Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit
dagegen, obwohl ich nicht gerade zusehen mochte.« Mrs. Deane lächelte spöttisch.
Georgia ärgerte sich darüber, daß sie rot geworden war; sie nahm hastig ihren Stenogrammblock mit und verließ den Raum.
»Was bringt dich um diese Zeit hierher, Lillian?« fragte Deane.
Sie ließ sich in einen Sessel fallen und steckte ihre Zigarette in eine lange Spitze, bevor sie antwortete. Deane beobachtete sie teilnahmslos. Lillian war wie gewöhnlich nach der letzten Mode gekleidet, elegant frisiert und unauffällig geschminkt. Zu ihrem Cocktailkleid trug sie ein Diamantenarmband, das sie gekauft hatte, obwohl er sie gebeten hatte, es nicht zu tun. Sie lächelte, als sie merkte, daß er das Armband betrachtete.
»Ich bin gekommen, um dich wieder einmal daran zu erinnern, daß du auch gesellschaftliche Verpflichtungen hast, Ted. Ich habe unserer Gastgeberin versprochen, daß du kommen wirst, und da es sich nur um eine Cocktailparty handelt, könntest du ein paar Minuten deiner kostbaren Zeit opfern, auch wenn du bereits mit deiner Sekretärin verabredet sein solltest.«
Deane ging nicht auf diesen Vorwurf ein, sondern sagte nur: »Soviel ich mich erinnere, ist unsere Gastgeberin diese widerliche Mrs. Kithering, die ständig über Kunst spricht, ohne die geringste Ahnung davon zu haben. Ihr Mann, der sich nur für Pferde und Polo interessiert, läßt sich vermutlich ebenfalls nicht blicken. Das habe ich mit ihm gemeinsam – aber mit den übrigen Gästen seiner Frau verbindet mich nichts.«
»Ted, warum mußt du dich immer über meine Freunde lustig machen?«
»Du irrst dich, Lillian, meine Feststellungen waren keineswegs humorvoll gemeint. Ich habe einfach keine Zeit für Leute wie die Kitherings, und wenn ich mich mit ihnen aufhalten wollte, könnte es ohne weiteres passieren, daß unsere Vermögensverhältnisse sich soweit verschlechtern, daß wir nicht mehr zu Kitherings eingeladen werden. Und das wäre bestimmt nicht recht.«
»Du drückst dich etwas ungenau aus, mein Lieber. Dein Einkommen verringert sich vielleicht beträchtlich, aber ich bin gut versorgt, glaube ich. Briggs ist übrigens der gleichen Meinung. Und damit sind wir bereits bei einem anderen Thema – meinen Aktien der Deane Aircraft Corporation.«
»Was ist mit ihnen?«
»Jim Briggs hat mir neulich erzählt, daß ihr Kurs auf ein Drittel ihres früheren Höchststandes gefallen ist. Seiner Meinung nach können sie noch mehr an Wert verlieren, so daß er es für besser hielte, wenn ich mir von dir fünfzig- oder sechzigtausend Dollar im Jahr garantieren ließe, damit ich für alle Fälle gesichert bin. Ich denke nicht gern daran, daß ich eines Tages alt werden könnte, aber ich kaufe gern nette Kleinigkeiten, wenn ich Lust dazu habe.« Bei diesen Worten hob sie den Arm und zeigte ihrem Mann das Armband.
Deane fragte sich, weshalb der Leiter seiner Rechtsabteilung Lillian finanzielle Ratschläge erteilte; aber er fragte nicht danach. Briggs war trotz seiner Jugend und seiner etwas undurchsichtigen Art ein guter Mann. Es würde ihm nicht eingefallen sein, Lillian aus eigenem Antrieb zu erzählen, was sie tun mußte, um ihr Nest noch mehr zu polstern. Lillian hatte ihm vermutlich einige Fragen gestellt, die Briggs beantwortet hatte, ohne sich viel dabei zu denken. Aber wenn es sich um größere Beträge handelte, war alles möglich. Er würde sich später mit Briggs über diese Sache unterhalten müssen.
»Ich glaube nicht, daß dein geruhsamer Lebensabend irgendwie gefährdet ist, Lillian«, meinte er schulterzuckend. »Und inzwischen bist du gut versorgt, wie dir Briggs bestätigt hat.«
»Aber mit Dingen, die ich nicht leicht zu Bargeld machen kann, wenn ich will.«
»Hoffentlich nicht, Lil. Und falls du vorhaben solltest, jetzt einen Teil deiner Aktien zu verkaufen, möchte ich dich bitten, das vorläufig zu unterlassen.«
»Ich will mich bemühen«, antwortete sie. »Aber ich brauche ein paar Kleinigkeiten zum Anziehen.«
»Wieviel?« fragte Deane und nahm sein Scheckbuch aus dem Schreibtisch.
»Fünf genügen, nehme ich an.«
»Fünfhundert?«
»Natürlich nicht, Liebling. Tausend.«
Deane schrieb einen Scheck aus und gab ihn ihr. Er lautete über tausend Dollar. Lillian warf einen kurzen Blick darauf und steckte ihn in ihre Handtasche.
»Da du heute abend in schwieriger Laune zu sein scheinst«, stellte sie fest, »hast du wohl auch nicht die Absicht, mich zu den Kitherings zu begleiten?«
»Vielleicht nächstesmal – nicht aus
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