Magazine of Fantasy and Science Fiction 15 - Die Mauzlwürfe von Manhattan
Kommode hervor und ließ sie zwischen Daumen und Zeigefinger vibrieren, während er die Treppen hinabging.
Die anderen Dauergäste der Pension hatten ihre Mahlzeit schon fast beendet, so daß Booth mit den kärglichen Resten vorliebnehmen mußte. Er war einen Augenblick lang ziemlich enttäuscht; diese Behandlung hatte der Mann wahrlich nicht verdient, der sie alle aus den Klauen eines Tyrannen befreien wurde.
Der ehemalige Sergeant auf der anderen Seite des Tisches rülpste ungeniert. Booth runzelte angewidert die Stirn.
Elender Sklave, der du einen Kapaunenflügel abnagst, wenn du nur ahntest ... Laut verlangte er: »Die Erbsen, bitte.«
John Wilkes Booth ging langsam durch die schmalen gepflasterten Gassen. Zu seiner Linken erkannte er das Kapitol auf dem Hügel über dem verfallenen Häusergewirr; es wirkte wie ein Dampfschiff, das auf Grund gelaufen war. Die Arbeiter krabbelten wie Ameisen auf der erst zur Hälfte fertiggestellten Kuppel herum.
Das kleine Leihhaus verschwand fast zwischen zwei größeren Geschäftshäusern. Zwei der Messingkugeln über dem Eingang waren verschwunden; wahrscheinlich, so vermutete Booth jedenfalls, waren sie zu der Zeit während des Krieges gestohlen worden, als Messing für Patronen Höchstpreise brachte.
Er betrat den düsteren Laden. Der Besitzer kam hinter einem zerschlissenen Vorhang hervorgehumpelt und verbreitete einen intensiven Geruch nach Rauch und Sauerkraut.
»Ich möchte meine Pistole auslösen, die ich vor über einem Monat als Pfand bei Ihnen hinterlegt habe.«
»Pistole? Pistole? In einem kleinen Kasten?« Der Mann breitete die Hände aus und zeigte die Größe an. Booth nickte.
»Richtig, hier ist sie ja schon.« Der Alte stellte den Kasten aus Zedernholz auf den Ladentisch und suchte die entsprechende Eintragung in einem schmierigen Buch. »Ich habe Ihnen sechs Dollar in Gold geliehen, Mister Booth. Sie wollten sich doch an den Ölbohrungen in Pennsylvania beteiligen, sagten Sie damals.«
»Das habe ich auch getan. In nicht allzu ferner Zukunft werde ich reicher als Gould oder die anderen Halsabschneider in New York sein.«
»Wirklich? Na, jedenfalls schulden Sie mir sechs Dollar in Gold.«
»Diese Manschettenknöpfe hier sind zwanzig wert.« Der Pfandleiher betrachtete sie prüfend und schüttelte dann den Kopf.
»Sechs Dollar in Gold.«
»Aber, mein guter Mann, begreifen Sie denn nicht, daß die Manschettenknöpfe ...«
Der Alte schüttelte nochmals den Kopf. Dann schien er sich die Sache anders überlegt zu haben, denn er wühlte in den Pfändern herum, die sich hinter ihm auf den Regalen häuften, und holte einen rostigen mexikanischen Dolch hervor. »Wenn Sie etwas brauchen, weil Sie in diesen unsicheren Zeiten um Ihr Leben fürchten, nehmen Sie dieses Schlachtmesser hier. Es besteht aus bestem spanischem Stahl. Lassen Sie mir die Manschettenknöpfe dafür hier?«
»Shylock, Shylock, dein Profit ist dir sicher.« Booth griff nach der Krawattennadel. »Ich brauche die Pistole dringend. Sie können die Nadel haben und den Rest in bar bezahlen. Es ist eine echte Perle«, fügte er verächtlich hinzu. Der Pfandleiher untersuchte die Perle am Fenster, bevor er zustimmend nickte.
»Die Pistole, den Dolch und fünfzehn Dollar für die Manschettenknöpfe und die Krawattennadel. Sie können sich vorstellen, daß ich bei diesem Geschäft einiges zusetze, Mister Booth, aber schließlich weiß jeder, daß Sie ein wirklicher Gentleman sind.« Der Alte zählte die Banknoten rasch auf den Tisch; er hatte keineswegs die Absicht, dem Schauspieler gutes Gold zu geben. »Sie scheinen die Pistole wirklich dringend zu brauchen. Haben Sie etwas damit vor?« Er grinste verschlagen und legte den Zeigefinger an die Schläfe. »Peng«, sagte er leise und lachte hämisch. Sein Kunde war jedoch so damit beschäftigt, den Derringer zu laden, daß er gar nicht auf den Alten achtete.
Booth schüttete eine kleine Menge Pulver in ein Viereck aus dünnem Papier und drehte die Kartusche fest zusammen. Dann stach er an einem Ende ein Loch hinein, bevor er das Papier in den Lauf des Derringers stopfte. Dann kam die Kugel; er rammte sie mit dem kurzen Ladestock fest und klopfte mehrmals mit dem Griff der Waffe auf den Tisch, um sicherzugehen, daß die Ladung fest genug saß. Nachdem er einige Pulverkörner auf die Zündpfanne geschüttet und den Hahn zurückgezogen hatte, setzte Booth die Zündkapsel auf und drückte sie mit geübten Fingern fest. Die kleine Waffe paßte ohne
Weitere Kostenlose Bücher