Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
allen vieren nieder und bewegten sich auf diese Weise fort; meistens gingen sie jedoch aufrecht, aber mit hängenden Schultern und gesenkten Köpfen. Und sie schwatzten miteinander. Das taten viele Tiere ebenfalls, aber dieses Geschwatze klang fast wie eine Sprache. Aber das war fast die einzige Ähnlichkeit, die in den Augen der Siedler zwischen diesen Gestalten und Menschen bestand. Die Eindringlinge benahmen sich völlig ungeniert, suchten überall Essen, spuckten wieder aus, was ihnen nicht schmeckte, und stahlen alles, was nicht gut gesichert war. Aber sie warfen auch Steine, trugen Keulen und machten Feuer; als Brennmaterial dienten die Zäune der Siedler.
Die Reaktion der Siedler war spontan und völlig verständlich. Als die Fremden ihre Felder und Obstgärten verwüsteten, als sie in den Straßen umherlungerten und bei jedem Widerstand sofort gewalttätig wurden, gab es nur eine Möglichkeit – die Siedler schlossen sich zusammen, um die unerwünschten Eindringlinge zu vertreiben. Die Siedler waren friedfertige Leute, aber trotzdem konnte man nicht von ihnen erwarten, daß sie sich ausplündern, verletzen oder gar töten ließen. Zunächst wehrten sie sich nur zögernd mit den gleichen Mitteln, die sie wilden Tieren gegenüber angewandt hätten; sie versuchten, die ungebetenen Besucher mit Stöcken zu vertreiben, und gebrauchten sogar teilweise nur die Fäuste. Aber selbst die stärksten Siedler waren den Fremden körperlich weit unterlegen, obwohl die Unbekannten kleiner waren; und nachdem einige junge Männer blutend oder mit gebrochenen Knochen zurückgekehrt waren und zwei ältere Männer sogar ihren Verletzungen erlegen waren, blieb den Siedlern keine andere Wahl mehr.
Sie verfügten nicht über die fortschrittlichsten Waffen ihres Heimatplaneten, aber sie hatten genügend gute Schußwaffen und mehr als genug Munition dafür. Bisher hatten sie sich gegen alle wilden Tiere nur mit Fallen und ihren Äxten zur Wehr gesetzt, aber jetzt war der Notfall eingetreten, für den sie mit Schußwaffen ausgerüstet worden waren. Die meisten Waffen lagen noch in den Laderäumen des Raumschiffes; eine Gruppe brach sofort auf, um sie in das Dorf zu holen. Vier Stunden nach dem ersten Auftauchen der Nomaden versammelten die Siedler sich zu einer Bürgerwehr und begannen auf die Eindringlinge zu schießen.
Drei von ihnen wurden schon in der ersten Minute mit Kopfschüssen niedergestreckt. Die anderen flohen entsetzt in den Dschungel zurück. Wenige Kilometer östlich des Dorfes lagen die Ausläufer des Gebirges, in denen es zahlreiche Höhlen gab. Die Siedler zweifelten nicht daran, daß die Nomaden dorthin flüchteten. Vermutlich kamen sie von dort her, wenn ihre Heimat nicht noch weiter landeinwärts lag.
Auf der Flucht streckte einer von ihnen plötzlich einen behaarten Arm aus, riß ein erschrockenes Mädchen an sich, das zufällig in der Nähe stand, und schleppte die schreiende Gefangene mit sich fort. Die Männer in ihrer Nähe schossen verzweifelt hinter ihm her und achteten dabei nicht auf das Mädchen, denn selbst der Tod wäre besser gewesen als die Schrecken, die es jetzt erwarteten. Aber alle Schüsse verfehlten ihr Ziel. Die Fremden verschwanden im Dschungel.
Das Mädchen war hübsch und hatte erst vor einigen Wochen seinen achtzehnten Geburtstag gefeiert; es hieß Amritse. Ihr Vater bewirtschaftete eine Farm am Rande des Dorfes, wo das Mädchen seit dem Tod ihrer Mutter den Haushalt führte. Ihr Vater führte die Verfolger an, die bald einsehen mußten, daß die Fliehenden schneller waren. Seine Freunde führten den gebrochenen Mann ins Dorf zurück und nahmen ihn vorläufig bei sich auf.
Ihre eigenen Toten wurden verbrannt, wie es bei ihnen Sitte war; aber die drei Eindringlinge wurden begraben, wie es bei getöteten Tieren üblich war. Nur Menschen waren es wert, durch reines Feuer verzehrt zu werden.
Als die erste Unruhe innerhalb der Siedlung sich wieder gelegt hatte, berief der Oberste Richter, der ihr höchster Beamter und gleichzeitig der allgemein anerkannte Führer war, eine Generalversammlung in dem größten Gebäude des Dorfes ein – ein riesiger Saal, der vorläufig noch als Versammlungsraum, Gerichtssaal, Schule und Kirche dienen mußte. Selbst die nächsten Verwandten der beiden Ermordeten kamen; nur Amritses Vater fehlte.
Und noch jemand.
Wo steckt nur Aghonizzen? fragte der Oberste Richter sich, während er unruhig den Saal absuchte. Aghonizzen war sein Sohn und sein
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