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Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 20 - Mord in der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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unwahrscheinlich ... der Ermordete war der einzige Sohn des Kommandanten.«
     
    Deacon hatte die Wahrheit gesagt, als er mir erklärte, die Einzelheiten des Fluges brauchten mich nicht zu kümmern. Ich hätte ebensogut ein Gepäckstück mit der Aufschrift ›Wird unterwegs nicht benötigt‹ sein können, das irgendwo im Laderaum transportiert wurde. Ich wußte nicht einmal sicher, ob der Flug tatsächlich vier Tage dauerte, denn die winzige Kabine, die ich nicht verlassen durfte, enthielt keine Uhr; meine Armbanduhr und anderes persönliches Eigentum hatte ich bereits an der Luftschleuse des Zerstörers abliefern müssen. Ich hatte schließlich sogar den Verdacht, mehrmals für einige Tage betäubt worden zu sein – das war ganz einfach, denn irgend jemand brauchte mich nur zu rasieren, kurz bevor die Wirkung der Droge abklang.
    Nach x Tagen wurde ich durch einen kurzen Tunnel in die Raumstation geführt, die ich nicht von außen sehen durfte.
    Die beiden Posten in meiner Begleitung betraten nicht einmal die Luftschleuse der Station. Sie lieferten mich wie ein Paket ab, ließen sich eine Empfangsbestätigung unterschreiben und verschwanden wortlos.
    Dann marschierte ich zwischen zwei weißgekleideten Technikern, die etwas freundlicher als General Deacons Männer waren, durch kilometerlange Gänge ...
    Zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß Raumstationen keineswegs so nüchtern und kalt waren, wie ich bisher gedacht hatte. Diese Station hier schien zu atmen und zu leben – obwohl irgendwo in ihren Räumen erst vor kurzem ein Mord geschehen war. Der Kommandant hatte offenbar angeordnet, Dr. Springs Eintreffen dürfe keineswegs zu Vorfällen oder Demonstrationen führen, aber ich merkte trotzdem, daß ich durch eine halbwegs normale menschliche Gemeinschaft ging, denn die Anzeichen waren nicht zu übersehen.
    Leute traten aus den Türen, kamen aus Seitengängen, sahen uns und reagierten je nach Temperament und Kenntnis der Situation völlig verschieden. Einige zogen sich hastig zurück oder beobachteten uns schweigend, andere lächelten oder starrten mich erschrocken an, als sei ich der Sensenmann persönlich, und manche flüsterten miteinander oder warfen meiner Leibwache erstaunte Blicke zu. Jedenfalls benahmen die Leute sich nicht anders als die Einwohner einer Kleinstadt, in der eine hochgestellte Persönlichkeit aufkreuzt.
    Kleinstadt. Das war der Schlüssel. Eine Raumstation dieser Größe war eine kleine Stadt. Meinen Informationen nach hätte die Station beliebig groß sein können – bis hinab zu einer Relaisstation mit vier Mann Besatzung. Nun sah ich selbst, daß die Bevölkerung zwischen fünfhundert und fünftausend Männer, Frauen und Kinder betragen konnte. Ich sah keine Kinder unter vierzehn oder fünfzehn Jahren, aber das war leicht zu erklären – sie waren in der Schule oder im Kindergarten.
    Das Leben in der Station war also nicht mit dem Dienst auf einem Leuchtturm, sondern eher mit dem Tageslauf einer Kleinstadt zu vergleichen. Die Besatzung tat nicht drei Monate Dienst und hatte dann zwei Monate frei, sondern arbeitete mit häufigen Unterbrechungen und hatte seltener längere Zeit Urlaub auf der Erde. Daraus folgte einiges, und ich gab mir bereits Mühe, die Auswirkungen zu erfassen.
    Ich betrachtete meine Umgebung ... alles durchschnittlich und normal. Eine warme, saubere und fast behagliche Umgebung; nur die Schwerkraft war erheblich geringer und betrug kaum ein Viertel g. Schlanke, athletische Menschen (Vielfraße und Faulpelze waren hier offenbar verpönt), die nicht wie Techniker, sondern wie Bürger irgendeiner beliebigen amerikanischen Kleinstadt gekleidet waren. Ich sah keine Uniformen und nur wenige Overalls oder Laborkittel. Alle Menschen, denen wir begegneten, schienen zu wissen, wer ich war und weshalb ich gekommen war. Ich vermutete allerdings, daß ihr Interesse nicht so sehr meiner Persönlichkeit, sondern der Tatsache galt, daß ein Außenseiter hinzugezogen worden war, um in ihrer kleinen Welt einen Mord aufzuklären.
    Dann kam das Zusammentreffen das zufällig oder auch absichtlich arrangiert sein konnte ...
    Der junge Mann vor uns, an dem wir eben vorbeigehen wollten, drehte sich um und starrte mich an. Er blieb stehen. Meine Leibwächter zögerten unentschlossen.
    »Doktor Spring?« fragte er.
    »Richtig, Mister Stanley«, antwortete ich.
    »Was? Oh ... tut mir leid. Hören Sie ... ich bin Bob Wilde. Wahrscheinlich taucht mein Name bald wieder auf. Ich möchte

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