der hinter Jeanne Marie ging, und setzte ihn mit einem Handkantenschlag außer Gefecht. Dann fiel er über den zweiten her, bevor der Mann sich hatte umdrehen können. Auch der zweite Posten ging lautlos zu Boden.
    Unterdessen hatte der dritte Mann nach seiner Betäubungspistole gegriffen. D'Arcy holte aus, schlug ihm die Waffe blitzschnell aus der Hand und fing sie auf, bevor sie zu Boden fallen konnte. Dann griff er nach Jeanne Maries Handgelenk. »Komm!« drängte er. »Wir müssen uns beeilen!«
    Zu seiner Überraschung blieb sie stehen. »Warum bist du noch immer hier?« fragte sie erstaunt. »Weshalb bist du nicht wieder auf deinem Schiff?«
    Er fragte sich, wie sie herausbekommen haben mochte, daß er nicht zur Besatzung der Ambassadress gehörte. Aber darüber konnte er sich später noch genügend wundern. »Das spielt jetzt keine Rolle«, sagte er. »Los, komm endlich!«
    »Nein, nein – du verstehst alles nicht!«
    D'Arcy hob sie entschlossen auf und warf sie sich über die Schulter. Sie wog überraschend viel, obwohl sie so schlank war, aber ihr Gewicht allein störte ihn nicht – vielmehr ihre verzweifelten Befreiungsversuche. »Sei doch

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