Magermilch
Ich werde Leni und Leo mit aufbieten müssen, um dich davor zu retten, vermarktet zu werden.
Das Rheingau scheint ein Nährboden für Fußballspieler zu sein! Meinte Frau Brunner nicht, dieser Magermilch …
»Ist Hannes nicht auch ein guter Fußballer?«, sagte Fanni.
»Hannes Gruber?«, fragte ihr Mann nach.
Sie nickte.
»Na ja, er hat eine Zeit lang für Aktiv-Grünweiß gekickt«, antwortete Hans Rot.
»Als Kind?«
Hans Rot prustete laut. »Aktiv ist die Altherrenmannschaft vom FC. Vierzig aufwärts.«
»Ob er früher wohl auch Fußball gespielt hat?«
»Keine Ahnung, was Hannes …« Er unterbrach sich und warf Fanni einen verdutzten Blick zu. »Sag mal, wie kommst du denn jetzt auf den Hannes?«
»Ich, äh …«, fing Fanni an und druckste ein paar Augenblicke lang herum. Dann hatte sie es. »Mir ist vorhin eingefallen, dass unser Vorratsregal im Keller schon ganz kaputt und wackelig ist. Hannes bietet in seinem Geschäft auch Regalsysteme an, habe ich gehört. Deshalb bin ich auf ihn gekommen.«
»Kellerregal«, erwiderte Hans Rot. »So was kann ich doch schreinern.«
»Ach, Hans, das dauert ja ewig. Und ich hätte gern was Professionelles.«
»Was Professionelles für den Keller«, murrte ihr Mann. »Aber bitte sehr, kauf es bei Hannes. Nur erwarte nicht, dass ich mitkomme.«
Das würde mir gerade noch fehlen, dachte Fanni.
Frisch gewagt ist halb gewonnen, sagte sie sich am Montagmorgen, stieg in ihren Wagen und machte sich zu Gruber-Hölzer auf.
Als sie aus der Zufahrt biegen wollte, stieß sie beinahe mit einem entgegenkommenden Wagen zusammen.
Sie trat auf die Bremse.
Auch das andere Auto stoppte, dann wurde der Motor abgestellt, und Kommissar Frankl öffnete die Fahrertür. »Sakra, hab ich Sie grade noch erwischt. Ein paar Fragen hätt ich noch.«
Fanni ließ ihren Wagen stehen, wo er stand, und führte Frankl durch den Garten auf ihre Terrasse.
Die Unterredung dauerte nicht lang. Frankl ersparte Fanni weitere Fragen nach ihrer Beziehung zu den Stolzers im Allgemeinen und Willi Stolzer im Besonderen. Er vergewisserte sich nur über den Zeitpunkt des Leichenfundes, fragte, ob ihr, während sie im Klettergarten war, wirklich nichts weiter aufgefallen sei: Spaziergänger eventuell, ein Fahrzeug vielleicht?
»Nein«, antwortete Fanni, »ich …« Sie stockte. »Ich habe nicht mal Willis Rad gesehen. Er muss aber mit dem Rad gekommen sein.«
»Es war ein Stück entfernt an ein Geländer gesperrt«, erwiderte Frankl kurz angebunden. »Apropos Fahrzeug«, fuhr er dann fort, »Sie haben zwei Tage nach dem Mord das Auto von Hannes Gruber auf dem Kundenparkplatz der Stolzers stehen sehen?«
Maurer hat also doch noch Anzeige erstattet! Und offenbar hat er angegeben, dass Hannes’ Wagen, außer von ihm selbst, von noch jemandem gesehen worden ist! Deshalb ist der Sakra hier aufgekreuzt!
Fanni entschloss sich, Frankls Frage – war es nicht ohnehin mehr eine Feststellung als eine Frage? – mit »ja« zu beantworten.
Was wohl nicht ganz hasenrein ist!
Nein, dachte Fanni, ist es nicht. Es könnte noch ein solches Auto geben – vielleicht aber auch nicht. Ein knappes »ja« wird mir jedenfalls eine Menge Erklärungen ersparen.
Das tat es. Frankl stand auf und verabschiedete sich.
Als er weg war, wurde Fanni zuerst vom Postboten aufgehalten und dann von Frau Praml. Eine halbe Stunde später konnte sie endlich wieder in den Wagen steigen und ihre Zufahrt verlassen.
Sie hatte morgens eine Weile mit dem Gedanken gespielt, sich mit Sprudel zu verabreden und ihn zu Gruber-Hölzer mitzunehmen, hatte sich vernünftigerweise jedoch dagegen entschieden. Hannes, dachte sie, wird sich lockerer geben, wenn ich nicht in Begleitung eines Fremden erscheine.
Du tust Sprudel sowieso keinen Gefallen, wenn du ihn zu sehr in deine Erkundungen einbeziehst! Er will diesem Frankl sicherlich nicht mehr in die Quere kommen!
Hm, dachte Fanni. Sprudel verhält sich auffällig schwunglos. Alles Kämpferische ist ihm irgendwie abhandengekommen.
Sie gondelte gerade die Detter Straße entlang, als ihr Blick auf die Tankanzeige fiel. Die Nadel stand im roten Bereich.
An der Ecke Detter/Bahnhofsstraße gibt es eine Tankstelle!
Fanni setzte den Blinker.
Als sie den Tankstutzen einhängte, sah sie Fritz Maurer aus dem Tankshop kommen und auf einen grauen Lieferwagen mit der Aufschrift »Stolzer & Stolzer« zugehen, der an der Zapfsäule gegenüber stand.
Sie winkte ihm lächelnd zu. »Schon wieder auf dem Weg
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