Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
irgendwasgetestet. Der Besitz wurde vor etwa vier Jahren von einer Firma gekauft, von WH Enterprises. Allerdings kann ich keine Angaben über die Firma finden, keinen Geschäftsführer, keine Treuhänder, nichts.“
„Seit wann braucht das FBI eine Erlaubnis, einen Serienmörder zu schnappen?“
„Wir agieren auf bloße Vermutungen hin, Agentin O’Dell. Wir können da kein Einsatzkommando hinschicken, wenn wir nicht wissen, was uns erwartet. Sogar der Lehm bedeutet nur, dass Stucky mal in der Gegend war. Es heißt nicht, dass er noch dort ist.“
„Verdammt, Tully!“ Sie sprang auf und ging hin und her. „Das ist unsere einzige Spur zu seinem möglichen Versteck. Und Sie analysieren sie zu Tode, wo wir doch einfach hinfahren und uns vergewissern könnten!“
„Wollen Sie denn nicht wissen, in was Sie diesmal hineinstolpern, Agentin O’Dell?“ Er betonte diesmal und bezog sich auf ihr letztes Fiasko, als sie Stucky fangen wollte. Damals war sie allein einer Ahnung gefolgt und Stucky in die Falle gegangen. Wartete er vielleicht schon wieder auf sie?
„Also, was schlagen Sie vor?“
„Wir warten“, sagte er, als sei das keine große Sache. „Wir finden heraus, was da los ist. Die Behörden von Maryland und ihre Ermittler können uns aufklären. Wir wollen bestimmt keinen Privatbesitz betreten, auf dem uns eine Gruppe Verrückter mit einem Waffenarsenal erwartet, das uns vom Planeten pusten könnte.“
„Von wie viel Zeit reden wir hier?“
„Es ist schwer, am Sonntag mit allen, die wir brauchen, in Verbindung zu treten.“
„Wie lange, Agent Tully?“
„Einen Tag, höchstens zwei.“
Sie starrte ihn an, als müsste sie vor Zorn platzen.
„Inzwischen sollten Sie wissen, was Albert Stucky in einem oder zwei Tagen anrichten kann!“ Sie marschierte hinaus und ließ den Knall der zuschlagenden Tür betonen, was sie vom Warten hielt.
61. KAPITEL
Tully sank in den Sessel und ließ den Kopf gegen die Kissen fallen. Er lauschte, wie O’Dell die Autotür zuschlug, mit durchgetretenem Gaspedal und quietschenden Reifen davonpreschte und ihre Wut am Pflaster seiner Zufahrt ausließ. Er verstand ihre Frustration. Zum Teufel, er war auch frustriert.
Er wollte diesen Stucky genauso dringend schnappen wie sie, aber er wusste auch, dass es ihr ein persönliches Anliegen war. Er konnte sich vorstellen, was in ihr vorging. Drei Frauen brutal ermordet, nur weil sie sie flüchtig gekannt hatte.
Als er aufblickte, stand Emma in der Tür zum Flur, lehnte sich an den Rahmen und beobachtete ihn. Sie hatte sich weder angezogen noch die Haare gekämmt. Plötzlich fühlte er sich zu müde, um sie zu ermahnen. Da sie ihn weiterhin nur ansah, erinnerte er sich, dass sie ja immer noch nicht mit ihm redete. Na gut, dann redete er auch nicht mit ihr. Er ließ den Kopf zurücksinken.
„War das deine neue Kollegin?“
Er warf ihr einen Blick zu, ohne seine bequeme Haltung aufzugeben, und behielt sein Erstaunen über ihr plötzliches Einlenken für sich.
„Ja.“
„Sie schien ganz schön sauer auf dich zu sein.“
„Ja, das ist sie wohl. Ich hab wirklich ‘nen Schlag bei Frauen, was?“
Überraschenderweise lächelte Emma. Er lächelte zurück, und plötzlich lachte sie. In zwei Schritten war sie bei ihm und kletterte ihm auf den Schoß, wie sie es als kleines Mädchen getan hatte. Er schlang die Arme um sie und drückte sie, ehe sie sich wieder entziehen konnte. Den Kopf unter sein Kinn geschoben, machte sie es sich bequem.
„Magst du sie?“
„Wen?“ Er hatte ganz vergessen, worüber sie gesprochen hatten. Es war ein zu schönes Gefühl, das kleine Mädchen wieder in den Armen zu haben.
„O’Dell, deine neue Partnerin.“
„Ja, ich glaube, ich mag sie. Sie ist eine kluge, zähe Lady.“
„Sie ist richtig hübsch.“
Er fragte sich, ob sie Sorge hatte, dass er sich, dem Beispiel ihrer Mutter folgend, mit Kollegen einließ - einer Kollegin in diesem Fall - und mit ihr durchbrannte.
„Maggie O’Dell und ich sind nur beruflich Partner, Emma. Weiter ist da nichts zwischen uns.“
Sie saß ruhig da, und er wünschte, sie würde ihm ihre Ängste anvertrauen.
„Sie war richtig sauer auf dich“, wiederholte sie kichernd.
„Sie kommt darüber hinweg. Ich mache mir mehr Gedanken um dich.“
„Um mich?“ Sie drehte sich etwas, um ihn anzusehen.
„Du schienst auch richtig sauer auf mich zu sein.“
„Ach das“, erwiderte sie und machte es sich wieder bequem. „Das habe ich
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