Magazine of Fantasy and Science Fiction 25 - Planet der Selbstmörder
zurück, um weitere Fragen zu stellen.«
Miß Takani erwartete ihn mit dem Atlas, den Plänen und einem Schlüssel. »Ihr Hotelzimmer ist bereits reserviert. Das Gepäck steht schon dort – in Zimmer 401. Ich habe ein hübsches Zimmer für Sie bestellt, falls Sie dort Besuch empfangen wollen.«
Sie warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, der keinen Zweifel daran ließ, daß sie nicht ablehnen würde, falls er auf die Idee käme, sie zu sich einzuladen. Miß Takani begleitete ihn zum Ausgang und drückte ihm dort ihre Karte in die Hand. Jan Pierson las: Ota Takani, und eine Telefonnummer. Die Visitenkarte duftete betäubend nach Miß Takanis schwerem Parfüm.
Das Hotel Vil-Kort lag in der Nähe der Botschaft. Es war klein und schien fast verlassen zu sein, bis schließlich einige Leute – Kortaner und Interweltler – im Speisesaal auftauchten.
Pierson zog sich in seinem Zimmer um, schloß die Koffer wieder ab und ging zum Mittagessen nach unten. Er hatte auf dem Flug hierher einige Pfund abgenommen und würde in den nächsten Tagen immer Hunger haben. Im Speisesaal hatten die Gäste zwei Menüs zur Auswahl. Eines war für Interweltler gedacht und entsprach der internationalen Küche, die auf allen Planeten in guten Hotels üblich war; das andere bestand aus hiesigen Spezialitäten. Jan versuchte zunächst nur eine Vorspeise und bestellte dann lieber doch das erste Menü.
Später befestigte er den Plan der Kolonie an der Wand seines Schlafzimmers und machte sich daran, die Situation grafisch darzustellen. Der Versuch gelang nicht recht. Blaue Stecknadeln bezeichneten die Häuser und Arbeitsstätten der Verschwundenen, während rote den Ort kennzeichneten, an dem sie zuletzt gesehen worden waren. Die blauen und roten Nadeln ergaben zusammen kein vernünftiges Muster. Deshalb begann Pierson, allgemeine Feststellungen zu notieren:
1. Keine Rassenunterschiede – die Vermißten stammen von vier Planeten: Idris, Terra, Droon und Donelay
2. Keine Altersunterschiede – Durchschnittsalter 38; Durchschnitt in der Kolonie 40
3. Kein Unterschied nach Geschlechtern – 10 Männer und 6 Frauen; etwa das gleiche Zahlenverhältnis wie in der Kolonie selbst
4. Keine Beziehung zu irgendwelchen Berufen
5. Kein namentlicher Zusammenhang
6. Vermuteter Zusammenhang mit Reichtum oder Wohlstand der Verschwundenen; weitere Informationen erforderlich
7. Persönliche Einstellung, Vorurteile etc. der Verschwundenen unklar; weitere Informationen erforderlich
8. Gemeinsamkeiten: Alle Betroffenen sind nachts verschwunden.
Das war eine wertlose Liste, und sein Versuch, Detektiv zu spielen, war geradezu lächerlich. Pierson rief im Polizeirevier an und stellte fest, daß der Chefinspektor (mit zwei Untergebenen!) selbst Anrufe entgegennahm.
»Ich habe schon gehofft, daß Sie sich an mich wenden würden«, sagte Chefinspektor Brunig freundlich. »Darf ich zu Ihnen ins Hotel kommen? Vielleicht in zwanzig Minuten?«
Jan versicherte ihm, er freue sich über seinen Besuch, und trat dann auf den winzigen Balkon seines Zimmers hinaus, um sich einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Es gab nur wenige Gebäude mit mehr als drei Stockwerken – das Hotel selbst, einige Bürogebäude und ein Universitätstrakt. Die Kolonie und die Stadt Ligord glichen sich architektonisch; beide bestanden aus Beton- oder Steinbauten, deren Oberfläche zwischen hell- und dunkelbraun schwankte. Jenseits der Stadtgrenzen waren bewaldete Hügel zu erkennen. Die weiße Sonne versank eben hinter ihnen, und Pierson beobachtete dieses Schauspiel, bis Chefinspektor Brunig an die Tür seines Zimmers klopfte.
Der Polizeibeamte war zwei Meter groß und hatte entsprechend breite Schultern. Er schien sich über die Begegnung mit Jan Pierson ehrlich zu freuen, aber dieser erinnerte sich an Botschafter Holts Befürchtungen und bemühte sich, das Verhalten des anderen richtig einzuschätzen. War es nicht schon merkwürdig, daß Brunig sofort bereit gewesen war, ihn zu unterstützen?
Der Chefinspektor wurde auf die Karte aufmerksam, betrachtete sie nachdenklich und nickte dabei langsam. »Ich habe eine ganz ähnliche Darstellung in meinem Büro hängen«, erklärte er Pierson, »aber sie hat mir bisher nicht weitergeholfen. Ich habe vorhin den Botschafter angerufen, um mich nach Ihnen zu erkundigen, und er hat mir erzählt, daß Sie nach einem gemeinsamen Nenner dieser Falle suchen wollen. Das tun wir seit längerer Zeit – bisher jedoch ohne
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