Maggie O´Dell 01 - Das Boese
Greg.
„Was soll ich zugeben?“
„Dass dein Job zu gefährlich ist.“
„Für wen, Greg? Für dich etwa? Ich habe kein Problem damit. Die Risiken waren mir immer bewusst.“
Sie sah ihn kurz über die Schulter hinweg an. Er ging hin und her, die Hände auf den Hüften, als warte er auf einen Urteilsspruch. „Als ich dich bat, meinen Koffer vom Flughafen abzuholen, habe ich nicht gemeint, du sollst ihn mir bringen.“ Sie versuchte ein Lächeln, doch er schien entschlossen, sich nicht vom Thema ablenken zu lassen.
„Nächstes Jahr werde ich Partner in der Kanzlei. Wir sind auf dem Weg, Maggie.“
„Auf dem Weg, wohin?“ Sie holte Slip und passenden BH heraus.
„Mein Gott, du solltest nicht diese gefährliche Arbeit vor Ort machen. Du hast acht harte Jahre beim FBI hinter dir. Du solltest die Erfahrung haben, um ... ich weiß nicht, bei der Dienstaufsicht oder Ausbilderin zu sein ... etwas in der Art.“
„Meine Arbeit macht mir Spaß, Greg.“ Sie begann das Krankenhaushemd auszuziehen und warf einen Blick über die Schulter. Greg hob die Hände und verdrehte die Augen.
„Was? Willst du, dass ich gehe?“ höhnte er verärgert. „Ja, vielleicht sollte ich gehen, damit du deinen Cowboy wieder hereinholen kannst.“
„Er ist nicht mein Cowboy.“ Zornesröte überzog ihre Wangen.
„Hast du deshalb meine Anrufe nicht erwidert? Läuft da was zwischen dir und Sheriff Muskelprotz?“
„Mach dich nicht lächerlich, Greg.“ Sie riss sich das Hemd herunter und stieg mühsam in ihren Slip. Das Bücken und Armheben schmerzte. Zum Glück verbarg eine Bandage die unansehnlichen Stiche.
„O mein Gott, Maggie!“
Sie fuhr herum und sah, wie er auf ihre verletzte Schulter starrte, das Gesicht zur Grimasse verzogen. Ob vor Ekel oder Sorge konnte sie nicht entscheiden. Er musterte ihren übrigen Körper, und der Blick verweilte auf der Narbe unter ihren Brüsten. Plötzlich wurde sie sich schamvoll ihrer Nacktheit bewusst, was unsinnig war. Schließlich war er ihr Ehemann. Trotzdem schnappte sie sich das Hemd und presste es vor die Brust.
„Das stammt nicht alles von letzter Nacht“ , stellte er aufgebracht fest. „Warum hast du mir nichts davon gesagt?“
„Warum hast du es nicht bemerkt?“
„Dann ist es also meine Schuld?“ Wieder hob er die Hände hoch, eine Geste, die sie kannte, wenn er sein Plädoyer übte. Bei Geschworenen zeigte das vielleicht Wirkung, für sie war das wertloses Melodram, eine schlichte Technik, Aufmerksamkeit zu erregen. Wie konnte er es wagen, sich über ihre Narben zu beschweren.
„Es hat nichts mit dir zu tun.“
„Du bist meine Frau. Bei deinem Job wird dein Körper zerschnitten, und das hat nichts mit mir zu tun? Ich mache mir Sorgen!“ Sein blasses Gesicht bekam vor Wut große rote Flecke wie ein Ausschlag.
„Du bist nicht besorgt, du bist wütend, weil ich es dir nicht gesagt habe.“
„Verdammt richtig, ich bin wütend. Warum hast du es mir verschwiegen?“
Sie warf das Hemd beiseite und bot ihm einen guten Blick auf die Narbe.
„Die bekam ich vor über einem Monat, Greg.“ Sie fuhr mit dem Finger die rote Narbe entlang, die Stucky ihr beigebracht hatte. „Die meisten Ehemänner hätten es bemerkt. Aber wir schlafen nicht mal mehr miteinander, wie könntest du es also bemerken? Dir ist noch nicht einmal aufgefallen, dass ich nachts nicht neben dir liege, sondern die meiste Zeit umherwandere. Ich bin dir gleichgültig, Greg.“
„Das ist doch lächerlich! Wie kannst du so etwas behaupten? Ich will ja aus Sorge um dich, dass du das FBI verlässt.“
„Wenn ich dir etwas bedeuten würde, könntest du verstehen, wie wichtig mir meine Arbeit ist. Nein, du sorgst dich nur, wie du vor den anderen dastehst. Deshalb soll ich mit der Arbeit am Tatort aufhören. Du möchtest deinen Freunden und Partnern sagen können, dass ich ein hohes FBI-Tier bin mit einem großen Büro und einer Sekretärin, die deine Anrufe durchstellen muss. Ich soll sexy schwarze Cocktailkleider tragen, damit du mich auf euren schicken Anwaltspartys herumzeigen kannst. Und meine unschönen Narben passen da nicht ins Bild.“ Sie stand da, die Hände auf den Hüften, und unterdrückte ein Frösteln. „So bin ich nun mal. Vielleicht passe ich einfach nicht mehr in deinen Countryclub-Lebensstil.“
Er schüttelte den Kopf wie ein Vater, der die Geduld mit einer störrischen Göre verliert. Sie nahm das Hemd und hielt es wieder vor die Brust. Sie fühlte sich schutzlos, da sie mehr
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