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Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Dann ertönte die heisere Stimme, die Kinkaid hassen gelernt hatte: »Wahrscheinlich fragen Sie sich, weshalb ich Sie hereingerufen habe.«
    »Ganz recht, Sir.«
    Biddle zog die oberste Schreibtischschublade auf und nahm einen Schnellhefter heraus. »Das ist Ihr Personalakt«, sagte er. »Ein vollständiger Bericht Ihres bisherigen Lebens.« Er blätterte in den hellgrünen Seiten. »Ich sehe hier, daß Sie neunzehnhundertzweiundsiebzig geboren sind; Sie sind ledig und seit acht Jahren bei Spears' Research Laboratories angestellt. In dieser ganzen Zeit sind sie kein einzigesmal zu spät gekommen oder zu früh gegangen. Sie sind Mitglied des Rotary Clubs und besuchen jeden zweiten Dienstag die Veranstaltungen des Politischen Forums Junger Männer. Andere Interessen und Hobbys: keine. Ist das richtig?«
    »Ja, Sir.«
    »Kurz gesagt, sind Sie also der perfekte Angestellte.«
    »Ich tue, was ich kann, Sir.«
    »Genau. Nicht mehr und nicht weniger. Kaum von Milliarden anderer Arbeitskräfte zu unterscheiden. Und trotzdem glaube ich, einen Unterschied bemerkt zu haben.« Biddle runzelte wieder die Stirn. »Sie erinnern sich vielleicht noch daran, daß ich gestern vor der Tür meines Büros gestolpert bin.«
    »Ja, Sir.«
    »Was war Ihre Reaktion darauf?«
    »Bedauern, Sir.«
    »Tatsächlich?« Biddle holte langsam eine dicke Zigarre aus der Brusttasche seiner Jacke. Er entfernte die Zellophanhülle und befeuchtete die Spitze mit der Zunge. »Wir leben in einer ernsten Welt«, sagte er, »und deshalb sind wir ernste Menschen.« Er ließ ein silbernes Feuerzeug aufschnappen und sog die Flamme ein. »Stimmen Sie mir darin zu?«
    Kinkaid nickte heftig. »Ganz entschieden, Sir.«
    »Ganz entschieden«, wiederholte William Agnew Biddle. Daraufhin explodierte die Zigarre in seinem Mund.
    Kinkaid sprang erschrocken auf.
    Er starrte seinen Vorgesetzten an, dessen Gesicht rauchgeschwärzt und voller Tabaksreste war, und spürte einen unbestimmbaren Drang in seiner Brust, der ihm die Mundwinkel nach oben zog, obwohl er sich dagegen zu wehren versuchte.
    »Was tun Sie da?« fragte Biddle plötzlich.
    Kinkaid machte eine hilflose Geste mit den Händen. Je länger er seinen Vorgesetzten betrachtete, desto stärker und unkontrollierbarer wurde der Drang, desto mehr verzogen sich seine Mundwinkel. Er war über sich selbst erschrocken. »Ich ... ich weiß es nicht«, stotterte er dann.
    »Aber ich kann es Ihnen sagen«, fuhr Biddle fort und wischte sich Tabaksreste aus dem Gesicht, das noch immer rauchgeschwärzt war. »Sie tun, was Sie getan haben, als ich gestolpert bin. Sie grinsen , Kinkaid.«
    »Sir, ich versichere Ihnen ...«
    »Kinkaid, ich habe doch Augen im Kopf, und ich sage Ihnen, daß Sie grinsen! Warum?«
    »Ich weiß es nicht, Sir!«
    Biddle richtete sich auf. »Ich weiß es. Sie amüsieren sich, Kinkaid. Das ist der Grund. Eben ist ein Unfall passiert, der zu Gesichtsverletzungen oder gar Blindheit hätte führen können. Ich frage Sie, finden Sie das amüsant?«
    »Nein, Sir.«
    »Und trotzdem haben Sie gegrinst.«
    »Nicht absichtlich, Sir.«
    »Das spielt weiter keine Rolle, Kinkaid. Wichtig ist nur, daß Sie gegrinst haben. Ich habe es gewußt!«
    »Sir?«
    »Wie haben Sie sich dabei gefühlt?«
    Kinkaid rutschte unruhig auf seinem Sesselrand hin und her. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, fürchte ich«, sagte er.
    »War das Gefühl ... seltsam?«
    »Ja.«
    »Aber nicht unangenehm?«
    Kinkaid schüttelte den Kopf.
    »Ausgezeichnet! Wunderbar!« Biddle wischte sich das Gesicht mit einem blütenweißen Taschentuch ab. »Kinkaid«, sagte er, »was haben Sie heute abend vor?«
    »Eigentlich nichts Besonderes.«
    »Würden Sie den Abend in meiner Gesellschaft verbringen wollen?«
    »Vielen Dank, Sir, aber ...«
    »Keine Widerrede! Wir treffen uns in Kellys Steakparadies an der Neunten Straße. Pünktlich um acht Uhr. Dann beantworte ich Ihre Fragen. In der Zwischenzeit erzählen Sie keinem Menschen von dieser Episode. Verstanden?«
    »Ja, Sir.« Kinkaid erhob sich.
    »Kinkaid.«
    »Ja, Sir?«
    »Warum tragen Feuerwehrmänner rote Hosenträger?«
    »Ich weiß nicht, Sir.«
    »Armer Junge«, sagte Biddle. »Sie werden es noch erfahren.«
     
    Kellys Steakparadies glich keinem Restaurant, das Kinkaid je gesehen hatte, wenn man einzelne Szenen in historischen Filmen unberücksichtigt ließ. Schon an der Tür hatte er ein ungutes Gefühl im Magen. Andere Restaurants waren hell beleuchtet, dieses hier war ziemlich düster.

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