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Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Unterholz strich. Er legte Amritse wieder vorsichtig zu Boden und erkletterte den nächsten Baum. Zwischen dem Wald und dem jetzt unsichtbaren Fluß war nichts von den Verfolgern zu sehen. Aghonizzen stieg wieder hinab, nahm Amritse in die Arme und eilte mit ihr in die Richtung davon, in der die Stadt liegen mußte.
    »Sie wird den Schock überleben«, hatte Lazzidir gesagt. »Ob sie jemals wieder geistig normal wird, kann ich noch nicht beurteilen. Aber die Hoffnung besteht immerhin.«
    Als die zweite Versammlung einberufen wurde, hatte Aghonizzen sich wieder soweit erholt, daß er daran teilnehmen konnte. Die Berater des Obersten Richters hatten ihn am Krankenbett besucht und sich von seinen Erlebnissen berichten lassen. In der folgenden langen Diskussion waren die Führer der Kolonie zu einem Entschluß gekommen.
    Diesmal waren alle Siedler in dem großen Saal versammelt. Bisher hatten sie befürchtet, daß die Wilden einen neuen Überfall wagen würden, aber nachdem eine Woche lang nichts geschehen war, glaubten sie nicht mehr an eine Gefahr von dieser Seite. Das Erinnerungsvermögen der Wilden war bestimmt zu gering, und ihr Häuptling besaß wahrscheinlich nicht genügend Macht, um einen neuen Angriff befehlen zu können.
    »Meiner Meinung nach ist kein Zweifel mehr daran möglich, daß wir es hier mit intelligenten Lebewesen zu tun haben, selbst wenn sie als Nomaden leben und nicht sehr zahlreich sind«, begann Aghonizzen, nachdem sein Vater ihm das Wort erteilt hatte. »Sie sind allerdings zu primitiv und zu wild, als daß wir mit ihnen verhandeln könnten; um auf diesem Planeten in Sicherheit leben zu können, müßten wir sie rücksichtslos ausrotten. Wir alle wissen aber – und mein Vater hat in der letzten Versammlung ausdrücklich darauf hingewiesen –, daß dieses Vorgehen ein Verstoß gegen die Bestimmungen wäre, zu deren Einhaltung wir uns verpflichtet haben. Gewiß, niemand von uns wollte diesen Fehler absichtlich machen, aber wir müssen trotzdem die Konsequenzen daraus ziehen.«
    Ein kräftiger junger Mann namens Brodgin, der noch immer einen Arm in der Schlinge trug, sprang erregt auf. Er war ein Hitzkopf, der schon oft unüberlegte Vorschläge gemacht hatte, die von seinen Anhängern unweigerlich mit Begeisterung begrüßt wurden. Aber wie jeder andere Kolonist hatte auch er das Recht, freimütig seine Meinung zu äußern.
    »Die alten Bestimmungen sind für uns nicht mehr gültig!« rief er. »Dieser Planet gehört uns; er ist unser Eigentum, das unsere Väter und wir in zwanzig harten Jahren erworben haben. Verzichten wir doch auf die alten Formalitäten! Verteidigen wir uns lieber! Diese Tiere haben uns einmal überfallen, weil wir sie nicht gleich zurückgetrieben haben. Das darf nicht noch einmal geschehen! Die Bestimmungen sind in unserer Lage geradezu lächerlich. Ich rufe alle Männer auf, sich mir anzuschließen! Wer geht mit mir auf die Jagd nach diesen Bestien?«
    Damit war ein kritischer Punkt erreicht; jetzt bestand die Gefahr, daß Brodgin die Mehrzahl der Versammelten auf seine Seite zog. Aber Envereddin, die sie früher alle unterrichtet hatte, sprang in die Bresche. Als sie die Arme hob, wurde es im Saal sofort wieder ruhig.
    »Wir sind alle zivilisierte Männer und Frauen«, begann sie ruhig. »Wir sind kein wilder Heerhaufen, der diesen Planeten gewaltsam besetzt hat; wir sind friedliebende Siedler. Die ursprüngliche Besatzung des Raumschiffes bestand aus sorgfältig ausgewählten Vertretern einer fortgeschrittenen Zivilisation. Wie sollte es also möglich sein, daß die Nachkommen dieser Männer und Frauen sich den Sitten der Wilden angleichen, die diesen Planeten bevölkern? Ist das wirklich der ganze Erfolg meiner Erziehung? Sind meine ehemals vielversprechenden Schüler tatsächlich nicht intelligenter als diese Wilden?«
    Die jungen Leute lachten beschämt, dann wurde es wieder ruhig im Saal.
    Zur Überraschung des Obersten Richters kam der nächste Einwand von der ältesten Siedlerin – Megardis, deren Mann schon im ersten Jahr nach der Landung gestorben war, so daß sie seitdem die Farm allein hatte bewirtschaften müssen.
    »Ich bin mit den angegebenen Begründungen nicht zufrieden, Oberster Richter«, begann sie. »Meiner Auffassung nach ist nicht bewiesen, daß diese Lebewesen völlig menschlich sind, nur weil sie Steine werfen, Keulen schwingen, Feuer machen und wissen, wie man Ranken verknotet. Bei uns auf der Erde gab es Affen, die fast ebenso viel konnten.

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