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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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größter Entfernung. Theoretisch kann eine Bärengruppe dich jederzeit anhalten und die Hälfte von allem verlangen, was du bei dir trägst. Praktisch ... nun, wenn du dich ungerecht behandelt fühlst, kannst du dich jederzeit bei deinem Klanhäuptling beschweren. Dieses System funktioniert ganz gut. Wieviel hast du übrigens in deinem Klan von jedem Monatsgehalt abgeben müssen?«
    Philip überlegte kurz. Für den Klan. Für die Dienstleistungsklans. Ameisenlizenz. Kamelsteuer. Und so weiter. »Annähernd sechzig Prozent«, gab er zu.
    »Siebst du!«
    »Aber die Affen wollten ebenfalls Geld von mir.«
    »Jetzt weißt du auch, warum die Affen allgemein unbeliebt sind. Von Zeit zu Zeit tauchen solche Klans auf. Sie halten sich nie lange. Jeder Bandit ist vogelfrei, und die Affen stehen ganz oben auf der Liste.«
    »Vogelfrei! Ist das nicht eine Verdrehung der Tatsachen? Schließlich sind wir doch ihnen ausgeliefert, nicht wahr? Oder hat hier jeder Handgranaten und Dynamit in der Tasche, wenn er das Haus verläßt?«
    »Natürlich nicht. Ich bin auch nicht immer so ausgerüstet. Aber wenn dergleichen vor meinem Haus passiert, nütze ich die Gelegenheit natürlich aus.«
    »Aber du sprichst so gelassen darüber. Mußt du dich in Zukunft nicht ständig vor den Affen verstecken?«
    »Keineswegs«, versicherte die junge Frau ihm lächelnd. »Beide Parteien werden meine Rolle in dieser Auseinandersetzung tunlichst vergessen. Die Klanhäuptlinge halten nichts von Versagern in den eigenen Reihen.«
    Philip schüttelte den Kopf. »Hier kommt mir alles etwas verrückt vor.«
    »Warum? Wer direkt aus der Stadt kommt, hat vielleicht diesen Eindruck. Aber in Wirklichkeit geht es dort verrückt zu. Die Klans haben das Problem menschlicher Gewalttätigkeit keineswegs gelöst; sie haben sich nur davor zurückgezogen. Eine logische Folge ist die Sterilität, in der sie allmählich zu verkümmern drohen.«
    Er merkte, daß sie das ausdrückte, was ihn schon lange bewegte, was ihn dazu gebracht hatte, am Vorabend die Party zu verlassen. Aber allein die Tatsache, daß sie so gelassen derartige Behauptungen aufstellte, reizte ihn zum Widerspruch.
    »Das kann man leicht behaupten, wenn man diesen anderen Lebensstil nicht aus eigener Erfahrung kennt. Wer selbst ...« Er sprach nicht weiter. »Warum lachst du?«
    »War das nicht ein etwas voreiliger Schluß? Ich bin erst seit drei Jahren hier. Ich kann keine genaue Zahl nennen – niemand käme auf die Idee, eine Volkszählung abzuhalten –, aber ich schätze, daß etwa die Hälfte der Leute, die hier leben, sich wie ich freiwillig für diese Lebensweise entschieden haben. In jeder Stadt gibt es einen Bezirk wie diesen hier. Wir stehen mit vielen anderen in Verbindung. Das Ganze ist eine Bewegung, die ständig Zulauf bekommt. Immer mehr Menschen schließen sich uns an, weil sie das Leben in den Klans satt haben. Bist du nicht auch einer davon? Warum hast du dich entschlossen, zu uns zu kommen?« Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Das war nur eine rhetorische Frage. Die Gründe sind uns gleichgültig. Uns genügt es, daß jemand sich dazu überwunden hat.«
    Philip lächelte. »Bist du ein Mitglied des Empfangskomitees?«
    »Nein, durchaus nicht. Ich war nur zufällig in der Nähe, als die Affen dich überfallen wollten.«
    »Augenblick! Jetzt wird mir einiges klar ... Dann hast du also auch geschossen?«
    Sie wurde rot, was er nie erwartet hätte, und senkte den Kopf. »In dieser Situation wäre jeder andere ebenfalls ...«
    »Aber du hast mir das Leben gerettet!«
    Sie hob wieder den Kopf und sprach unnötig heftig, als wolle sie ihre Verlegenheit dadurch überspielen.
    »Wann begreifst du endlich, daß Banditen nur andere Banditen umbringen? Sie brauchen uns, weil sie von uns leben.«
    »Woher soll ich wissen, daß das die Wahrheit ist?« Philip warf ihr einen bittenden Blick zu. »Tut mir leid, ich wollte nicht ...« Er begann zu stottern. »Ich meine ...«
    »Was meinst du? Daß ich einen anderen Grund gehabt haben muß?« Sie lächelte ironisch.
    Er erwiderte ihren Blick. Sie war nach den Schönheitsbegriffen der Klans nicht schön – er versuchte sich Freda in dieser Umgebung vorzustellen, was ihm nicht gelang –, aber Schönheit war schließlich ein relativer Begriff. Diese junge Frau mit dem kurzgeschnittenen blonden Haar und den leuchtend blauen Augen besaß andere Eigenschaften, die sie begehrenswert machten.
    Aber Philip war sich darüber im klaren, daß er noch lange

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