Magazine of Fantasy and Science Fiction 23 - Am Tag vor der Ewigkeit
Fortschritte interessierte.
Ich verlor schließlich die Geduld und schlug mit der Faust auf den Tisch. Daraufhin hieß es sofort: ›Selbstverständlich, Mister Dravek; natürlich, Mister Dravek; ganz wie Sie meinen, Mister Dravek. Aber wir müssen jegliche Verantwortung dafür ablehnen ...‹
Was sollte ich in dieser Lage tun? Ich stellte schnell neue Ärzte ein und entließ sie oft ebenso rasch, aber alle gebrauchten die gleichen fadenscheinigen Ausflüchte: Warten Sie noch ein Jahr, nur um ganz sicher zu gehen ...
Auf diese Weise vergingen fünf Jahre und nochmals fünf Jahre. Inzwischen war meine Firma zum größten internationalen Konzern der Welt geworden. Wir erzeugten Lebensmittel und Arzneien und alle nur vorstellbaren Geräte, die mit unserem eigenen Verfahren zusammenhingen; wir hatten Nebenerwerbszweige, die größer als die meisten anderen Industriegiganten waren. Die Regierung hatte bereits mehrmals versucht, unsere Entwicklung zu behindern und den Konzern aufzuspalten, aber inzwischen hatte ich genügend interessante Erfahrungen mit Politikern gemacht – sie sind leichter zu bestechen, als man denkt.
Für die wirklich wichtigen Leute, die über Geld nur gelacht hätten, hielten wir etwas anderes bereit. Unsere Ärzte hatten nicht nur Daumen gedreht, sondern tatsächlich einiges entdeckt. Wir verfügten jetzt über erprobte Mittel, die einen Mann innerhalb weniger Wochen um zwanzig Jahre verjüngen konnten – innerlich und äußerlich –, und die Draco Foundation hatte viel Erfahrung mit komplizierten Organverpflanzungen. Wir legten selbstverständlich keinen Wert darauf, diese Tatsache bekannt werden zu lassen, sondern behielten die Sache für uns. Nur unsere Freunde wußten davon und kamen vielleicht selbst in den Genuß unserer Erfahrungen, und wir hatten schon damals nicht mehr viele Feinde. Wir blieben also unbelästigt, und ich wartete weiter. Die Ärzte sprachen jetzt von nächstem Jahr, dann sollten es nur noch wenige Monate sein, und schließlich hieß es, das Projekt könne bald in Angriff genommen werden.
Inzwischen waren die Verfahren zur Tiefstkühlung und zum Auftauen erheblich verbessert worden. Wir verdienten immerhin eine Menge Geld damit und wollten unsere Patienten natürlich zufriedenstellen. Aber die Operationen fanden in unseren Kältelabors statt, wo selbst die Meßwerte für den Salzgehalt des Körpergewebes und die elektrische Aufladung der Knochen unablässig kontrolliert werden konnten.
Aber ich hatte damals mit der Kleinen nicht viel Zeit gehabt. Ich hatte ihr nur ein Mittel gegen Kristallisation eingespritzt, das wir bei der Gemüseverarbeitung verwendeten, und hatte sie in den Tank gelegt. Das machte die Sache natürlich schwieriger – und gab den Ärzten eine Ausrede, mit der sie die Probe aufs Exempel beliebig lange hinausschieben konnten. Genau das taten sie nämlich. Sie verzögerten ihre Arbeit absichtlich, weil sie sich einbildeten, ich würde die Mittel für ihre Experimente drastisch kürzen oder ganz streichen, sobald ich die Kleine wieder in meine Arme schließen konnte. Diese Idioten! Als ob ich ein Programm sabotiert hätte, das mich zum reichsten Industriellen aller Zeiten gemacht hatte, der ganze Regierungen stürzen und durch Leute seiner Wahl ersetzen lassen konnte, wenn er nur wollte!
Sie hielten mich also mit allen möglichen Ausreden und Tricks hin. Und ich wurde immer älter. Inzwischen war es 2005; ich war fast sechzig, obwohl ich jünger aussah. Die Pillendreher hatten sich im Laufe der Zeit einiges einfallen lassen, um den menschlichen Körper zu verjüngen. Aber ich wußte natürlich, daß ich nicht ewig leben würde, und die jüngeren Direktoren meiner Firma trugen schon im voraus heimliche Machtkämpfe aus, um sich eine möglichst gute Position im Rennen um meine Nachfolge zu sichern, das sofort einsetzen würde, wenn ich einmal die Augen schloß. Ich wußte, daß niemand sich mehr um meine Kleine kümmern würde, sobald ich einmal selbst unter der Erde lag. Sie würde einfach in ihrem Tank bleiben, denn sie war schließlich meine Erbin, nicht wahr? Sollte sie je wieder ins Leben zurückgerufen werden, gehörte ihr alles, und die anderen mußten sich damit abfinden, daß sie ewig Befehlsempfänger bleiben würden. Deshalb mußte ich irgend etwas unternehmen. Ich mußte einen Plan ausarbeiten, der mir die Garantie gab, daß auch nach meinem Tod alles nach meinem Willen weiterging, so daß sie eines Tages aufwachen und ihr Erbe vorfinden
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