Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 24 - Der letzte Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.A.
Vom Netzwerk:
können. Hastings marschierte in der Mitte der Kompanie, während sie das Minenfeld überwanden, und erzählte allen, es sei absolut harmlos, ein Riesenschwindel. Keiner der Männer hätte trotz der Minen irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen getroffen, wenn der Captain nicht hinter ihnen hergelaufen wäre. Einige der Männer hoben Steine auf und bewarfen einander damit; manche von ihnen behaupteten, dieser Krieg werde nie zu Ende gehen. Wenn das alles ausartete, mußte der Captain laut schreien; aus größerer Entfernung brüllte er sogar mit letzter Kraft, aber selbst dann achtete die Kompanie nicht mehr auf ihn. Dafür machte er Hastings verantwortlich. Dieser Kerl untergrub die Kampfmoral der Truppe. Der Captain vermutete sogar, daß Hastings insgeheim versuchte, die Fortschritte des Krieges zu sabotieren.
    Dieser Hastings behauptete jedoch nicht nur, daß das Minenfeld so sicher wie ein Kinderspielplatz sei, sondern war auch ein Briefschreiber. Er schrieb allen möglichen Leuten Briefe; jetzt hatte er ein Gesuch ans Hauptquartier verfaßt (das schon seltsam genug reagierte, wenn er selbst eine Anregung vortrug; die Nachrichten, die nun aus dem Hauptquartier kamen, konnten jeden verwirren – ganz zu schweigen von einem Captain, der sich erst akklimatisieren mußte), seine Lage erläutert und um Erholungsurlaub gebeten; als Begründung hatte er irgendwelche obskuren Vorschriften angeführt. Der Captain wußte natürlich, was passieren würde, wenn er dieses Gesuch weitergab: Zwei oder drei Offiziere würden in einem Jeep angefahren kommen, Hastings mitnehmen und in eine Nervenheilanstalt einliefern, und der Captain wollte ihm das ersparen. Seine Reaktion ließ auf gewöhnliches, allerdings unbegründetes Mitleid schließen, aber Hastings bestand trotzdem darauf, daß sein verdammtes Gesuch auf dem Dienstweg weitergegeben würde.
    Der Captain wußte nicht, was er mit Hastings anfangen sollte. Erstens war er selbst erst sechs Wochen in dieser Kompanie und ausschließlich damit beschäftigt, sich zu akklimatisieren; zweitens sehnte er sich nach seiner Frau und seinem kleinen Haus zurück, das er im Süden als Offiziersunterkunft zugewiesen bekommen hatte. Außerdem ertappte der Captain sich manchmal selbst dabei, daß er nachts wach lag und sich fragte, ob dieser Krieg überhaupt wirklich zu gewinnen war. Manche Einzelheiten waren höchst seltsam, das mußte er zugeben. Die Bombenangriffe fanden in unregelmäßigen Abständen statt, und einige der Piloten schienen kein übermäßiges Interesse daran zu haben; sie warfen die Bomben auf eigene Truppen ab und flogen nicht genau dorthin, wo sie hätten fliegen sollen. Dazu kam noch, daß einige Männer der Kompanie eine besondere Vorliebe für einen bestimmten Teil des Geländes entwickelt hatten; sie behaupteten sogar, der einzige Zweck des Krieges bestehe darin, sich diesen Teil zu sichern und ihn ständig zu bewohnen. Der Captain wußte nicht, was er dagegen unternehmen sollte. Außerdem wartete Hastings jetzt oft vor seinem Zelt und erkundigte sich jedesmal nach seinem Gesuch, und der Captain mußte feststellen, daß sein Recht, das Zelt betreten und zu verlassen, wann es ihm Spaß machte, noch mehr als in den Dienstvorschriften vorgesehen beschnitten wurde.
    Der Captain hatte nichts gegen den Krieg. Alles klappte ungefähr so, wie es in den Vorbereitungskursen gelehrt worden war. Selbstverständlich hatte die Sache auch merkwürdige Seiten: der Gegner schien den Wald ebenfalls zu bevorzugen und kämpfte wütend um die Wiedereroberung jedes geliebten Baums, aber dergleichen Dinge waren in Streßsituationen ganz normal; nach einiger Zeit ließen sich alle Konflikte und alle Abstraktionen auf den beschränkten Raum zurückführen, in dem diese Männer leben mußten. Der Captain war dazu ausgebildet worden, die Dinge auf diese Weise zu sehen, und er war in die Geheimnisse der Kampfkraft einer Truppe eingeweiht worden. Er verstand also den Krieg; er verstand ihn sehr gut. Daran konnte kein Zweifel bestehen. Aber die Kriegsakademie hatte versäumt, ihn auf Hastings vorzubereiten. Dort hatte es niemand wie diesen Hastings gegeben – nicht einmal als Latrinenreiniger oder Heizer.
    Der Captain hatte es sich angewöhnt, seiner jungen Frau lange Briefe auf Papier zu schreiben, das er sich von seinem Sergeanten lieh, der schon vier Kriege und acht beschränkte kriegerische Verwicklungen hinter sich hatte; in diesen Briefen schilderte er ihr die Lage, erläuterte die Aspekte dieser

Weitere Kostenlose Bücher