Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
Passagiere wartete. Kleine Elektrokarren brachten Fahrgäste und Gepäck an Bord. Ich fuhr mit dem Lift nach unten. Zwei Grauuniformierte standen dort am Aufzug und starrten die Gesichter der Vorbeikommenden an; ich fühlte mich wie eine Maus, die von zwei Bussarden beobachtet wird. Ich spürte ihre Augen noch lange im Nacken, aber anscheinend war das nur mein schlechtes Gewissen. Die beiden ließen mich gehen.
Ich stieg in ein Fahrzeug, das auf den ersten Blick an einen gewöhnlichen Bus erinnerte; es setzte sich jedoch in Bewegung, senkte den Bug, tauchte in einen Tunnel hinab und stürzte sich wie eine Achterbahn in die Tiefe. Sechs Minuten später trat ich in einen großen Raum voller Menschen, Lichter und Geräusche. Ich durchquerte ihn, ging eine Rampe hinab und stand wieder im Freien. Hier draußen hielten sich nicht viele Leute auf. In der Ferne leuchteten die Lichter der Stadt wie eine farbige Mauer.
An dieser Stelle sollte ich in einen Tunnelwagen steigen, der zwanzig Kilometer unter der Erde dahinraste und Chicago schneller als jedes Flugzeug erreichte. Die Signale halfen mir nicht weiter. Links von mir lagen ein halbes Dutzend Gleise, die zu einer Achterbahn gehören konnten, und ich beobachtete, wie ein niedriges Fahrzeug, das auf vorn und hinten angebrachten Räderpaaren dahinrollte, aus der Dunkelheit heranschoß und ruckartig bremste. Die Klappe öffnete sich, und ein dicker Mann und eine hagere Frau stiegen aus. Das Fahrzeug rollte weiter. Im gleichen Augenblick kam schon das nächste heran und hielt an der gleichen Stelle.
Zwischen mir und den Wagen befand sich nur ein niedriges Geländer. Ich sprang darüber und blieb auf einem schmalen Streifen zwischen den Gleisen, der nicht so aussah, als sei er elektrisch geladen. Ich erreichte das haltende Fahrzeug, berührte die Tür, die sich automatisch öffnete – und hörte eine ruhige Stimme hinter mir sagen: »Halt, stehenbleiben!«
Ich drehte mich langsam danach um. Zwei Männer in grauen Uniformen kamen auf mich zu. Sie ließen sich reichlich Zeit. Einer von ihnen sagte: »Polizei!« Und der andere sagte: »Herkommen!« Die beiden hatten es selbstverständlich nicht nötig, »bitte« zu sagen.
Ich kam um den Wagen herum und trat einen halben Schritt in die angegebene Richtung. Der Polizist links neben mir trat etwas näher an das Fahrzeug heran, so daß ich zwischen den beiden und nur einen Meter von seinem Kollegen entfernt stand. Ich holte aus, versetzte dem zweiten Polizisten einen Magenhaken, packte ihn an der grauen Uniformjacke und hielt ihn als Schild vor mich. Der andere reagierte zu langsam; er griff nur nach seinem Revolver. Ich stieß ihm seinen Freund entgegen, brachte noch einen Handkantenschlag an und sprang in den Wagen, der sich in Bewegung setzte, als ich instinktiv auf einen großen roten Knopf drückte. Ich war unterwegs.
7
Die erste Stunde lang rollte ich mit hochgezogenen Schultern dahin und horchte angestrengt auf Sirenengeheul oder etwas anderes, das sie sich in dieser neuen, verbesserten Welt als Ersatz dafür ausgedacht haben konnten. Dann fiel mir etwas ein, und ich atmete erleichtert auf. Diese Gleise waren nichts anderes als eine moderne Autobahn; die Polizei war vermutlich imstande, jederzeit jedes Fahrzeug zu orten, das sich darauf bewegte – solange es automatisch gesteuert wurde. Aber ich hatte auf Handsteuerung umgeschaltet. Solange ich nicht schneller oder langsamer als die anderen war, gab es keine Möglichkeit, mich aus der Masse herauszupicken – hoffentlich.
Ich ließ den Wagen fünf Stunden lang mit dreihundert Stundenkilometer Geschwindigkeit dahinrollen. Etwa hundertfünfzig Kilometer vor dem riesigen Lichtfleck, der auf der fortlaufend veränderlichen Karte als Chicago bezeichnet war, bog ich auf einen Rastplatz ein, der mit Leuchtpfeilen markiert war. Dort griff ich in meine Jacke, holte die Plastikscheibe heraus, die Minka mir beschafft hatte, um die elektronischen Kontrollen zu täuschen, und warf sie auf den Boden des Fahrzeugs. Dann schaltete ich auf automatische Steuerung um und knallte die Tür von außen zu. Der Wagen setzte sich in Bewegung, fuhr auf die Autobahn hinaus, reihte sich in den Verkehrsnuß ein und raste mit Höchstgeschwindigkeit in der Schnellfahrspur davon. Ich kletterte über das Geländer, tastete mit den Zehen nach einem Vorsprung und kletterte nach unten.
Als die Sonne eine Stunde am Himmel stand, war ich bereits fast zehn Kilometer von der Autobahn
Weitere Kostenlose Bücher