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Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 22 - Im Angesicht der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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brauchen würde, bis er in dieser neuen Umgebung genug geleistet hatte, um einer Frau als Partner erstrebenswert zu erscheinen. Vorläufig konnte er seiner Begleiterin nicht einmal seine Dankbarkeit beweisen.
    Dann fiel ihm plötzlich ein, wie er es doch konnte. Er stand auf.
    »Wartest du hier auf mich?«
    »Aber ...«
    »Du brauchst nur zu warten. Bitte.« Und er verließ das Café, bevor sie antworten konnte.
    Wenig später stand er wieder am Eingang der Bar, die er im Morgengrauen verlassen hatte, um in die Wildnis zu gehen.
    »Die Aufbewahrungszeit ist abgelaufen«, erklärte ihm die Tonbandstimme des Monitors. »Für die Überschreitung sind fünf Dollar zu bezahlen. Stecken Sie bitte ihre Erkennungskarte in den Schlitz.«
    Philip schüttelte den Kopf; er konnte plötzlich nicht mehr verstehen, weshalb er diese von Maschinen beherrschte Welt nicht schon früher verlassen hatte. Er war froh, daß er seine Erkennungskarte noch bei sich trug.
    Hinter dem Schlitz summte es leise, als die Maschine die Kodezeichen auf der Plastikkarte überprüfte. »Werfen Sie jetzt bitte fünf Dollar ein«, forderte der Roboter ihn auf. Philip gehorchte und konnte seinen Körperschild an der Ausgabe in Empfang nehmen.
    Er ging damit auf die Straße hinaus.
    Dort blieb er nachdenklich stehen. Es wäre ganz leicht gewesen, jetzt den Schild anzulegen und zu seinem geparkten Wagen zu gehen. Alles andere ließ sich irgendwie regeln. Vielleicht wurde er ein Jahr lang nicht befördert – das war bereits die Höchststrafe. Die Klanloyalität und die Zeit würden alle Wunden heilen.
    Er würde Freda irgendwie beruhigen; darin hatte er schließlich Erfahrung. Und er konnte überall stolz erzählen, daß er es gewagt hatte, ohne Schild bei den Banditen zu leben. Donovan brauchte sich nichts auf seine ferngesteuerten Kameras einzubilden; er kannte dieses Leben jetzt aus eigener Anschauung. Er würde ...
    Philip verstaute das ausgeschaltete Gerät unter seinem Trikot und kehrte eilig in die Wildnis zurück.
    Diesmal gewöhnten seine Augen sich rascher an das Halbdunkel im Café. Der große Raum war um diese Zeit fast besetzt – aber die junge Frau war nirgends zu sehen. An dem Tisch, an dem sie mit Philip gesessen hatte, saß jetzt ein anderes Paar. Er schüttelte verblüfft den Kopf und ging an die Theke.
    »Wo ist ...« Dann fiel ihm ein, daß er nicht einmal ihren Namen kannte. »Das blonde Mädchen mit dem karierten Hemd?«
    »Meinst du Kim? Sie läßt dir ausrichten, daß sie im Zentrum ist.«
    »In welchem Zentrum?«
    »Von der Tür aus links. In der übernächsten Straße. Nicht zu übersehen.«
    Als Philip wieder auf die Straße hinaustrat, folgte ihm jemand und zupfte ihn am Ärmel. Er drehte sich um. Hinter ihm stand ein kleiner Mann mit scharfen Gesichtszügen und spitzer Nase, die Philip an einen Vogelschnabel erinnerte.
    »Entschuldige, Kumpel, aber ich habe vorhin etwas unter deinem Trikot gesehen, als du dich über die Theke gebeugt hast. Funktioniert das Ding noch?«
    »Selbstverständlich funktioniert ... scher dich zum Teufel!« wehrte Philip ab. Er setzte sich in Bewegung. Der kleine Mann blieb neben ihm.
    »Das ist kein freundlicher Umgangston, wenn du ein Mitglied deines eigenen Klans vor dir hast. Ich bin auch ein Bär. Falls du den Schild nicht selbst brauchst, kann ich dir einen guten Preis dafür bieten. Fünfhundert.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Sechshundert.«
    »Verschwinde!«
    Der kleine Mann blieb etwas zurück. Philip hörte ihn hinter sich herschlurfen. Er dachte nicht mehr an ihn.
    Der Mann hinter der Theke des Cafés hatte recht gehabt. Das Zentrum war wirklich nicht zu übersehen; es war das einzige Gebäude dieser Straße, das noch einigermaßen intakt war. Aber an den umliegenden Häusern wurde bereits gearbeitet; Baumaschinen und Gerüste zeigten, daß sie gründlich renoviert werden sollten, um wieder bewohnbar zu sein. Das Zentrum – ein Schild über dem Eingang verkündete Gemeindezentrum – schien früher ein Lagerhaus gewesen zu sein. Unter dem gelben Außenanstrich zeichneten sich deutlich Ziegelmauerwerk und Eisenträger ab.
    Philip ging hinein. Er hörte Musik. Als er eine Schwingtür aufstieß, fand er sich in einem Saal wieder. Auf dem Podium saß ein Orchester. Davor stand Kim ... und dirigierte es.
    Er ging langsam durch den Mittelgang nach vorn.
    Das Orchester war klein; es bestand aus kaum fünfzehn Musikern. Aber daß es hier überhaupt ein Orchester gab, war bereits verblüffend

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