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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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verschmolz. Und dann dieses Klingeln, dieser hohe Dauerton! War das ein Telefon oder eine Sirene? Ein Feueralarm? Sollten die nicht besorgt sein? Konnte das keiner abschalten, hörte das denn niemand?
    „Christine?“
    Sie vernahm ihren Namen aus weiter Ferne, presste sich gegen die Wand, hielt sich an der glatten Fläche fest, und der Raum drehte sich. Eine leichte Neigung zu einer Seite, die niemand zu bemerken schien, dann die Neigung zur anderen.
    „Christine, alles in Ordnung mit Ihnen?“
    Lucy Burtons herzförmiges Gesicht erschien vor ihr, die Augen groß und hervortretend wie in einem Zerrspiegel. Aber hier war gar kein Spiegel. Lucy sagte wieder etwas, die grell geschminkten Lippen bewegten sich, doch es kam kein Laut heraus. Wo war die Fernbedienung? Sie musste Lucys Lautstärke aufdrehen.
    Aus dem Nichts streckten sich ihr Hände entgegen. Sie schlug danach, doch sie kehrten zurück. Sie konnte nicht atmen, sie brauchte Wasser. Der Wasserkühler war links von ihr, etliche Meilen weit weg. Wieder schlug sie nach den Händen.
    „Nein, ich kann dich nicht hören, Lucy“ , sagte sie und merkte dann, dass sie nur in Gedanken sprach.
    Sie spürte ihren Körper die Wand hinabgleiten. Sie konnte ihn nicht abfangen. Sie hatte die Gewalt über ihn verloren, als er in Zeitlupe zu rutschen begann. Viele Füße, eilige Schritte, rote Fußnägel, ein Paar Cowboystiefel. Dann schaltete jemand das Licht aus.

71. KAPITEL
    Nick kam aus seinem Büro und sah eine Menschentraube am Wasserkühler. Er entdeckte Christine, die am Boden zusammengesackt war. Hai versuchte sie an den Schultern hochzuziehen, während Lucy ihr mit einem Aktenordner Luft zufächelte. Sein Vater sah wie die anderen nur zu, die Hände tief in den Hosentaschen. Die strenge Miene und die starre Haltung waren ihm nur zu vertraut.
    Er wusste genau, was er dachte: Wie konnte Christine vor seinen Kollegen nur eine solche Schwäche zeigen?
    „Was ist passiert?“ fragte Nick Eddie Gillick am Kopierer.
    „Weiß nicht, hab‘s nicht mitgekriegt.“ Eddie drückte den Kopierknopf, den Rücken zum Raum.
    Nick fiel auf, dass Eddie als Einziger auf dieser Seite des Raumes war. Er blickte auf die Ablage mit den bereits fertigen Kopien und sah, dass Fotos von Matthew Tanner Timmys lächelndes Gesicht überlagerten. Vielleicht war es zu viel für Christine gewesen, Kopien vom Foto ihres Sohnes zu machen.
    „Du hast die Autopsiefotos“ , stellte Nick fest, den Blick auf Christine gerichtet.
    „Ja. Hab sie gerade aus der Pathologie geholt. Ich wusste, dass du Kopien haben wolltest.“
    „Gut. Leg die Originale auf meinen Tisch, wenn du fertig bist.“
    Christine schien wieder zu Bewusstsein zu kommen. Adam Preston reichte ihr einen Becher Wasser, und sie trank, als hätte man sie aus der Wüste geholt. Nick beobachtete sie hilflos von der anderen Seite des Raumes. Sein Herz schlug so laut, dass er fürchtete, Eddie könnte es hören.
    „Okay, Leute“ , erklärte sein Vater. „Die Show ist vorüber, gehen wir wieder an die Arbeit.“
    Ohne Zögern folgten alle seiner Aufforderung. Als er Nick sah, winkte er ihn heran. Nick blieb, wo er war, ein letztes Aufbäumen, um einen Rest seiner Autorität zu wahren. Sein Vater zeichnete Lloyd etwas ab und schlenderte dann zu ihm herüber, die Trotzreaktion des Sohnes ignorierend.
    „Lloyd hat Rydell gefunden. Wir bringen ihn zum Verhör hierher.“
    „Du hast kein Recht dazu.“ Nick gab sich Mühe, ruhig und beherrscht zu bleiben.
    „Wie bitte?“ Antonio Morrelli sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.
    Nick wusste, dass er ihn genau verstanden hatte. Doch das gehörte zu seiner Einschüchterungsmasche. Früher hatte das funktioniert.
    „Du hast nicht mehr die Autorität, jemand zur Vernehmung vorzuladen.“ Er sah die Verärgerung seines Vaters.
    „Ich versuche dir zu helfen, Junge, damit du nicht vor der ganzen Stadt wie ein Vollidiot dastehst!“
    „Mark Rydell hatte mit alledem nichts zu tun.“
    „Richtig, du setzt dein Geld ja auf einen albernen Kirchenküster.“
    „Ich habe Beweise, die auf Ray Howard deuten. Was hast du gegen Rydell?“
    Ringsum wurde es ruhig. Es wagte niemand, sich um sie zu scharen, doch wurden sie von Türen und Schreibtischen beobachtet, während alle so taten, als gingen sie ihrer Arbeit nach.
    „Rydell ist ein bekannter Stricher. Er hat ein ellenlanges Strafregister, weil er andere Stricher verprügelt hat. Er war eine Zeit lang Jeffreys’ Stricher. Ich war mir nie sicher, ob

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