Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
arbeitete. Obwohl er dem Tod nahe war, spürte er noch immer den eigenartigen Einfluß, der seine Gedanken klarer und logischer als zuvor machte. Er sah sich ängstlich um, obwohl weit und breit nichts zu sehen war. Er stand in der ewigen Dunkelheit an der Innenseite eines Ringwalls, der einen riesigen Krater umgab. Nur das Aufblitzen seiner Taschenlampe durchbrach gelegentlich die Nacht, die den einsamen Mann fast körperlich bedrückte. Er schaltete seine Lampe nur von Zeit zu Zeit ein, weil er Angst davor hatte, die Batterien könnten zu früh erschöpft sein, bevor er seine Arbeit beendet hatte. Aber er fürchtete auch, der Lichtschein könnte beobachtet werden, obwohl die Aussichten dafür äußerst gering waren.
Links von ihm zeichnete sich der stark gekrümmte Horizont deutlich in dem gleißend hellen Sonnenlicht ab. Irgendwo weit hinter ihm mußte sich der Ringwall des Kraters schließen, der aber von hier aus nicht mehr sichtbar war. Die Sonne stieg nie hoch genug, um den Boden vor den Füßen des Mannes zu beleuchten. Er brauchte sich also keine Sorgen wegen der Strahlung zu machen – zumindest darum nicht.
Jennings grub vorsichtig, aber unbeholfen, weil sein Raumanzug ihn bei jeder Bewegung behinderte. Seine rechte Seite schmerzte fast unerträglich.
Der Staub und die Felsbrocken vereinten sich hier nicht zu den bizarren Bildern, die charakteristisch für die Teile des Mondes sind, die ständig dem Wechsel zwischen Licht und Schatten, Hitze und Kälte ausgesetzt sind. Hier in der ewigen Kälte waren die Bruchstücke des Ringwalls nur noch weiter zerfallen, bis sie eine feine heterogene Masse bildeten. Niemand würde später noch erkennen, daß hier gegraben worden war.
Der Mann stolperte über einen Felsen, den er in der Dunkelheit nicht rechtzeitig gesehen hatte, und verlor eine Handvoll Gestein, die er eben herangeholt hatte. Die Teilchen sanken langsam nach unten, wie es für den Mond typisch war, schienen aber trotzdem rasend schnell zu fallen, weil es hier keinen Luftwiderstand gab, der ihren Fall verlangsamt hätte.
Jennings schaltete seine Lampe einen Augenblick lang an und stieß den Felsbrocken mit dem Stiefel beiseite.
Er hatte nicht mehr viel Zeit. Er grub hastig weiter.
Noch etwas tiefer, dann konnte er das Gerät in das Loch legen und es wieder zudecken. Strauss durfte es nicht finden.
Strauss!
Der zweite Expeditionsteilnehmer. Gemeinsame Entdeckung – geteilter Ruhm.
Hätte Strauss nur darauf bestanden, den ganzen Entdeckerruhm für sich einzuheimsen, wäre Jennings vermutlich nicht einmal abgeneigt gewesen, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Die Entdeckung selbst war viel wichtiger als die Ehrungen, die vielleicht mit diesen Fund verbunden waren. Aber Strauss hatte viel mehr gewollt; und Jennings war entschlossen, ihn daran zu hindern.
Jennings war sogar bereit, notfalls dafür zu sterben.
Und jetzt starb er.
Sie hatten es gemeinsam entdeckt. Eigentlich hatte Strauss das Schiff gefunden; oder – genauer gesagt – die Überreste eines Schiffes; oder, noch genauer, die vermutlichen Überreste einer Konstruktion, die vielleicht einmal Ähnlichkeit mit einem Raumschiff gehabt hatte.
»Metall«, sagte Strauss, als er den unregelmäßig geformten und fast amorphen Gegenstand aufhob. Sein Gesicht und seine Augen waren hinter dem dicken Bleiglasfenster des Helms fast unsichtbar, aber seine etwas heisere Stimme drang klar genug aus Jennings Kopfhörer.
Jennings, der in diesem Augenblick einige hundert Meter weit entfernt gearbeitet hatte, kam neugierig heran. »Seltsam!« sagte er überrascht. »Auf dem Mond gibt es keine freien Metallvorkommen.«
»Richtig, angeblich nicht. Aber Sie wissen genausogut wie ich, daß bisher nicht mehr als ein Prozent der Mondoberfläche erforscht worden ist. Wer weiß, was es hier noch alles gibt?«
Jennings murmelte irgend etwas Zustimmendes und streckte die Hand aus, um den Gegenstand aus der Nähe betrachten zu können.
Strauss hatte natürlich recht, wenn er sagte, daß niemand beurteilen konnte, was noch alles auf dem Mond zu finden war. Die beiden Männer waren die einzigen Teilnehmer der ersten selenographischen Expedition, die mit privaten Mitteln finanziert worden war. Zuvor hatte es nur militärische Unternehmungen gegeben, die ein halbes Dutzend verschiedene Aufträge gleichzeitig erfüllen sollten. Deshalb war es besonders erfreulich, daß die Geologische Gesellschaft endlich genügend Geld aufgebracht hatte, um zwei Männer auf eine
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