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Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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zukünftiger Nachfolger. Seine Frau war bereits vor Jahren gestorben; Aghonizzen war der einzige Grund, weshalb der Alte noch Lebenswillen besaß. Jetzt war er nirgendwo zu sehen. Der Oberste Richter schob seine Bedenken beiseite und wandte sich an die Versammlung.
    Überall meldeten sich Männer zu Wort, aber keiner wollte zulassen, daß andere zuerst sprachen. Der Oberste Richter brauchte einige Zeit, bis er erreicht hatte, daß endlich Ruhe herrschte.
    »Ihr bekommt alle noch Gelegenheit, uns eure Meinung vorzutragen«, versprach er den Ungeduldigen. »Aber zunächst müssen wir uns darüber klar werden, welche Fragen diese Katastrophe aufgeworfen hat.
    Erstens: Können wir uns gegen eine Rückkehr der Fremden oder einer ähnlichen Gruppe schützen? Und wie?«
    »Was ist mit Amritse?« fragten einige Stimmen laut.
    »Ich habe Amritse keineswegs vergessen«, antwortete der Oberste Richter streng. »Wir können alle nur hoffen und glauben, daß das arme Mädchen tot ist. Wir wissen nicht, wie viele dieser ... dieser Lebewesen sich in unserem Gebiet aufhalten; wollten wir im Dschungel oder in den Höhlen nach ihnen suchen, würden wir praktisch Selbstmord begehen und doch fast keine Aussicht haben, sie retten zu können. Wir müssen sie als tot betrachten; wir haben sie ebenso verloren wie unsere beiden Kameraden, deren Asche noch warm ist.«
    Die jungen Leute sprangen erregt auf, schrien durcheinander und schwangen drohend die Fäuste. Einen Augenblick lang glaubte der Oberste Richter, sie würden ihren begreiflichen Zorn an ihm auslassen und über ihn herfallen. Aber dann kamen ihm die Männer und Frauen seiner eigenen Generation zur Hilfe: Margotz, der vor zwanzig Jahren Pilot des Raumschiffs gewesen war; Envereddin, die lange Zeit die einzige Lehrerin der Kolonie gewesen war; Lazzidir, der erste Arzt, der jetzt das kleine Krankenhaus leitete – sie alle unterstützten ihn. Mit vereinten Anstrengungen gelang es ihnen, die aufgebrachten jungen Leute zu beruhigen, damit der Oberste Richter weitersprechen konnte. Er war erschrocken und entmutigt, aber schließlich durfte er als Führer der Kolonie nicht einfach aufgeben.
    »Zweitens müssen wir uns mit der Frage beschäftigen, ob die Eindringlinge primitive, aber intelligente Lebewesen sind«, fuhr der Oberste Richter schließlich fort. »Sind Sie intelligent, verstoßen wir gegen die wichtigste Bestimmung, zu deren Einhaltung die Gründer der Kolonie sich feierlich verpflichtet haben, wenn wir weiter auf diesem Planeten bleiben. In diesem Fall wären wir dazu angehalten, alle Spuren unserer Siedlung zu beseitigen, das Schiff wieder in Betrieb zu nehmen und die Suche nach einem bewohnbaren Planeten fortzusetzen.«
    Er schloß die Augen und bereitete sich auf den zu erwartenden Proteststurm vor. Wäre nur Aghonizzen hier! Der junge Mann verfügte über die außergewöhnliche Begabung, alte und junge Menschen gleichgut behandeln zu können, bis sie schließlich nachgaben und vernünftig über die Probleme nachdachten und sprachen, mit denen sie zu tun hatten. Wohin war er verschwunden? Diese Frage beschäftigte den Alten, aber er fürchtete sich davor, die Antwort zu erraten.
    Zu seiner Überraschung blieben die wütenden Proteste diesmal aus. Seine Feststellungen schienen die Zuhörer förmlich gelähmt zu haben, denn sie alle starrten ihn nur schweigend an.
    Sie hatten zwanzig Jahre lang schwer gearbeitet, um ihre Felder, die Häuser und die blühende Stadt zu erschaffen – sollten sie das alles jetzt aufgeben? Sollte die mühevolle Suche wieder beginnen? Und was geschah, wenn sie nie einen Planeten fanden, der nicht bereits von intelligenten Lebewesen bewohnt war? Sollten sie dann alt und erschöpft zu der überbevölkerten Erde zurückkehren, die sie einmal verlassen hatten, weil es dort zu geringe Aussichten für ihresgleichen gab? Was wollten sie dort? Schließlich waren ihre Verwandten und Bekannten schon längst tot, so daß sie in eine fremde Welt zurückkehren würden.
    Die Gedanken der ursprünglichen Siedler beschäftigten sich mit dieser düsteren Aussicht. Für die Jüngeren, die sich bereits als Eingeborene dieses Planeten betrachteten, war die ganze Idee ohnehin unglaublich.
    »Und ich glaube«, fuhr der Oberste Richter fort, »daß wir die zweite Frage entscheiden müssen, bevor wir uns mit der ersten befassen können.«
    Obwohl er äußerlich ruhig und gelassen wirkte, machte er sich ununterbrochen Sorgen. Was war mit dem Jungen passiert? Lag er

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