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Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Angelzeug habe ich einen Haken gefunden, mit dem sonst schwere Fische ins Boot geholt werden. Diesmal war er zu einem anderen Zweck benutzt worden, denn er trug frische Kratzer und Lehmspuren, die untersucht werden können.
    Den präparierten Haifischkopf, aus dem einige Zähne fehlen, habe ich noch nicht gesehen, aber ich möchte wetten, daß Mackenzie ihn auf dem Dachboden entdecken würde. Und ich habe die Keule mit den eingesetzten Zähnen noch nicht gesehen, weil ich bisher noch nie ohne Begleitung an den See durfte. Aber ich bin überzeugt davon, daß sie dort unten irgendwo unter einem Busch versteckt liegt, wo sie jederzeit herausgeholt werden kann, wenn der richtige Kopf in die falsche Richtung sieht.«
    Major Bastion schien nur mühsam die Beherrschung zu bewahren.
    »Sie unverschämter Kerl!« begann er mit zitternder Stimme. »Wollen Sie etwa behaupten, daß ich meine Frau ermorden will, um ihr Geld zu erben und mich mit der Tochter eines Farmers davonzumachen? Ich darf Sie vielleicht darauf hinweisen, daß ich ein ziemliches Vermögen besitze und ...«
    »Sie armer Trottel«, antwortete Simon grob. »Ich habe Sie nie in Verdacht gehabt, seitdem Ihre hübsche Sekretärin sich so offensichtlich um mich bemühte. Annie Clanraith ist nicht so dumm, daß sie das gute Verhältnis zwischen ihr und Ihnen wegen eines Flirts aufs Spiel setzen würde. Aber haben Sie denn noch nie Lady Chatterly's Lover gelesen? Oder den Kinsey Report? Und ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, daß eine temperamentvolle Frau wie Eleanor – selbst wenn sie nicht wie ein Glamourgirl aussieht – sich mit einem Mann zu Tode langweilen könnte, der sich nur für Wellingtons Feldzüge interessiert?«
    Noel Bastion ballte die Fäuste und öffnete den Mund, aber er brachte kein Wort mehr heraus. Denn in diesem Augenblick ertönte der Schrei. Ein gellender Laut, der namenlose Angst und Schmerzen zugleich ausdrückte.
    Die beiden Männer standen wie angewurzelt; dann warf Bastion sich herum und rannte blindlings über die Wiese in die Richtung davon, aus der der Schrei gekommen war.
    »Eleanor!« rief er mit lauter Stimme, als wolle er den langanhaltenden Schmerzenslaut übertönen.
    Er rannte so schnell, daß der Heilige sich anstrengen mußte, um Bastions Blitzstart wieder wettzumachen. Aber dann holte er ihn doch ein, als der andere über ein Ding stolperte, das mitten auf dem Weg lag. Simon wich rechtzeitig aus und stellte gleichzeitig fest, daß das Ding ein Gewehr war.
    Als er wieder aufsah, nahm er die unglaubliche Erscheinung wahr, die er nie wieder vergessen würde, obwohl er jetzt seinen Augen nicht trauen wollte. Eine gigantische amorphe Masse, aus der ein schuppenbedeckter Hals und unförmige Gliedmaßen hervorragten, stand hochaufgerichtet vor ihm, so daß der Kopf turmhoch über ihm schwankte. Und zwischen den schrecklichen Reißzähnen hing ein menschliches Bündel, das die Schreie ausstieß, während es gleichzeitig hilflos mit einer Art Keule um sich schlug.
    Bastion griff nach dem Gewehr vor seinen Füßen und schoß. Das grauenhafte Wesen bäumte sich auf; dann hörte Simon ein gräßliches Knirschen, obwohl er von dem aus nächster Nähe abgefeuerten Schuß noch wie betäubt war. Der letzte Schrei brach unvermittelt ab.
    Der lange Hals bewegte sich geschmeidig und schleuderte das Ding, das einmal ein Mensch gewesen war, mit einem kurzen Schwung bis fast vor die Füße der beiden entsetzten Männer. Dann bewegte das Wesen sich rückwärts auf das Wasser zu und verschwand mit einem Satz in den Wellen, während Bastion nochmals auf die Stelle schoß, an der es eben gewesen war ...
    Als Bastion schließlich das Gewehr sinken ließ und neben seiner toten Frau niederkniete, bemerkte Simon, daß ihre Hand noch immer den Griff einer Keule umklammert hielt, die mit Haifischzähnen besetzt war. Jetzt erkannte er auch, daß es sich bei der Waffe um ein Reiseandenken aus der Südsee handeln mußte, denn sie war reich mit Schnitzereien verziert. Aber schließlich konnte er nicht immer recht haben, nicht bis in das kleinste Detail. Ebensowenig wie er sich noch vor einigen Minuten hätte vorstellen können, daß er angesichts dieser Szene ein unbestimmbares Mitleid empfinden würde.
    »Mein Gott«, murmelte er leise vor sich hin, »jetzt weiß ich, daß ich allmählich alt werde.«
    Aber laut sagte er: »Sie hat sich wirklich Mühe gegeben, die Existenz des Ungeheuers zu beweisen. Wenn Sie es vorziehen, können wir dabei bleiben.

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