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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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besten Willen nicht mehr daran erinnern, wie ich hierher gekommen war.
    Ich wollte mich aufsetzen, aber der große Widerhaken, der in meinem Unterleib saß, machte sich jetzt erneut bemerkbar. Ich sank wieder zur Seite und atmete tief durch, bis der schlimmste Schmerz vorbei war; dann griff ich nach dem Rand des Einstiegs und zog mich darauf zu. Ich sah ein dunkles Glitzern unter mir. Noch ein kurzer Ruck, Dravek, dann hast du's geschafft. Ein Arm ließ sich kaum bewegen, aber wer braucht schon zwei Arme? Ich spürte meinen Oberkörper über den Rand des Einstiegs gleiten. Ich rutschte noch ein Stück weiter und versank dann in einer weichen Dunkelheit, die sich über mir schloß ...
    Der Schock machte mich plötzlich hellwach. Zunächst ließ ich mich einige Sekunden lang mit der Strömung treiben; dann schlug ich mir den Kopf an und spürte den Schmerz bis in die Zehenspitzen. Mir war in dieser Sekunde klar, daß ich von einer starken Strömung durch den Tunnel geschwemmt wurde und mir in regelmäßigen Abständen den Kopf an den Wänden anschlug. Ich spürte, daß der Tunnel breiter wurde, und erinnerte mich gerade noch rechtzeitig an das Schütz vor mir. Ich schaltete die Wasserdüse ein, wartete einen Augenblick ab, in dem ich mit den Füßen voraus stromabwärts trieb, und ließ die Düse mit halber Kraft arbeiten. Dadurch verringerte sich meine Geschwindigkeit, mit der ich gegen das halboffene Schütz prallte. Trotzdem blieb ich zunächst benommen daran hängen, schüttelte dann meine Betäubung ab, schlüpfte dann in den Fluß hinaus und ließ mich treiben.
    Die Kälte drang schneidend durch meinen Anzug. Ich tastete nach dem Drehschalter für die Heizung und stellte sie etwas stärker – aber nicht zu warm, weil etwas Kälteanästhesie im Augenblick nur nützen konnte.
    Unterdessen riß mich die Strömung weiter mit sich. Ich brachte es irgendwie fertig, wieder mit den Füßen voraus flußabwärts zu treiben, die Wasserdüsen einzuschalten und die rechte Seite des Kanals anzusteuern. Dieses Manöver war nicht gerade einfach, weil ein Bein von der Hüfte abwärts gefühllos war und der linke Arm sich nicht richtig gebrauchen ließ. Der stechende Schmerz im Unterleib schien vorläufig nicht sonderlich wichtig zu sein. Ich überlegte mir, daß ich mich später noch genug darum kümmern konnte – falls es ein ›Später‹ für mich gab.
    Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, während ein Niagarafall an mir vorbeiströmte und mich mitzureißen versuchte. Dann stieß ich endlich gegen die rechte Begrenzungsmauer, die mit irgendwelchen glitschigen Wasserpflanzen bewachsen war. Ich benützte wieder die Düse und arbeitete mich an der Mauer entlang weiter, bis ich auf Eisensprossen traf.
    Ich hatte ein gesundes Bein, ein anderes, das als reichlich nutzloses Anhängsel an meiner Hüfte baumelte, und etwa eineinhalb Arme. Ich griff nach oben, zog mich hoch, stellte einen Zeh auf die unterste Sprosse, hakte den Daumen der halbwegs brauchbaren Hand über die Sprosse vor meinem Gesicht und tastete mit der gesunden Hand nach der nächsten Sprosse, um mich wieder zwanzig Zentimeter weit hinaufzuziehen. Das ging lange so weiter. Zwei- oder dreimal vergaß ich, was ich vorhatte, und begann abzurutschen, aber der Urinstinkt, der schon Affen daran hinderte, von Bäumen zu fallen, rettete mich in letzter Sekunde, indem er meine Hand veranlaßte, fest zuzupacken.
    Ich erreichte die brusthohe Mauer, von der Jess und ich ins Wasser gesprungen waren, brachte es irgendwie fertig, ein Knie darüberzuheben, rollte über die Brüstung und fiel eineinhalb Meter tief. Nun war ich genau dort, wohin ich zu kommen versucht hatte: mit drei oder vier Kugeln im Leib auf dem Rücken in einer Sackgasse liegend, während die Polizei nach mir suchte, um mir den Rest zu geben.
    Ich kroch auf die nächste Mauer zu, lehnte mich dagegen und versuchte festzustellen, was mir eigentlich fehlte. Mein Arm ließ sich nur deshalb so schlecht bewegen, weil dicht unter dem Ellbogen ein Einschuß zu spüren war, in den ich meinen kleinen Finger stecken konnte. Das Bein war etwas komplizierter. Das Hüftgelenk war gebrochen, aber ich sah keine Verletzung an der Außenseite; der Anzug war an dieser Stelle intakt. Das bedeutete logischerweise, daß die Kugel durch den Magen gegangen war und das Becken von der anderen Seite aus getroffen hatte. Ich schob meine Hand weit genug in den Anzug, um zu spüren, was dort zu finden sein mußte; dann wurde ich

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