Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
als wolle er meinen Gesichtsausdruck deuten.
    »Jeder muß einmal sterben«, sagte er dann.
    »Du brauchst gar nicht hier zu sein«, erklärte ich ihm. »Du könntest jetzt aufgeben, in die Ebene zurückkehren und nie wieder an die ganze Sache denken.«
    »Das könntest du auch, Carl Patton.«
    »Ich soll aufgeben?« knurrte ich. »Kommt nicht in Frage. Zuerst muß ich meinen Auftrag erfüllen.«
    Johnny Thunder nickte langsam. »Ein Mann muß tun, was er sich vorgenommen hat. Sonst ist er nur eine Schneeflocke, die im Wind treibt.«
    »Hältst du das Ganze etwa für ein Spiel?« erkundigte ich mich wütend. »Für einen Wettstreit? Sieg oder Tod – oder vielleicht auch beides –, und der Bessere möge gewinnen?«
    »Mit wem sollte ich in einen Wettstreit treten, Carl Patton? Sind wir nicht Weggefährten?«
    »Wir sind Fremde«, stellte ich fest. »Du kennst mich nicht, und ich kenne dich nicht. Und an deiner Stelle würde ich mir gar keine Mühe mehr geben, hinter meine Geheimnisse zu kommen.«
    »Du bist aufgebrochen, um das Leben der Hilflosen zu retten, weil das deine Pflicht ist.«
    »Aber nicht deine! Du hast keinen Grund, dich hier in Lebensgefahr zu begeben! Du kannst dieser Eiswelt entfliehen, den Rest deiner Tage behaglich verbringen, alles haben, was du dir je gewünscht hast ...«
    »Was ich will, kann mir kein Mensch geben.«
    »Du haßt uns, nicht wahr?« fragte ich. »Für dich sind wir die Fremden, die hierher gekommen sind und deine Welt zerstört haben.«
    »Wie kann man eine Naturgewalt hassen?«
    »Meinetwegen – aber was haßt du dann?«
    Ich dachte schon, er würde diese Frage nicht beantworten. »Ich hasse den Feigling in mir«, sagte er schließlich. »Die leise Stimme, die mir zum Nachgeben rät. Aber welcher Geist bliebe in meinem Körper zurück, um ihn mit Leben zu erfüllen, wenn ich jetzt zurückwiche, um meinen Leib zu retten?«
    »Lauf doch weg, wenn du schon weglaufen willst!« brüllte ich ihn an. »Du verlierst diesen Wettstreit ohnehin! Warum gibst du nicht auf, solange du noch Gelegenheit dazu hast?«
    »Ich muß weiter, solange ich kann. Und wenn ich Glück habe, stirbt das Fleisch, bevor mich der Mut verläßt.«
    »Blödsinn! Das ist kein Mut, sondern selbstmörderischer Wahnsinn!«
    »Dann befinde ich mich also in guter Gesellschaft, Carl Patton?«
    Ich äußerte mich nicht dazu.
     
    Wir marschierten weiter und hatten dann bereits hundertfünfzig Kilometer zurückgelegt. Wir überwanden eine noch höhere Bergkette. Auf dem Grat war es kälter als in der Antarktis, und der Wind war schneidend scharf geworden. Mein Anzeigegerät ließ erkennen, daß wir knapp fünfzehn Kilometer an der Kapsel vorbeimarschiert waren, als der Mond unterging und der Morgendämmerung Platz machte. Die Kühlanlage und alle übrigen Geräte arbeiteten einwandfrei; die Stromversorgung würde mindestens noch hundert Jahre funktionieren. Wenn ich nicht zurückkam, würden die eingefrorenen Bergleute vielleicht in einem neuen Jahrhundert aufwachen – aber sie würden aufwachen.
    Johnny Thunder bot einen mitleiderregenden Anblick. Seine Hände waren in der Kälte rissig und blutig geworden, die eingesunkenen Wangen ließen die Backenknochen scharf hervortreten, und die Haut war straff gespannt wohin man sah. Er bewegte sich langsam und schwerfällig. Aber er bewegte sich. Ich marschierte weit voraus und dachte nicht daran, das Tempo zu drosseln.
    Der Hund war in noch schlechterer Verfassung als sein Herr. Er blieb bei jeder Steigung weit hinter uns zurück und benützte unsere Ruhepausen nur noch dazu, uns wieder einzuholen. Obwohl ich mir Mühe gab, nicht langsamer zu werden, rasteten wir immer länger und marschierten jeweils nur kurze Strecken zwischen den Pausen.
    Am Spätnachmittag erreichten wir endlich den Paß, der nach Auskunft des Riesen in die Berge führte, die er als Türme von Nandi bezeichnete. Ich kletterte eine Scharte zwischen senkrechten Eiswänden hinauf, erreichte den Grat und sah ein endloses Meer schneebedeckter Gipfel vor mir, die sich in unzähligen Ketten hintereinander erhoben, so daß die Welt bis zum Horizont nur aus Schnee und Eis zu bestehen schien.
    Ich drehte mich nach dem Riesen um und wollte ihn bereits auffordern, noch etwas Kraft zu vergeuden, indem er rascher herankam, aber er war diesmal schneller. Er deutete nach oben und rief mir etwas zu, das ich nicht mehr hören konnte, weil über mir ein dumpfes Grollen begonnen hatte. Ich hob den Kopf und sah den halben

Weitere Kostenlose Bücher