Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
ihre Füße spritzen. Sie schaute bewusst nicht hinab, um nicht sehen zu müssen, welche Teile von Ritas Anatomie über dem Boden verteilt waren. Ihr Blick war starr auf den Zielpunkt der Waffe im dichten dunklen Haaransatz in Genickhöhe gerichtet. Auf diese kurze Entfernung würde die Kugel den Schädel durchdringen. Der Mann wäre tot, ehe er zu Boden stürzte.
    „Beruhige dich, Maggie“, hörte sie Delaney sagen, der plötzlich neben ihr war.
    Die anderen blieben zurück. Turner trat endlich hervor, und sie sah, dass er unverletzt war. Es war absolut still in der Gasse, als hielten alle den Atem an. Trotzdem hatte sie weder ihre Position verändert noch die Waffe gesenkt.
    „Drehen Sie sich um!“ befahl sie.
    „O’Dell, du kannst deine Waffe einstecken“, sagte Turner, doch sie sah ihn nicht an, sondern blieb wachsam.
    „Verdammt, ich habe gesagt, umdrehen!“ Ihr Magen krampfte sich zusammen. Würde sie fähig sein, Stucky in die Augen zu sehen?
    Er drehte sich langsam um. Ihr Finger legte sich enger um den Abzug. Sie musste den Zielpunkt nur geringfügig verändern. Im Sekundenbruchteil konnte sie neu zielen, genau zwischen seineAugen. Eine weitere Sekunde, um den Abzug zu drücken. Sie wollte, dass er die Kugel kommen sah. Dabei sollte er ihr in die Augen schauen und spüren, wie es war, wenn ein anderer Kontrolle über das eigene Leben hatte. Sie wollte, dass er Angst bekam, sie wollte diese Angst in seinem Blick lesen.
    Der Mann mit dem schmalen, eingefallenen Gesicht starrte sie aus großen Augen ängstlich an. Die Hände zitterten ihm, und er schien jeden Moment vor Angst in Ohnmacht zu fallen. Das war genau die Reaktion, von der sie geträumt hatte, die ultimative Rache.
    Doch der Mann war nicht Albert Stucky.

23. KAPITEL
    Früher Dienstagmorgen,
31. März
    Maggie öffnete Delaney wortlos die Tür ihres Hotelzimmers. Ohne ihn hereinzubitten, wandte sie sich ab, ging ins Zimmer zurück und setzte das unruhige Auf- und Abgehen fort. Aus den Augenwinkeln sah sie ihn zögern und schließlich eintreten. Er hielt den Türknauf fest und machte den Eindruck, als würde er lieber flüchten. Sie fragte sich, wie er und Turner ausgemacht hatten, wer von beiden mit ihr reden sollte. Hatte Delaney eine Münze geworfen und verloren?
    Sie beachtete ihn nicht, wie er durch den Raum ging, bemüht, ihren Weg nicht zu kreuzen. Er setzte sich an einen kleinen Tisch, der wackelte, als er den Ellbogen darauf stemmte, nahm ihren Plastikbecher hoch, schraubte die Miniflasche Scotch auf und roch an beidem, ehe er es zurückstellte. Er hatte die Hemdsärmel aufgerollt,die Krawatte abgelegt, und der Kragen stand offen. Er wirkte müde, als er über die Bartstoppeln im Gesicht rieb und sich dann durch das schütter werdende Haar fuhr. Sie würde ihn sprechen lassen. Sie hatte weder Lust zu reden, noch sich eine Lektion anzuhören. Warum konnte man sie nicht einfach in Ruhe lassen?
    „Wir machen uns Sorgen um dich, Maggie.“
    Es ging also los. Er begann mit einem schwachen Hieb, indem er von Sorge und Fürsorge und dem ganzen Quark redete. Außerdem nannte er sie beim Vornamen. Das wurde ernst. Sie wünschte fast, Turner wäre an seiner Stelle gekommen. Der würde wenigstens ein bisschen herumschreien.
    „Es besteht kein Grund zur Sorge“, erwiderte sie ruhig.
    „Sieh dich doch an. Du bist ein solches Nervenbündel, dass du nicht mal still sitzen kannst.“
    Sie schob die Hände tief in die Hosentaschen und merkte entsetzt, wie weit ihr die Hose geworden war. Wann hatte sie so viel Gewicht verloren? Sie ging weiter auf und ab, die Hände in den Taschen, damit Delaney nicht merkte, wie sehr sie seit ihrer Rückkehr zitterte.
    „Es war ein bedauerlicher Irrtum“, verteidigte sie sich, ehe er ihr einen Vorwurf machte.
    „Natürlich war es das.“
    „Von hinten sah er genau wie Stucky aus. Und warum, zum Kuckuck, hat er meine Anweisungen drei Mal ignoriert?“
    „Weil er kein Englisch versteht.“
    Sie blieb stehen und sah ihn ungläubig an. Der Gedanke war ihr nie gekommen. Natürlich auch, weil sie absolut überzeugt gewesen war, Stucky vor sich zu haben.
    „Und warum ist er vor Turner davongelaufen?“
    „Wer weiß.“ Delaney presste sich die Finger auf die Augen. „Vielleicht ist er illegal hier. Der Punkt ist, Maggie, du hast ihnnicht nur dazu gebracht, sein Kalbsschnitzel auf den Asphalt zu werfen, du hättest ihm auch fast den Kopf weggepustet.“
    „Das habe ich nicht. Ich habe mich an die Vorschriften

Weitere Kostenlose Bücher