Magazine of Fantasy and Science Fiction 18 - Die Kolonie auf dem 3. Planeten
Universums – Ptolemäus, Hipparch, Alfonso X., Tycho Brahe und so weiter. Und den größten Krater, den Riccioli finden konnte, reservierte er für den deutschen Jesuiten, der sein Vorgänger gewesen war.
Dieser Krater ist eigentlich nur der zweitgrößte, der von der Erde aus sichtbar ist. Der einzige größere ist der Krater Bailly, der aber so sehr am Rand liegt, daß er von der Erde aus schlecht zu sehen ist. Riccioli ignorierte ihn einfach, so daß der Krater erst später den Namen eines Astronomen erhielt, der hundert Jahre nach ihm gelebt hatte; dieser Astronom endete übrigens während der Französischen Revolution unter der Guillotine.«
Ashley rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. »Aber was hat das alles mit der Nachricht zu tun?« wollte er wissen.
»Es ist sogar sehr wichtig«, antwortete Erte überrascht. »Haben Sie nicht selbst behauptet, die Nachricht sei der Schlüssel zu diesem Geheimnis?«
»Ja, natürlich.«
»Zweifeln Sie etwa daran, daß wir es hier mit etwas zu tun haben, das uns den Schlüssel zu etwas anderem geben kann?«
»Nein«, sagte Ashley bedrückt.
»Schön ... Dieser deutsche Jesuit, von dem ich vorher gesprochen habe, hieß Christoph Klau. Fällt Ihnen bei diesem Namen etwas ein?«
Ashley schüttelte enttäuscht den Kopf.
»Doktor Erte«, sagte Davenport besorgt, »soweit ich informiert bin, gibt es nirgendwo auf dem Mond einen Krater ›Klau‹.«
»Selbstverständlich nicht«, antwortete Erte gelassen. »Das ist schließlich der springende Punkt der ganzen Sache. Damals – also im sechzehnten Jahrhundert – war es allgemein üblich, daß die europäischen Gelehrten ihre Namen latinisierten. Klau tat das ebenfalls und setzte das lateinische ›v‹ an die Stelle des deutschen ›u‹. Um die Verwandlung vollständig zu machen, brauchte er nur noch die lateinische Nachsilbe ›ius‹ anzuhängen – und schon hatte sich Christoph Klau in Christopher Clavius verwandelt. Ich nehme an, daß Sie den riesigen Krater Clavius kennen, meine Herren.«
»Aber ...«, begann Davenport.
»Keine Einwände«, unterbrach Erte ihn. »Lassen Sie mich noch hinzufügen, daß das lateinische Wort clavis ›Schlüssel‹ bedeutet. Sehen Sie jetzt das zweisprachige Wortspiel? Clavius – clavis – Schlüssel. Ohne das Gerät wäre Jennings vermutlich nie imstande gewesen, ein zweisprachiges Wortspiel zu erfinden. Und er hat Sie an mich verwiesen, weil er wußte, daß ich mich an seine Vorliebe für Wortspiele erinnern würde.«
Davenport und Ashley starrten ihn mit großen Augen an.
»Wenn Sie meinen guten Rat annehmen wollen«, fuhr Erte eindringlich fort, »schlage ich vor, daß Sie den Teil des Kraters Clavius absuchen, der im Schatten liegt, während die Erde im Zenit steht.«
Ashley sprang auf. »Wo steht Ihr Visiphon?«
»Im Nebenraum.«
Ashley stürzte davon. Davenport blieb ruhig sitzen. »Sind Sie wirklich davon überzeugt, daß diese Lösung richtig ist, Doktor Erte?« wollte er wissen.
»Natürlich. Aber selbst wenn ich mich geirrt haben sollte, spielt es wahrscheinlich keine große Rolle.«
»Was spielt keine Rolle?«
»Ob Sie das Gerät finden oder nicht. Ich bin der Meinung, daß die Ultras es wahrscheinlich gar nicht benützen könnten, selbst wenn sie es hätten.«
»Wie kommen Sie darauf?« Davenport beugte sich interessiert nach vorn.
»Sie haben mich gefragt, ob Jennings ein Student von mir gewesen sei, aber Sie haben diesen Strauss nicht erwähnt, obwohl er ebenfalls Geologe war. Er hat ein oder zwei Jahre nach Jennings bei mir studiert. Ich erinnere mich noch gut an ihn.«
»Wirklich?«
»Ein unangenehmer Mensch. Ausgesprochen kalt und abweisend. Das scheint überhaupt ein Kennzeichen aller Ultras zu sein. Sie sind alle sehr kalt, sehr beherrscht und sehr von sich selbst überzeugt. Sie kennen kein Mitgefühl, denn sonst könnten sie nicht seelenruhig darüber sprechen, wie man Milliarden von Menschen am besten beseitigt. Ihr beschränkter Gefühlsumfang erstreckt sich nur auf egoistische Regungen, aber ansonsten sind sie eiskalte Denkmaschinen, die nicht imstande sind, die gefühlsbedingte Kluft zwischen zwei Menschen zu überbrücken.«
»Ja, das klingt einleuchtend. Den gleichen Eindruck habe ich auch schon gehabt.«
»Dann habe ich Sie also doch richtig eingeschätzt, Mister Davenport.« Erte nickte zufrieden und fuhr dann fort: »Das Gespräch zwischen Jennings und Strauss, das Ihr Mann rekonstruiert hat, zeigt deutlich, daß Strauss das
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