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Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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Statt des üblichen Stimmengewirrs herrschte Schweigen. Wo sonst endlose Tischreihen standen, die Gemeinsamkeit symbolisierten, war der Raum links und rechts des Mittelganges in Nischen aufgeteilt. Er blieb vor der letzten Nische stehen. William Agnew Biddle saß vor einem Glas, das eine farblose Flüssigkeit enthielt.
    »James, ich freue mich, daß Sie doch gekommen sind. An der Tür haben Sie sich offensichtlich überlegt, ob Sie gleich wieder gehen sollten.«
    Kinkaid nahm seinem Vorgesetzten gegenüber in der Nische Platz. Biddle hatte sich irgendwie verändert. Seine Stimme klang nicht mehr trocken und mechanisch. In seinen Augen schienen kleine Lichter aufzublitzen.
    »Schon mal in einem richtigen Restaurant gewesen?«
    »Wie hier? Nein.«
    »Schade. Das Essen ist nicht besonders gesund, aber wenn man es einmal versucht hat, schmeckt einem das Zeug aus der Retorte nie wieder. Wie wäre es mit einer Kostprobe?«
    »Ich bin nicht hungrig, Sir.«
    »Oh. Na, jedenfalls haben Sie bestimmt nichts dagegen, wenn ich eine Kleinigkeit zu mir nehme.« Biddle leerte das Glas auf einen Zug und schnalzte dann mit den Fingern. Ein Mann mit roter Jacke tauchte aus der Dunkelheit auf. »Ein ordentliches Steak, Sam. Mit Salat und Pommes frites. Die übliche Portion.«
    »Sofort, Sir«, sagte der Mann und verschwand wieder.
    »Sich bedienen zu lassen, ist ebenfalls eine nette Abwechslung«, erklärte Biddle. »Kommen wir also zur Sache. Ich nehme an, daß Sie jetzt denken: Armer alter Knabe, bei dir sind ein paar Schrauben locker.«
    »Keineswegs, Sir. Ich bin nur ein wenig ...«
    »Verwirrt. Richtig. Und durchaus berechtigt. Zuerst hat es den Anschein, Sie sollten fristlos entlassen werden. Dann könnte man glauben, ich wollte Sie irgendwie auf die Probe stellen. Hoffentlich enttäuscht es Sie nicht, daß keine der beiden Möglichkeiten zutrifft.«
    »Oh«, sagte Kinkaid.
    »Wissen Sie, James, ich beobachte Sie schon seit einiger Zeit. Natürlich haben Sie sich nie etwas anmerken lassen, wo ich hätte einhaken können ... Aber ich spüre einfach, daß in Ihnen etwas anderes steckt.«
    Der Mann in der roten Jacke kam zurück und trug ein großes Tablett. Er stellte mehrere Teller vor Biddle auf den Tisch. Dann verschwand er wieder.
    Biddle begann zu essen. »Manche Leute behaupten, es gäbe keine Intuition«, sagte er mit vollem Mund, »aber sie irren sich gewaltig. Ich habe irgendwie geahnt, daß Sie grinsen würden, als die Zigarre explodierte. Natürlich hatte ich ursprünglich gehofft, daß Sie lachen würden, aber schließlich kann man nicht alles gleichzeitig haben, nicht wahr? Woher habe ich gewußt, daß Sie grinsen würden?« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe Ihren Haß lange genug aus tausend Kleinigkeiten gespürt. Höchst unwissenschaftlich! Aber ich habe ihn trotzdem gespürt. Schon die Art, wie Sie ›Guten Morgen‹ sagen, um nur ein Beispiel zu erwähnen. Das ist kein Gruß, sondern eine Verwünschung. In Wirklichkeit meinen Sie: ›Ich hasse Sie, Mister Biddle. Ich hasse alles an Ihnen.‹ Habe ich recht?«
    »Nun ...«
    »Ich habe natürlich recht!« Biddle kaute genießerisch. »Der Bezirksdirektor von Spears' Research ist im großen und ganzen ein widerlicher, unausstehlicher Zeitgenosse. Er ist arrogant und brutal und kleinlich und unnahbar. Aber er ist auch ein hervorragender Fachmann und deshalb über jeden Verdacht erhaben. Die Behörden würden ihm glauben, selbst wenn er auf die unwahrscheinliche Idee käme, Lügenmärchen zu verbreiten. Sie würden ihm alles glauben. Denken Sie immer daran.«
    »Ja«, sagte Kinkaid.
    Biddle warf einen Blick auf seine Uhr, schnalzte wieder laut mit den Fingern und wartete. Der Mann in der roten Jacke tauchte neben ihm auf.
    »Die Rechnung, Sam«, wies Biddie ihn an. Dann erhob er sich und sagte: »Kommen Sie mit, James. Wir müssen uns beeilen.«
     
    Sie fuhren mit dem Transportband in eines der dunklen nördlichen Stadtviertel und gingen zu Fuß weiter. Kinkaids Beine schmerzten schon nach kurzer Zeit. Er hätte gern eine Ruhepause eingelegt, war aber zu stolz, um darum zu bitten. Biddle, ein Mann von über siebzig Jahren, schien den Marsch nicht als anstrengend zu empfinden.
    Nach einer Weile fragte der Bezirksdirektor: »Schon mal in dieser Gegend gewesen?«
    Kinkaid schüttelte den Kopf.
    »Sie wird als Niemandsland bezeichnet. In einigen Jahren soll hier alles abgerissen werden – abgerissen, dem Erdboden gleichgemacht, vergessen.« Biddle seufzte. »Alle

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