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Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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irgendwo – tot oder verwundet? Der Oberste Richter hatte ihn zuletzt mitten im Kampfgetümmel gesehen. Aber er sprach ruhig weiter.
    Allmählich gelang es ihm, seine Zuhörer zu überzeugen. Envereddin, Lazzidir, Margotz und die anderen älteren Männer und Frauen unterstützten ihn dabei nach besten Kräften.
    »Sofortmaßnahmen sind keineswegs erforderlich«, stellte er fest, bevor die Versammlung endete. »Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß die Nomaden zurückkehren, nachdem sie drei Tote zu beklagen haben, oder daß eine andere Gruppe sich in nächster Zeit hierher verirrt. Schließlich war das der erste Vorfall dieser Art seit zwanzig Jahren. Geht nach Hause, denkt darüber nach und sprecht miteinander. In einer Woche treffen wir uns wieder, um einen Beschluß zu fassen.
    Aber bevor wir uns trennen, muß ich euch noch eine Warnung mit auf den Weg geben. Ich weiß, daß einige der heißblütigen jungen Männer unserer Gemeinde am liebsten sofort aufbrechen würden, um nach Amritse zu suchen. Deshalb bitte ich euch inständig, diesen Plan nicht in die Tat umzusetzen. Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß sie noch lebt, und ihr würdet höchstwahrscheinlich nie von der Suche zurückkehren. Wir haben bereits genügend Verluste gehabt und dürfen keine weiteren riskieren.«
    Während er beobachtete, wie die Leute schweigend oder aufgeregt diskutierend den Saal verließen, spürte er wieder die erschreckende Gewißheit, daß sein eigener Sohn diese Warnung nicht erst abgewartet hatte.
    Sechs Tage später wurde sein Verdacht bestätigt. Der Oberste Richter hatte am Rande des Dorfes und an einigen anderen Punkten Wachen ausstellen lassen – kräftige junge Männer, die beim Auftauchen der Fremden ins Dorf zurückeilen und Alarm schlagen sollten. Einer dieser Posten gab spät nachts Alarm, als eine Gestalt aus der Dunkelheit auftauchte. Es war Aghonizzen – erschöpft, entkräftet, mit zerrissener Kleidung und einer blutenden Kopfwunde. Und in seinen Armen trug er das bewußtlose Mädchen.
    Der Arzt im Krankenhaus verständigte die beiden Väter. Aghonizzen brauchte nur Erste Hilfe, Ruhe und Stärkungsmittel, aber Amritse war ernstlich verletzt. Ihr rechtes Bein war gebrochen, sie war wiederholt geschlagen worden und hatte Prellungen und Blutergüsse. Dazu kam noch, daß sie trotz aller Bemühungen bewußtlos blieb. Aghonizzen berichtete, daß sie in ihrem Fieber so laut phantasiert hatte, daß er sie knebeln mußte, damit ihre Verfolger sie nicht hörten. An dieser Stelle unterbrach Lazzidir seine Erzählung und ordnete strikte Bettruhe an, denn der Rest der Geschichte hatte bis zum nächsten Tag Zeit.
    Als der Oberste Richter am folgenden Morgen in das Krankenhaus zurückkehrte, erfuhr er zu seiner Freude, daß sein Sohn sich inzwischen soweit erholt hatte, daß er nach Hause entlassen werden konnte. Der Junge litt noch immer unter Nachwirkungen seines Abenteuers, konnte aber berichten, was sich ereignet hatte.
    Aghonizzen hatte die Verfolgung der Entführer sofort aufgenommen, bevor ein anderer auf den gleichen Gedanken gekommen war. Aber selbst in seinem Schmerz und seiner Verzweiflung hatte er nicht den Kopf verloren, sondern zunächst einen Plan gemacht. Er war sich darüber im klaren, daß er Amritse nicht mit Gewalt befreien konnte, ohne sie dabei zu gefährden. Die Nomaden waren bereits außer Sicht, aber ihre Spur war deutlich zu erkennen, und von Zeit zu Zeit hörte er sogar ihre wilden Schreie. Offenbar waren sie zu den Höhlen in den Ausläufern des Gebirges unterwegs.
    Es war Nacht, bevor er die Gruppe einholte. Er sah die Fremden auf einer Waldlichtung schlafen – selbst sie waren von den Ereignissen des Tages erschöpft. Aghonizzen näherte sich vorsichtig dem Lager, weil er vermutete, daß irgendwo ein Posten stehen würde, und er hatte richtig geraten. Zum Glück war er praktisch im Dschungel aufgewachsen und wußte deshalb, wie man geräuschlos schlich und unbeobachtet blieb. Er sah einen Wachtposten am Feuer stehen, aber Amritse war nirgendwo zu sehen.
    Aghonizzen beobachtete das Lager die ganze Nacht hindurch, bis die Nomaden erwachten und weiterwanderten. Dann sah er, daß einige von ihnen nicht am Boden, sondern in den unteren Ästen der Bäume geschlafen hatten. Und er sah das behaarte Ungetüm, das Amritse entführt hatte, mit ihr in den Armen von einem Baum herunterklettern. Sie war mit zähen Ranken gefesselt worden; er sah sie nur einen Augenblick lang, hörte sie aber stöhnen.

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