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Magdalenas Blau: Das Leben einer blinden Gärtnerin (German Edition)

Magdalenas Blau: Das Leben einer blinden Gärtnerin (German Edition)

Titel: Magdalenas Blau: Das Leben einer blinden Gärtnerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulla Lachauer
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oben seien fertig, nach Sorten gekennzeichnet. Berner Rose, Ochsenherz, Harzfeuer, Kirschtomaten und «noch eine von der Nachbarin». Kaum zeigt der Kalender Februar, packt Konrad die Unruhe. Wer im ärmsten Schwarzwald groß geworden ist, der kann es nicht lassen. Wir werden nicht des Hungers sterben! Für die Tomatenschwemme ist schon gesorgt, die Gurken-Zucchini-Blumenkohl-Salat-Kürbis-Schwemmen werfen ihre Schatten voraus!
    Und ich? Brenne auf Sparflamme. In diesem Jahr wird Konrad zum ersten Mal auf meine Fingerfertigkeit beim Tomatenpikieren verzichten müssen. Pflänzchen mit Ballen anreichen – er. Auseinanderzupfen und vereinzeln – ich. In die Erde stecken – er. Unsere alte Arbeitsteilung bei vielen Dingen: Konrad das Grobe, ich das Feine.
    Kaum vorstellbar, ein Gartenjahr, in dem ich nichts oder fast nichts tue. Bis zum Oktober, bis zu der großen Operation am Herzen, werde ich Statistin sein. Schrecklich! Dieses Anschwellen der Geschäftigkeit nach der Winterruhe, das hierzulande meist zusammenfällt mit der Fasnet, habe ich immer sehr gemocht. In den Reben sind sie jetzt schon zugange. Höchste Zeit zum Rebholzschneiden, am Südhang, sagt Konrad, treibt der Wein schon aus.
    Besonders in den Jahren, als wir noch neu waren im Dorf, haben wir beim Rebholzsammeln mitgemacht. «Wir bruche einander», unter dem Motto lief damals noch vieles. Rebholzsammeln war eine der Gemeinschaftsarbeiten, bei der auch die Kinder mitmachten: das abgeschnittene Holz auflesen, zu Häufle setzen, sogenannte Rebwellen, die dann im Winter in den Schlund der Kachelöfen gesteckt wurden. Dreijährige hoppelten da schon mit. Mit den ganz Kleinen bin ich auf allen vieren durch die Reihen gekrochen. Weil sie so elend lang waren, hat Konrad für die jüngsten Arbeiter alle paar Meter ein Schokolädle hingelegt, oder Weihnachtsbrötle, die noch übrig waren.
    Nie habe ich morgens so viel Zeit gehabt, der Amsel zuzuhören. Die Beatles haben mal einen Song über die Amsel gemacht, ich weiß noch, wie überrascht ich damals darüber war. 1968, in dem Jahr, als wir unser Haus bauten.
    «Blackbird singing in the dead of night
    Take these broken wings and learn to fly
    All your life, you were only waiting for this moment to arise.»
    Das ist mein Lied.

[zur Inhaltsübersicht]
    Zimmerschule
    Manchmal steht das Leben still. Das habe ich zum ersten Mal erfahren im Januar 1938, ich war noch kein Schulkind. Krankheit und Tod – die erste Lektion.
    Den ganzen Monat über lag ich auf dem Sofa, unterm Daunenplumeau, und grub darin immer neue Mulden für meine schönen, sehr wichtigen Spielsachen: Perlen und die bunten Kugeln zum Muster auslegen, alles, was ich zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte, und meinen geliebten Bilderbaukasten. Ich war krank. Eine dicke schmerzende Backe plagte mich, es hieß, ich hätte einen «Eiterherd». Großvater hätte es mir sicherlich genauer erklärt, der kam jedoch nicht, denn auch Großmutter war krank. Man sagte mir, sie würde nicht einmal mehr sprechen.
    Eine himmlische Ruhe um mich herum, ich bin allein und trotzdem geborgen. Und dann, an dem Abend, als die Eiterbeule aufgeht, ist alles schlagartig vorbei. Auf einmal ist unsere Wohnung voller Verwandter. Eben noch hat Mutter mir das eklige Zeug aus dem Mund gewischt und mir erlaubt, bis um acht zu spielen, da werden mir die Spielsachen entrissen. Um acht ist komischerweise niemand still. Wenn das Deutschlandlied aus dem «Körting» kommt, muss man doch still sein! Wie es sich gehört, postiere ich mich vor dem Radio und reiße die rechte Hand hoch, so wie auf den Bildern, auf denen der Führer abgebildet ist. Jetzt noch das zweite Lied, «Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen, SA marschiert». Ich stehe stramm in meinem Pyjama, und die Erwachsenen reden über die Musik hinweg, wild durcheinander.
    «Else, Johann! Kommt, es ist so weit», ruft Tante Regina. Sie ruft wie zu Weihnachten, nur ohne Glöckchen und mit zittriger Stimme. Alle verschwinden aus dem Zimmer, und ich bleibe, niemand hat mich an der Hand genommen.
    Am anderen Morgen stehe ich am Bett der Großmutter. Meinen kleinen Bruder haben sie nicht zu ihr gelassen, vielleicht weil sie wissen, er wird fragen, und ich bin schon groß und weiß, dass man nicht fragen darf. «Oma ist tot.» Heimlich fasse ich unter ihre Bettdecke, ihr Bein ist kalt, es fühlt sich ganz hart an. Das ist tot? Erschrocken drücke ich mich an Großvater, er zittert.
    «Großvater, du wackelst so. Frierst

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