Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg
Hund, und ich überprüfte meinen Anzug, um zu sehen, wie schwer er beschädigt war. Die Servomotoren arbeiteten nur noch mit halber Kraft, und die Wärmeversorgung war ebenfalls beeinträchtigt. Das war schlecht. Der Riese und ich würden noch weit marschieren müssen, bis mein Auftrag erfüllt war.
Als wir eine halbe Stunde später aufbrachen, fragte ich mich noch immer, warum ich so schnell reagiert hatte, um das Leben des Riesen zu retten, den ich umbringen sollte.
Es war fast stockfinster, als wir zwei Löcher in den Schnee trampelten und darin vor dem Wind geschützt zu schlafen versuchten. Johnny Thunder behauptete, die Skorpione würden nicht zurückkommen, aber ich schwitzte in meinem gut isolierten Schutzanzug, als der letzte Lichtschimmer vom Himmel verschwand und eine Dunkelheit über uns herabsinken ließ, die mich unangenehm an das Innere eines frischen Grabes erinnerte. Dann muß ich aber doch eingeschlafen sein, denn ich wachte auf, weil mir ein bläulich-weißes Licht ins Gesicht schien. Cronus, der innere Mond, war über den Bergen aufgegangen und schien so dicht über uns zu hängen, daß man nur in die Höhe zu springen brauchte, um nach ihm greifen zu können.
Wir kamen im Mondschein gut voran, wenn man berücksichtigte, daß wir ein steiles Gletscherfeld zu erklettern hatten. In zwölftausend Meter Höhe erreichten wir den höchsten Punkt dieser Barriere und sahen von dort aus in ein Tal hinab und zu der nächsten Bergkette hinüber, die dreißig Kilometer weiter silbern und weiß im Sternenschein glänzte.
»Vielleicht finden wir sie auf der anderen Seite«, sagte der Riese. Seine Stimme klang weniger volltönend als früher. Sein Gesicht war vor Kälte geschwollen, und der eisige Wind hatte die Haut rissig gemacht. Woola kauerte hinter ihm und sah zusammengeschrumpft und alt aus.
»Klar«, sagte ich. »Oder vielleicht auf der übernächsten.«
»Es wäre besser, wenn wir sie dort fänden. Jenseits dieser Kette liegen die Türme von Nandi. Wenn deine Freunde dort gelandet sind, werden sie lange schlafen – und wir ebenfalls.«
Wir erreichten den nächsten Grat in zwei Märschen. Unterdessen stand der Mond hoch genug am Himmel, um das gesamte Panorama zu beleuchten. Überall war nur Eis zu sehen. Wir schlugen unser Lager im Windschatten des Grats auf und marschierten dann weiter. Der Anzug machte mir Schwierigkeiten, weil er nicht mehr richtig ausbalanciert war, und ich hatte leichte Erfrierungen an beiden Füßen. Und trotz der heißen Nährstoffkonzentrate, die ich heimlich auf dem Marsch aus einem Röhrchen saugte, und der Vitamine in Traubenzuckerlösung, die mir der Anzug in regelmäßigen Abständen injizierte, begann ich die Anstrengungen zu spüren – aber nicht so schlimm wie Johnny Thunder. Sein Gesicht war hager und eingefallen, und er bewegte sich so schwerfällig, als habe er an jedem Bein einen Amboß hängen. Er teilte sich und dem Hund weiterhin spärliche Portionen zu und drängte mir mehr auf, als ich essen konnte. Ich stopfte die Hälfte in den Abfallsack an meiner Schulter und sah zu, wie der Riese langsam verhungerte. Aber er war zäh; er verhungerte nur allmählich und kämpfte mit erstaunlicher Energie um sein Leben.
Als wir in dieser Nacht hinter einer Mauer aus Eisbrocken lagen, die er als Windschutz aufgebaut hatte, stellte er mir eine Frage.
»Wie fühlt man sich, Carl Patton, wenn man den Raum zwischen zwei Welten durchquert?«
»Wie in Einzelhaft«, erklärte ich ihm.
»Liebst du die Einsamkeit nicht?«
»Welche Rolle spielt das dabei? Ich tue nur, wofür ich bezahlt werde.«
»Was liebst du, Carl Patton?«
»Wein, Weib und Gesang«, antwortete ich. »Aber notfalls kann ich auf den Gesang verzichten.«
»Wartet eine Frau auf dich?«
»Frauen«, verbesserte ich ihn. »Aber sie warten nicht gerade.«
»Du scheinst nicht viel zu lieben, Carl Patton. Was haßt du also?«
»Narren«, sagte ich.
»Haben Narren dich hierher getrieben?«
»Mich? Ich lasse mich nicht irgendwohin treiben. Ich suche mir mein Ziel selbst.«
»Dann suchst du also Freiheit. Hast du sie hier auf meiner Welt gefunden, Carl Patton?« Sein Gesicht blieb eine unbewegliche Maske, aber seine Stimme schien mich auszulachen.
»Du weißt doch, daß du hier draußen sterben wirst, nicht wahr?« Das hatte ich eigentlich nicht sagen wollen, aber ich tat es trotzdem, und meine Stimme klang dabei wütend.
Er warf mir einen prüfenden Blick zu, wie er es immer tat, bevor er sprach –
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