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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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murmelte ich. »Unter diesen Umständen schlafe ich am besten noch eine Runde. Es wäre doch wirklich schade, wenn der Chirurg sich umsonst bemüht hätte.«
     
    In den nächsten Tagen schlief ich erstaunlich viel. Ich hatte Minka im Verdacht – sie konnte mir mit der Suppe ein Schlafmittel einflößen –, aber vielleicht sorgte Mutter Natur nur dafür, daß mein Körper sich auf diese Weise erholte. Das zweiundzwanzigste Jahrhundert war mir in vieler Beziehung keineswegs sympathisch, aber die ärztliche Wissenschaft war der meiner Zeit so weit voraus wie eine Boeing 707 einem Ochsenkarren. Minka war stets in meiner Nähe, wenn ich etwas brauchte; sie bemühte sich allerdings, möglichst rasch zu arbeiten und möglichst wenig mit mir zu sprechen Etliche Tage vergingen, während ich in meinem bequemen Bett auf dem Rücken lag, draußen Wolken am Himmel vorbeiziehen sah und mir keine Sorgen um die Zukunft machte. Aber eines Abends hatte ich plötzlich das Bedürfnis, aufzustehen und an die frische Luft zu gehen.
    Ich stellte einen Fuß auf, belastete ihn und merkte, daß er mich trug. Ich stand also ganz auf und ging durch den Raum auf die Terrasse zu. Ich war schon halb dort, als Minka hereinkam.
    »Was tust du da?« rief sie erschrocken aus. Sie kam auf mich zu, schlang mir einen Arm um die Schultern und stützte mich. »Willst du etwa Selbstmord begehen?«
    »Würde das etwas ausmachen?«
    »Ich habe dich hierher gebracht, weil ich dich ausfragen wollte. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Es hat schon genügend Tote gegeben.«
    »Ich muß wieder fort, Minka. Das weißt du, nicht wahr?«
    »Bleib hier, Steve. Hier bist du sicher. Draußen wirst du nur gejagt und umgebracht.«
    »Draußen ist aber die Antwort zu finden, die ich suche.«
    »Jess wollte sie auch finden – und er ist dabei umgekommen. Warum mußt du ...«
    »Ich habe einen Auftrag zu erfüllen und darf nicht einfach aufgeben«, erklärte ich ihr.
    »Warum? Bildest du dir etwa wie Jess ein, du könntest die Welt verändern? Das kannst du nicht, Steve. Das kann niemand. Wir haben uns diese Welt eingerichtet. Sie entspricht unseren Idealvorstellungen. Sicher, bequem, reichlich Nahrung, reichlich Freizeit, langes Leben – aber nur für Leute, die mit dem Strom schwimmen, anstatt Unruhe zu stiften.«
    »Ich bin kein Weltverbesserer, Minka«, antwortete ich, »aber ich lasse nicht gern etwas unerledigt.«
    »Die Schwarzen haben deine Spur verloren; sie finden dich nie mehr! Ich kann dir ein Visum beschaffen – alles ...«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Warum bist du so hartnäckig?« wollte sie wissen. »Wofür willst du unbedingt dein Leben riskieren?«
    »Ich muß etwas für einen Freund tun. Er verläßt sich auf mich.«
    Minka lachte, aber es war kein fröhliches Lachen. »Und du bist kein Mann, der Freunde im Stich läßt, nicht wahr, Steve?«
     
    Ich verließ das Haus am folgenden Nachmittag, war eingehend über alle Schwierigkeiten informiert, die mich draußen erwarten konnten, hatte eine winzige Pistole in der Tasche und fühlte mich wesentlich besser, als ich mich zwei Wochen nach einer schweren Operation hätte fühlen dürfen. Ich fuhr mit einem Lift, der so schnell in die Tiefe fiel, daß mein Magen zu protestieren begann; als er jedoch eben reagieren wollte, öffnete sich die Tür, und ich stand auf einem Gehsteig, der eine Mischung aus Korridor und Straße zu sein schien.
    Ich paßte mich dem Tempo der übrigen Fußgänger an, die mich in ihren verwegenen Kostümen an die Besucher eines Maskenballs erinnerten. Fünf Minuten später erreichte ich eine riesige Leuchttafel, die Minka bereits erwähnt hatte; darunter befanden sich mindestens zwanzig Türen mit geheimnisvollen Aufschriften wie PVR SLD II6(9) und AUS – Z99.
    Ich ging durch eine dieser Türen und folgte dem schmalen Gang, der dahinter begann und mich zu einer großen Halle brachte, in der Reisende mit dem unverkennbaren Gesichtsausdruck, den Touristen seit Jahrhunderten an sich haben, kreuz und quer durcheinanderliefen. Ich sah einige Männer in dunklen Uniformen an den Eingängen stehen und dieses Bild beobachten, aber ihre Uniformen waren dunkelgrau und trugen die Buchstaben MVNT CNTRL auf der linken Brusttasche. Trotzdem erinnerten sie mich unangenehm an Schwarze, denn ihre tiefhängenden Revolver waren ebenso echt.
    Rechts von mir begann ein Geländer, und darunter lag eine Art Bahnhof, auf dem eine Reihe hundert Meter langer Torpedos strahlend hell beleuchtet auf

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