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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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gehalten. Ich konnte Turner nicht sehen, ich konnte nicht sehen, was dieser blöde Idiot in den Händen hielt, und er reagierte nicht. Was zum Teufel hättest du getan, Delaney?“
    Zum ersten Mal sahen sie sich in die Augen, und sie hielt seinen Blick trotz seines sichtlichen Unbehagens fest.
    „Ich hätte wahrscheinlich dasselbe getan.“ Bei diesem Eingeständnis wandte er den Blick ab.
    Maggie bemerkte eine Spur Verlegenheit. Offenbar steckte mehr hinter diesem Besuch als Sorge oder die Erteilung einer Verwarnung. Sie wappnete sich, an die Kommode gelehnt, dem einzig soliden Möbelstück im Raum.
    „Was ist los, Delaney?“
    „Ich habe Cunningham informiert“, sagte er, sah kurz auf und senkte den Blick. „Ich musste ihm mitteilen, was passiert ist.“
    „Verdammt, Delaney!“ schimpfte sie halblaut und ging wieder hin und her, um ihren Ärger abzureagieren.
    „Wir machen uns Sorgen um dich, Maggie.“
    „Ja, richtig.“
    „Du hast mir eine Heidenangst gemacht. Ich konnte sehen, wie gern du abgedrückt hättest.“
    „Aber ich habe nicht, oder? Zählt das denn gar nicht? Ich habe den verdammten Abzug nicht gedrückt!“
    „Nein, diesmal nicht.“
    Sie blieb am Fenster stehen, sah auf die Lichter der Plaza hinab und biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte nicht weinen und kniff gegen die aufsteigenden Tränen die Augen zusammen. Delaney hinter ihr blieb still, und sie drehte ihm weiter den Rücken zu.
    „Cunningham möchte, dass du nach Quantico zurückkommst“,sagte er mit leiser, bedauernder Stimme. „Er schickt Stewart her, um deinen Job zu übernehmen. Er ist in ein paar Stunden hier. Du musst dir wegen des Vortrags am Morgen keine Gedanken machen.“
    Sie sah unten einige Autos über die Kreuzung fahren. Aus dieser Höhe erinnerte die Szene an ein Videospiel in Zeitlupe. Die Straßenlampen flackerten und schienen nicht zu wissen, ob sie in der heraufziehenden Morgendämmerung brennen bleiben oder ausgehen sollten. In weniger als einer Stunde würde Kansas City erwachen, und sie war noch nicht mal im Bett gewesen.
    „Hast du Cunningham wenigstens von Rita erzählt?“
    „Ja.“
    Da er nichts weiter sagte, wandte sie sich ihm hoffnungsvoll zu. Sie sah ihn forschend an und fragte: „Glaubt er, dass es Stucky war?“
    „Ich weiß nicht. Er hat nichts gesagt, und ich habe nicht gefragt.“
    „Vielleicht möchte er, dass ich zurückkomme, um an dem Fall mitzuarbeiten?“
    Wieder wich Delaney ihrem Blick aus und starrte auf die Tischplatte. Sie wusste auch ohne eine Antwort, dass sie falsch lag.
    „Mein Gott, Cunningham glaubt auch, ich drehe durch“, sagte sie ruhig und wandte sich wieder dem Fenster zu. Sie legte die Stirn gegen das kühle Glas und hoffte, es beruhige ihre Nerven. Warum konnte sie nicht einfach aufgeben? Warum empfand sie so viel Zorn und hatte das Gefühl, eine Niederlage eingesteckt zu haben?
    Nach langem Schweigen hörte sie Delaney aufstehen und zur Tür gehen.
    „Ich habe bereits alles für dich arrangiert. Dein Flug geht kurz nach eins heute Mittag. Ich habe heute keine Vorträge, deshalb kann ich dich zum Flughafen fahren.“
    „Mach dir keine Mühe. Ich nehme ein Taxi“, sagte sie reglos.
    Sie hörte ihn unschlüssig warten und weigerte sich, ihn anzusehen. Sie wollte ihm nicht die Absolution erteilen, ohne die er sich schuldig fühlen würde. Unten auf der Straße füllten immer mehr Autos das Videospiel, schwarze, rote, weiße blieben stehen und fuhren wieder an.
    „Maggie, wir machen uns alle Sorgen um dich“, wiederholte er, als sei das Erklärung genug.
    „Ja, klar.“ Sie zeigte, wie gekränkt und verärgert sie war.
    Sobald sich die Tür leise hinter ihm schloss, ging sie hin und legte die Sicherheitskette vor. Mit dem Rücken an die Tür gelehnt, wartete sie, dass Zorn und Enttäuschung abebbten. Warum konnte sie es nicht akzeptieren oder wenigstens gelassen hinnehmen? Sie musste heim in ihr neues riesiges Tudorhaus mit dem nagelneuen, hochmodernen Sicherheitssystem und den in Kisten verpackten Habseligkeiten. Sie musste sich von diesem Fall lösen, ehe sie sich so sehr hineinsteigerte, dass es kein Zurück mehr gab.
    Gegen die Tür gepresst, starrte sie an die Decke und wartete, dass sie ruhiger wurde und ihr gesunder Menschenverstand zurückkehrte. Kurz entschlossen ging sie in den Raum, riss sich die Kleidung herunter und war in null Komma nichts umgezogen: Jeans, Sweatshirt und ein altes Paar Nikes. Sie legte das Schulterholster an, schob ihr

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