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Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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entfernt und arbeitete mich durch sumpfiges Gelände weiter nach Nordwesten vor. Ich hatte einen langen Marsch vor mir, aber dieser Teil des Weges war verhältnismäßig einfach. Ich richtete mich nach dem Stand der Sonne und war besonders vorsichtig, wenn ich eine der wenigen noch befahrenen Straßen zu überqueren hatte. Die Amerikaner hatten es sich anscheinend im Laufe der Jahre abgewöhnt, ihr Land mit Kind und Kegel kreuz und quer im Auto zu bereisen. Die Leute blieben jetzt entweder zu Hause in einem Ameisenhaufen, wo sie nur auf Knöpfe zu drücken brauchten, wenn sie etwas benötigten, oder sie reisten unterirdisch oder durch die Luft. Ich sah einige Kondensstreifen am Himmel und einmal sogar einen tieffliegenden Hubschrauber, aber ich wußte, daß ich vor meinen Verfolgern sicher war, solange ich ihnen nicht gerade in die Arme lief. Ich trug keinen Miniatursender im Schädelknochen hinter dem rechten Ohr und war deshalb praktisch unsichtbar.
    Gegen Nachmittag hatte ich bereits drei Hügelrücken überquert und marschierte in ein Tal hinab, das schwache Erinnerungen in mir wachrief – wie ein alter Saufkumpan, den man nach Jahren wiedersieht, nachdem er sich eine Frau sechs Kinder und einen Psychiater zugelegt hat. Die Bäume waren hundert Jahre älter und größer, als ich sie in Erinnerung hatte, aber sonst sah noch alles fast wie damals aus ...
    Ich wußte nur nicht mehr genau, wann ›damals‹ gewesen war.
    Ich folgte den Überresten einer Straße zwischen den Bäumen, überlegte mir die Sache anders, bog nach links ab und stand zehn Minuten später an der Abzweigung, die zum Musky Lake geführt hatte. Sie war völlig mit Büschen und Unterholz überwuchert, aber ich ließ mich nicht weiter aufhalten, sondern arbeitete mich quer durch den Wald in Richtung See weiter.
    Ich brauchte eine Stunde, um den Hügelrücken zu erreichen. Als ich wieder auf die Straße zurückkam, die hier einen weiten Bogen beschrieb, sah ich vor mir Licht zwischen den Bäumen. Anscheinend war der Musky Lake doch kein einsamer Waldsee mehr wie früher.
    Ich zählte die Lichter in der Abenddämmerung vor mir. Insgesamt acht leuchteten in regelmäßigen Abständen auf der anderen Seite des Hügels. Ich bewunderte noch immer diesen Anblick, als etwas Großes und Dunkles mit roten und grünen Positionslichtern über mich hinwegrauschte und jenseits des Hügels niederging. Mein Ziel schien inzwischen zu einem beliebten Landeplatz geworden zu sein – und die Maschine, die ich eben gesehen hatte, war unzweifelhaft ein Militärflugzeug gewesen. Ich biß die Zähne zusammen und kroch weiter den Hügel hinauf.
    Dieses Gebiet kannte ich wie meine Hosentasche. Ich kannte jeden Felsen und jeden Busch – oder ich hatte sie einmal gekannt. Die Büsche waren zu Bäumen geworden, und die meisten Felsen waren irgendwie verschwunden, aber die Konturen des Geländes waren nach wie vor gleich. Ich erreichte den höchsten Punkt des Hügelrückens und sah in das einst so hübsche Tal hinab. Im letzten Zwielicht war zu erkennen, daß die Bäume zwanzig Meter vor mir allmählich aufhörten; dann folgte ein hundert Meter breiter gerodeter Streifen, hinter dem eine Ansammlung von Gebäuden lag, die alle strahlend hell beleuchtet waren.
     
    Ich brauchte eine halbe Stunde, um in der Dunkelheit einen Weg durch dieses Niemandsland zu finden. Schließlich stieß ich aus Zufall auf einen alten Entwässerungsgraben, der mit Unkraut überwuchert war. Ich machte mich so klein wie möglich und arbeitete mich mit Fingern und Zehen zentimeterweise voran. Eine Viertelstunde später befand ich mich weit genug innerhalb des Scheinwerferlichts, um vorsichtig den Kopf heben zu können.
    Zum Glück war die Nacht finster und mondlos. Einige Hubschrauber waren über mich hinweggebrummt, und ein großes VTOL-Flugzeug war einige Kilometer von mir entfernt geräuschvoll niedergegangen. Aber auf meiner Seite des Tals war alles ruhig und friedlich.
    Ich verbrachte die beiden nächsten Stunden damit, durch das Unterholz zu kriechen, das außerhalb des Scheinwerferbereichs sehr dicht wuchs. Hier an der westlichen Talseite standen einige Gebäude, aber im Osten erkannte ich ein größeres Bauwerk mit vielen beleuchteten Fenstern, das von einem hohen Zaun umgeben war, der selbst ein Stück Wald umschloß. Jemand hatte sich viel Mühe damit gegeben, ein Waldstück einzuzäunen, das sich eigentlich nicht von den Wäldern unterschied, die ich auf dem Weg hierher durchquert

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