Magazine of Fantasy and Science Fiction 21 - Flucht in die Vergangenheit
Freundschaft für die Kitherings, sondern um dir einen Gefallen zu tun. Aber heute habe ich wirklich beim besten Willen keine Zeit.«
Lillian Deane zog ihre Nerzstola enger um ihre Schultern, drückte ihre Zigarette aus und verließ wortlos das Arbeitszimmer ihres Mannes. Deane sah das eisige Glitzern in ihren Augen, das für Lillian das gleiche wie ein lautstarker Wutanfall bei anderen Frauen bedeutete.
Am nächsten Tag lud Deane den jungen Briggs zum Mittagessen ein und fragte ihn bei einem Martini nach Lillians Finanzen.
»Jim«, sagte er, »Lillian hat mir gestern erzählt, daß Sie ihr in finanzieller Hinsicht einige Ratschläge gegeben haben. Freut mich zu hören, daß Sie der Meinung waren, Lillian sei recht gut versorgt.«
»Das ist sie auch.« Briggs' Gesichtsausdruck blieb unverändert offen und arglos, obwohl Deane ihn genau beobachtete. »Sollte Ihnen jemals etwas zustoßen, wäre sie praktisch Eigentümerin der Firma, denn sie besitzt selbst Aktien, ist an Ihrem Aktienbesitz beteiligt und kann außerdem über einen weiteren Prozentsatz verfügen, der ihr aus Steuergründen überschrieben wurde. Ich weiß, daß diese Regelung nur aus steuerlichen Gründen erfolgte – ich habe Ihnen damals sogar dazu geraten –, aber die Aktien würden natürlich zu Buch schlagen, falls es je zu einer Trennung käme.«
»Sie hat auch die Möglichkeit erwähnt, sich ein bestimmtes Einkommen von mir garantieren zu lassen«, fuhr Deane fort. »Angeblich war das ursprünglich Ihre Idee.«
»Ganz recht, Ted. Sie ist an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt, und wenn Sie uns ... äh ... plötzlich verlassen würden, besäße sie zwar die Firma, aber zunächst kein Bargeld. Um sich das zu verschaffen, müßte sie einen Teil ihrer Aktien abstoßen. Und das wäre natürlich schlecht für ein Unternehmen, das eben erst seinen Chef verloren hat.«
»Hmmm. Ja. Vielleicht haben Sie recht.«
»Ich würde sogar noch weiter gehen, Ted«, sagte Briggs. »Da die Regierung ihr Raumprogramm gestrichen hat, während Sie versuchen, eine private Raumstation in Umlauf zu bringen – oder jedenfalls die Umstellung hinauszuschieben, wenn Sie sich doch nicht dazu entschließen können –, ist zu erwarten, daß die Wölfe sich bald versammeln werden. Unter diesen Umständen wäre es für beide keine schlechte Idee, einen Teil Ihres Kapitals anderswo gewinnbringend anzulegen. In Anbetracht der fast gleichen Beteiligungsverhältnisse wäre es vielleicht sogar besser, die schriftliche Einwilligung Ihrer Frau einzuholen, bevor Sie finanziell riskante Entscheidungen treffen, von denen die Weiterentwicklung des Unternehmens abhängen kann.«
Deane ließ sich von Briggs' Offenheit beeindrucken und kam zu dem Schluß, ungerechterweise mißtrauisch gewesen zu sein. Er brachte das Gespräch auf andere Themen.
Die Pläne und Kostenvoranschläge des Ballonsatelliten lagen einige Tage später in groben Umrissen vor und konnten diskutiert werden. Die Teilnehmer dieser Konferenz waren die gleichen wie zuvor, aber diesmal saß auch der Leiter der Abteilung Buchhaltung mit am Tisch. Deane sah von einem zum anderen, als seine Mitarbeiter Platz nahmen. Die meisten von ihnen waren alte Freunde und zudem Aktionäre des Unternehmens. Hier in diesem Raum waren so viele Prozente des Aktienkapitals versammelt, daß der Vorstand des Unternehmens, der alle größeren Projekte billigen mußte, seine Zustimmung nicht mehr verweigern konnte.
Deane fragte sich, wie die Entscheidung heute lauten würde. Der bei der letzten Besprechung weitverbreitete Pessimismus war nicht mehr so deutlich zu spüren – aber der Optimismus, der sich auf manchen Gesichtern abzeichnete, war durchaus nicht allgemein. Randolph Parker ergriff das Wort.
»Wir können es schaffen, Ted«, sagte er.
Deane lächelte.
»Aber einige von uns sind anderer Meinung«, fuhr Parker fort.
Ein Blick auf die anderen zeigte Deane, daß etwa die Hälfte der Anwesenden mit Parker übereinstimmten.
»Das größte Problem ist Geld, Mister Deane«, sagte der Finanzexperte. »Die Firma kann diesen neuartigen Satelliten bauen, und sie kann ihn auch starten, indem sie Kredite aufnimmt, die später zurückgezahlt werden können, sobald die Station als Nachrichtensatellit arbeitet. Wir können die Station sogar bemannen, wenn wir auf die letzten Reserven zurückgreifen. Aber dann muß alles beim erstenmal klappen. Es darf keinen Fehlstart geben, und jedes Rendezvousmanöver muß gelingen, sonst ist das ganze
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