Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder
Erfolg.«
Brunig sprach ausgezeichnet Englisch, obwohl er wie alle Kortaner Schwierigkeiten mit einzelnen Lauten hatte. Jan sprach Englisch ebenso fließend wie Idrisch und hatte deshalb nicht die Absicht, Kortanisch mit Brunig zu sprechen. Auf diese Weise kamen sie bestimmt besser zurecht.
Brunig ließ sich in einen Sessel fallen und wirkte plötzlich nur noch normalgroß. »Ich möchte Ihnen zu Anfang etwas erklären«, begann der Chefinspektor. »Mister Holt hat in letzter Zeit kaum noch über das ganze Problem mit uns gesprochen, weil er offenbar eine kortanische Verschwörung fürchtet und nicht davon überzeugt ist, daß wir unser Bestes tun. Ich muß zugeben, daß wir bisher nichts erreicht haben. Der Botschafter scheint sogar zu glauben, daß die Polizei der Kolonie irgend etwas mit den Vorfällen zu tun hat. Aber wir sind weder darin verwickelt, noch schlafen wir. Sie sind vorerst vielleicht nur bereit, diese Tatsache als Annahme zu akzeptieren. Das müssen Sie halten, wie Sie wollen. Aber wir haben bisher weder Spuren noch brauchbare Zeugen gefunden. Wir wissen nicht, welche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden müßten, um Wiederholungen zu vermeiden.
Die Bewohner der Kolonie werden verständlicherweise unruhig. Würden Sie jetzt aus dem Fenster sehen, müßte Ihnen auffallen, daß die vorhin so belebten Straßen jetzt menschenleer sind. Wer nicht unbedingt muß, geht nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße. Aber obwohl die Leute vorsichtiger geworden sind, verschwinden immer wieder Männer und Frauen. Wer nur irgendein Opfer sucht, ohne auf die Person zu achten, findet immer eines.«
Jan Pierson hatte sich Brunig gegenübergesetzt, um ihn beobachten zu können. Aber davon hatte er wider Erwarten nicht viel. Die dunklen Augen des anderen waren fast unter buschigen Augenbrauen verborgen. Der Gesichtsausdruck des Kortaners war für Außenstehende schwer zu deuten. Andererseits war Brunigs Freimut entwaffnend.
»Sie glauben also auch, daß es sich um Entführungen handelt?« fragte Pierson den Chefinspektor.
»Ich kann nur hoffen, daß es sich nicht um Morde handelt«, erwiderte Brunig. »Was glauben Sie?«
»Das weiß ich noch nicht«, antwortete Jan ausweichend. »Halten Sie Kortaner dafür verantwortlich?«
Brunig zuckte mit den Schultern. »Ich nehme es an, obwohl dergleichen Dinge meiner Erfahrung nach nicht zum Charakter eines Kortaners passen. Wieviel wissen Sie über Kort?«
»Nicht viel. Leisten Sie mir beim Abendessen Gesellschaft?«
Brunig schien zufrieden zu sein; jedenfalls deutete er ausnahmsweise sogar ein Lächeln an. »Danke, gern. Ich muß nur bei meiner Dienststelle anrufen, um zu sagen, daß ich nicht zurückkommen werde. Ist Ihnen übrigens klar, was das bedeutet? Noch vor sechzig Jahren hatten wir Kortaner nur eine primitive Zivilisation, die diese Bezeichnung kaum verdiente. Jetzt kann ich jeden meiner Landsleute anrufen und heute abend mit einem Lufttaxi nach Hause fliegen, wenn es mir Spaß macht. Warum sollte ein Kortaner die Gans, die solche schönen Eier legt, von Kort vertreiben wollen? Jeder vernünftige Kortaner, meine ich.«
»Oho! Und wie steht es mit unvernünftigen Kortanern?«
»Wir kennen keine Geisteskrankheiten. Es gibt gelegentlich geistig behinderte Kinder, die jedoch gar nicht erst aufgezogen werden.«
»Ich schlage vor, daß wir uns das Abendessen hier servieren lassen, damit wir uns ungestört unterhalten können«, sagte Jan Pierson. Ihm gefiel dieser umgängliche Mann, der seine Sache besser verstand, als man von einem Polizisten auf Kort erwartete. Jan begann ihm zu vertrauen, obwohl Botschafter Holt ihn vor Kortanern gewarnt hatte.
»Wo haben Sie übrigens Englisch gelernt?« wollte Pierson wissen, nachdem der Kellner, der ihr Abendessen gebracht hatte, wieder gegangen war.
»Ich war ein Jahr auf der New Yorker Polizeiakademie. Seitdem habe ich keine Schwierigkeiten mehr mit unseren Problemen gehabt – bis diese Sache aufgetaucht ist. Mir fällt es schwer, an kortanische Entführer zu glauben, weil derartige Verbrechen bei uns bisher unbekannt waren. Der normale Kortaner ist kein sehr gesetzestreuer Bürger, aber seine Untaten werden impulsiv begangen. Er stiehlt, wenn er etwas sieht, das ihm gut gefällt, und wenn er glaubt, unerkannt verschwinden zu können; aber er bricht in keine Bank ein, weil dazu eine gründliche Planung unerläßlich wäre. Er schreckt vor keiner Auseinandersetzung zurück und bringt seinen Gegner dabei
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