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Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Maggie O´Dell 01 - Das Boese

Titel: Maggie O´Dell 01 - Das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Daddy, wollte sie ihm sagen. Und auch Danny Alverez nicht.
    Der Fremde riss sie an den Haaren hoch, das Messer ständig an ihrer Kehle. Noch mehr Blut tropfte zwischen ihre Brüste.
    „Sag etwas!“ schrie er sie an. „Flehe mich an, bete!“
    „Tun Sie es einfach“ , erwiderte sie matt. Mit viel Mühe brachte sie Stimme, Lippen und die verletzte Kehle dazu, die paar Worte auszustoßen.
    „Was?“ Er klang verblüfft.
    „Tun Sie es!“ wiederholte sie, lauter diesmal und kräftiger.
    „Maggie?“ Oben von den Stufen schallte Nicks Stimme herunter.
    Der Fremde fuhr erschrocken herum, Maggie im Arm. Als könne sie sich selbst dabei zusehen, packte sie das Handgelenk des Mannes, hielt es fest und entwand sich ihm, als er zustieß. Das Messer drang in ihre Jacke und zerriss Stoff und Fleisch, als er es herauszog. Er stieß sie heftig von sich, und sie flog mit dumpfem Aufprall gegen die Erdwand.
    Der Schein von Nicks Lampe kam die Stufen herunter, als der schwarze Schatten sich die Laterne schnappte und im Tunnelloch verschwand. Das Holzregal schwankte und krachte zu Boden, fast auf Nick.
    „Maggie?“ Das Licht seiner Taschenlampe blendete sie.
    „Im Tunnel!“ Sie wies dorthin und bemühte sich, auf die Beine zu kommen, doch ein heftiger Schmerz ließ sie zusammensinken. „Lass ihn nicht entwischen!“
    Nick verschwand in dem Loch und ließ sie in Finsternis zurück. Sie wusste auch ohne Licht, dass sie blutete. Sie ertastete die klebrige Wunde an der Seite, holte die Kette mit dem Anhänger aus der Tasche und rieb mit den Fingern über das glatte Kreuz. Irgendwie erinnerte das kühle Metall sie an die Messerklinge. Gut und Böse - konnte man es immer so genau trennen? Sie schob sich die Kette über den Kopf und legte sie um den blutenden Hals.

87. KAPITEL
    Nick versuchte nicht zu denken. Besonders jetzt nicht, da der Tunnel immer enger und kurviger wurde und ihn zwang, auf Händen und Knien zu kriechen. Den maskierten Schatten konnte er nicht mehr sehen. Seine Lampe zeigte nur Dunkelheit voraus. Bei jeder Bewegung rieselten Erde und Steine herab. Abgebrochene Wurzeln schlängelten sich aus dem Erdreich, baumelten manchmal vor ihm herunter und klebten ihm im Gesicht wie Spinnweben. Das Atmen fiel ihm schwer. Je weiter er kam, desto knapper wurde die abgestandene, widerliche Luft, die ihm in den Lungen brannte und die Schmerzen in seiner Brust verstärkte.
    Fell wischte an seiner Hand entlang. Er schlug mit der Taschenlampe danach, verfehlte zwar die Ratte, schleuderte aber sämtliche Batterien heraus. Die plötzliche Dunkelheit überraschte ihn und machte ihm Angst. In Panik tastete er herum: die Lampe, Hände voll schimmeliger Erde, eine Batterie, zwei, schließlich drei. Bitte, lass es funktionieren! betete er, nicht sicher, ob er in dem engen Gang umdrehen konnte. Den ganzen Weg zurückkriechen wäre unmöglich.
    Er schraubte die Taschenlampe zusammen. Nichts. Er schlug dagegen, befestigte die Klammern und schlug wieder. Licht. Gott sei Dank! Aber jetzt musste er nach Luft schnappen. Hatte die Dunkelheit ihm die letzte Atemluft entzogen?
    Er kroch schneller. Der Tunnel wurde noch enger. Jetzt robbte er auf dem Bauch mit den Ellbogen voran und benutzte die Beine, wie ein Schwimmer, der sich gegen die Strömung stemmt. Er war ein lausiger Schwimmer, aber ein guter Taucher. Er japste wie ein Ertrinkender nach Luft und schluckte herabfallende Erde.
    Wie weit war er gekommen, und wie weit musste er noch? Er hatte nichts erreicht, außer sich Kratzer von Rattenkrallen einzuhandeln und eine Erdlawine hinter sich auszulösen. Begrub er sich bei lebendigem Leibe selbst?
    Wie hatte der Schatten so schnell verschwinden können? Und wenn das hier ihr Täter war, wen hatte er dann vorhin ins Gehölz verschwinden sehen?
    Das Ganze war verrückt, absolut verrückt. Er würde es nicht schaffen, er bekam keine Luft mehr. Seine Lungen schienen jeden Moment zu explodieren. Erde klebte an ihm. Augen und Kehle kratzten wie Sandpapier. Der Mund war trocken, der Geruch nach Verwesung und Tod würgte ihn. Die Wände wurden noch enger und rieben an seinem Körper. Er hörte es reißen, wenn seine Kleidung, manchmal seine Haut an vorstehenden Steinen, Wurzeln und vielleicht sogar Knochen entlangstreifte.
    Wie weit noch? Steckte er in einer Falle? Hatte er irgendwo am Anfang, als der Tunnel noch breit gewesen war, eine Abzweigung versäumt? Dort hatte er, wenn auch gebückt, noch gehen können. Hatte er einen weiteren Geheimtunnel

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