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Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
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begonnen, die zweite Flucht des Captains zu schildern, als die Sonne unterging, so daß er den Brief nicht beenden konnte. Er schlief in dieser Nacht ziemlich schlecht im Minenfeld (er wollte noch nicht in sein Zelt zurückkehren; dazu fehlte ihm vorläufig der Mut) und mußte morgens feststellen, daß sein Brief irgendwie abhanden gekommen war. Hastings hatte einen guten Ruf als Briefschreiber, und die Männer der Kompanie stahlen immer seine Korrespondenz, weil sie einzelne Sätze daraus verwerten wollten. Hastings war das bisher ziemlich gleichgültig gewesen, aber in letzter Zeit hatte er das Gefühl, daß er nur eine beschränkte Anzahl von Dingen zu sagen hatte, die rasch weniger wurden. Dieser Diebstahl verstärkte seine Niedergeschlagenheit, und er überlegte bereits, ob er nochmals mit dem Captain sprechen sollte, aber dann dachte er: Der Teufel soll alles holen. Wir geben dem neuen Mann eine Chance. Dazu sind wir mindestens verpflichtet. Hastings warf einen traurigen Blick auf die Zelte des Gegners und fand seine Meinung bestätigt, daß er sich in einer höchst anormalen Situation befinde.
     
    Hauptquartier (schrieb Hastings einige Zeit später auf die Rückseite eines Briefs eines alten Bekannten), ich bin zu diesem ungewöhnlichen und irregulären Vorgehen gezwungen weil mein erst kürzlich eingesetzter Captain sich weigert, meine wiederholten Gesuche um Erholungsurlaub zur Kenntnis zu nehmen. Wie Sie vielleicht wissen oder nicht wissen, habe ich dieses Gesuch vor einigen Monaten erstmals eingereicht; ich habe es letzte Woche neu geschrieben, weil mein Vorgesetzter nicht darauf reagierte. Dieser Vorgesetzte hat sich als geradezu erschreckend unfähig erwiesen, was ich von einem Captain dieser Army nie erwartet hätte, und hat den Ruf Ihrer geschätzten Institution äußerst gefährdet. Er hat beide Gesuche nie persönlich abgelehnt, sondern hat mir durch den Sergeanten (der ein Veteran mit großem Verständnis für meine Lage ist) mitteilen lassen, mein Benehmen sei unverantwortlich. Aber ich frage Sie, Gentlemen, ist es unverantwortlich von mir, einen Erholungsurlaub zu beantragen? Ich kämpfe nun schon seit langer Zeit in diesem Krieg und habe mich immer wieder den gleichen eintönigen Erfahrungen und Erlebnissen ausgesetzt, während die Kompanie um mich herum ihre Zusammensetzung ständig ändert, weil nachts Ersatz für Ausfälle herankommt. Diese neuen Soldaten erzählen mir immer wieder, ihrer Meinung nach sei unser ganzer Kampf sinnlos, und ich bin gezwungen, ihnen darin zuzustimmen. Die ganze Sache nimmt allmählich den Aspekt eines Alptraums an, was leider einmal gesagt werden muß, und obwohl ich von Natur aus kein labiler Typ bin, werde ich allmählich nicht neurasthenisch, wie ich früher einmal festgestellt habe, sondern wirklich psychotisch. Dies ist ein schreckliches Ritual, Gentlemen, ein entsetzliches Opfer, die drohende Vernichtung meiner Seele. Außerdem klauen die anderen mir meine Briefe. Ich habe schon seit Monaten keinen Brief mehr aufgeben können, selbst dann nicht, als ich meiner Verlobten mitteilen wollte, daß ich unsere Verlobung als gelöst betrachte. Gentlemen, ich liebe meine Verlobte, aber noch wichtiger ist, daß ich nach zweijähriger Entfremdung dafür sorgen möchte, daß sie mich nicht mehr ertragen muß. Welchen besseren Beweis könnte ich für meine Verrücktheit liefern? Ich hoffe sehr, daß Sie dieses Gesuch ernstlich in Erwägung ziehen und den Beförderungsbogen meines Vorgesetzten nochmals überprüfen werden; ich schicke Ihnen diesen Brief heimlich und auf Umwegen. Hochachtungsvoll! Hastings, Kennziffer wie zuvor.
     
    Nachdem Hastings diesen Brief geschrieben hatte, ging er damit in das Zelt, das die Schreibstube ersetzte, und gab ihn dem Sergeanten, der eben seinen Schreibtisch aufräumte. Er warf dem Sergeanten einen bittenden Blick zu und erklärte ihm, dieser Brief müsse auf einem besonderen Dienstweg weitergeleitet werden, ohne daß ihn der Captain zu Gesicht bekomme. Der Sergeant erwiderte seinen Blick mit einem ungläubigen Lächeln und erklärte ihm, dieser Brief könne unmöglich weitergegeben werden: er sei nicht verschlüsselt, was alle direkten Mitteilungen ans Hauptquartier selbstverständlich sein müßten. Außerdem habe er aufregende Nachrichten aus dem Hauptquartier bekommen, fügte der Sergeant hinzu: dort werde der Plan erwogen, eine Zeitung drucken zu lassen die per Luftpost an die Kompanie geschickt werden solle; dieser Zeitung würden

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