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Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 17 - Grenzgänger zwischen den Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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hier zu suchen?« fragte eine scharfe Stimme hinter Gus. Sie gehörte Leone, dem Ersten Offizier.
    »Verschwinden Sie gefälligst von der Brücke, Sie verdammter Rekrut!«
    »Sir«, warf Sergeant Berg ein, der eben zurückgekommen war, »der Kapitän hat befohlen, daß ...«
    »Den Kapitän soll der Teufel holen! Euch alle kann von mir aus der Teufel holen!« Er machte eine weit ausholende Handbewegung, die alle Anwesenden einschloß. »Reservisten! Der ganze Haufen taugt nicht soviel wie der dümmste aktive Offizier!«
    Gus fand irgendwie den Weg zu dem Deck zurück, wo er aus dem Kälteschlaf aufgewacht war. Dort wurde er von einem fluchenden Gefreiten empfangen.
    »Wo hast du die ganze Zeit gesteckt, Drückeberger? Du gehörst zu der Auftaumannschaft. Sieh zu, daß du nach achtern in die Kühlkammer kommst! Dort meldest du dich bei Henley – und hoffentlich verläufst du dich nicht wieder!«
    »Ich habe mich nicht verlaufen«, antwortete Gus mürrisch. »Ich war auf der Brücke eingesetzt.«
    »Ahh ...« Der Gefreite beschrieb ihm den Weg zu der Kühlkammer. Gus fand den riesigen langgestreckten Raum ohne große Mühe. Ein kleiner Sergeant watschelte auf ihn zu, wies auf ein Regal mit wattierten Schutzanzügen und teilte ihn dann einer Mannschaft zu. Gus beobachtete die Männer, als sie nacheinander die massiven kleinen Türen öffneten und aus jedem Hohlraum eine Tragbahre herausrollten, auf der eine mit Eis bedeckte menschliche Gestalt unter einer dünnen Plastikfolie lag.
    »Die Automatik ist ausgefallen«, erklärte ihm der Vormann. »Wir müssen die Leute per Hand ausladen – oder jedenfalls ihre Überreste.«
    »Was soll das heißen?«
    »Vor ungefähr fünfzig Stunden hat uns ein Meteorit erwischt. Wir haben einige Offiziere und Besatzungsmitglieder verloren – und bevor Leone die Geräte überprüfen ließ, waren eine Menge Rekruten tot. Ein Meteorsplitter hat die Stromversorgung unterbrochen.« Der Mann hob die Plastikfolie hoch, die sich leicht abziehen ließ und dabei leise knisterte. »Sie sind verdorben, könnte man fast sagen – wie der hier.«
    Gus warf nur einen kurzen Blick auf das eingefallene Gesicht mit den gelblichen Zähnen hinter grauen Lippen. Dann fiel der Überzug wieder zurück, und die Mannschaft wandte sich der nächsten Tür zu.
    In den folgenden fünf Stunden sah Gus einundzwanzig weitere Leichen. Einhunderteinundvierzig Kolonisten, die keine sichtbaren Schäden davongetragen hatten, wurden in den Wiederbelebungsraum gefahren. Gus sah sie dort keuchend nach Luft ringen, während die Sanitäter sich um sie bemühten.
    »Man wacht nicht leicht wieder auf, wenn man schon einmal tot war«, gab der Vormann zu.
    Die Arbeit ging weiter. Unterdessen war sie nicht mehr schrecklich oder grauenerregend, sondern nur noch eine Routineangelegenheit, die allerdings ziemlich anstrengend war. Gus wußte bereits nach kurzer Zeit, in welchen Kühlkammern Leichen zu erwarten waren – wenn sich außen an der Tür Eis gebildet hatte, bestand keine Hoffnung mehr. Selbst im Kälteschlaf erzeugte der Mensch noch so viel Wärme, daß die Temperatur innerhalb der Kammer nicht unter den Gefrierpunkt absank.
    Auch an der nächsten Tür hatte sich eine Eiskruste gebildet. Gus zog daran, riß sie auf und rollte die Tragbahre heraus. Dann wurde seine Aufmerksamkeit irgendwie auf das Gesicht unter dem Eis gelenkt. Er hob die Plastikfolie hoch und fuhr im gleichen Augenblick erschrocken zusammen.
    Er starrte seinem jüngeren Bruder Lenny ins Gesicht.
     
    »Pech, was?« meinte der Vormann und warf Gus einen neugierigen Blick zu. »Dem Anhänger nach gehört er zu der Gruppe nach dir; er muß nur einen Tag später eingezogen worden sein. Wir haben in Mojave fünf Wochen lang geladen ...«
    Gus dachte an die unmenschlichen Tests, denen sich jeder Bewerber um die Auswanderung nach Alpha unterziehen mußte, er erinnerte sich an den schmalen Steg in fünfzig Meter Höhe, an den Klettergarten, an den Wasserkäfig und den Hinderniskurs. Lenny hatte ihm folgen wollen, hatte das alles durchgemacht – und jetzt lag er tot hier.
    »Sie haben vorher gesagt, daß einige Rekruten gestorben waren, bevor Leone endlich die Geräte überprüfen ließ. Stimmt das wirklich?« fragte Gus mit heiserer Stimme.
    »Das geht dich nichts an. Los, zurück an die Arbeit. Wir müssen uns um die Überlebenden kümmern.« Der Vormann legte die Hand auf den kleinen Strahler, den er an der Hüfte trug. »Vorläufig haben wir es noch nicht

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