Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Krawatte und Anzug und ohne seinen älteren Partner wirkte er viel jünger.
Sie zog die Chirurgenmaske herunter und ließ sie um den Hals baumeln. „Ich finde, wir werfen in diesem Land entschieden zu viele Lebensmittel weg“, erklärte sie, ließ den Essensbehälter fallen und watete zu dem Ende des Containers, wo sie eine Milchkiste abgestellt hatte, um leichter ein- und aussteigen zu können.
„Ich hatte keine Ahnung, dass das FBI solche Dinge untersucht.“
Sie sah ihn an, um festzustellen, ob das ein Vorwurf war, doch er lächelte.
„Sind Sie im Undercover-Einsatz, oder haben Sie frei?“ fragte sie, deutete auf seine Baseballkappe und zog ihre Latexhandschuhe aus.
„Dasselbe könnte ich Sie fragen.“
„Ich hatte heute Morgen einige Stunden frei“, erwiderte sie, als erkläre das, warum sie knietief durch Müll watete.
„He, Ford, wo zum Teufel steckst du?“ erklang eine vertraute Stimme.
„Hier drüben!“ antwortete Detective Ford.
Noch ehe sie ihn sehen konnte, spürte Maggie das nervöse Flattern im Bauch. Nick Morrelli war so attraktiv, wie sie ihn in Erinnerung hatte, groß, schlank, mit selbstsicherem Gang. Auch er trug Jeans und dazu ein rotes Sweatshirt der Nebraska Cornhuskers. Er trat neben Ford, ehe er sie sah. Als er sie erkannte, lächelte er, dass sich tiefe Grübchen in den Wangen zeigten.
„Maggie?“
Sie warf die klebrigen Handschuhe zusammen mit der heruntergerissenen Chirurgenmaske in den Abfall.
„Hallo, Nick.“ Sie gab sich gelassen, während sie die restlichen Schritte aus dem Container watete, war sich jedoch unangenehm des Interesses bewusst, das die Fliegen an ihr zeigten. Sie schlug nach ihnen und strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht hinter die Ohren.
„Stimmt ja, ich vergesse immer, dass ihr euch kennt.“ Ford lächelte. „Maggie hat heute Morgen einige Stunden frei“, erklärte er Nick.
„Mein Gott, ist das schön, dich zu sehen, Maggie.“
Sie spürte ihre Wangen warm werden.
„Es ist vielleicht nicht ganz so schön, mich zu riechen“, erwiderte sie, um keine Sentimentalität aufkommen zu lassen.
Sie packte den Rand des Containers und schwang ein Bein über die Seitenwand. Mit dem Fuß tastete sie nach der Milchkiste. Ehe sie sie fand, fasste Nick sie hilfreich bei der Taille und hob sie herunter. Dabei rieb ihre Hüfte an seiner Brust entlang. Sofort nahm sie den schwachen Duft seines Cologne wahr, obwohl ihre Nase den Morgen über durch Gestank arg strapaziert worden war.
Nick hielt sie noch fest, als sie längst auf dem Boden stand. Sie vermied es jedoch, ihn anzusehen. Sie blickte keinen der Männer an, da sie einen Moment brauchte, um sich zu sammeln. Verdammt, sie war kein Schulmädchen mehr, warum war sie so befangen?
Sie gab sich beschäftigt, indem sie unter den Augen der beiden klebrigen Abfall von Beinen und Schuhen wischte. Als sie aufblickte,sah sie Nick immer noch nicht an, aus Sorge, er könnte wieder durchschauen, was in ihr vorging.
„Also“, begann Ford schließlich und sah in den Abfallcontainer. „Haben Sie was Interessantes entdeckt?“ Sie fragte sich, ob Turner und Delaney ihm etwas von ihrer Besessenheit in puncto Stucky erzählt hatten. Hatte Detective Ford miterlebt, wie sie gestern beinah ausgerastet war? Und was hatte er mit Nick besprochen? Sie glaubte ihm keinen Moment, er habe vergessen, dass sie sich kannten. Immerhin hatte er Nick zu ihrem Dinner gestern eingeladen. War Nick möglicherweise nicht erschienen, um einer Begegnung mit ihr auszuweichen? Schließlich hätte er sie längst anrufen können ... Sie spürte, wie er sie musterte, doch er machte keine große Sache aus ihrem Wiedersehen.
„Nein, ich habe nichts gefunden“, erwiderte sie schließlich. Sie wollte das Thema wechseln, ehe Detective Ford feststellte, dass sie nach Körperteilen suchte und nicht nach übersehenen Beweisstücken. „Ist das jetzt Ihr Fall?“
„Nicht offiziell. Aber wahrscheinlich werden Milhaven und ich heute ein paar Überstunden dranhängen. Heute ist eigentlich mein freier Tag. Nick und ich wollten gerade zu einem frühen Lunch gehen.“
„Und dann nehmen Sie immer die kleinen Gassen?“
Ford grinste und sah Nick an. „Sie lässt keinem was durchgehen, oder?“
„Nein, bestimmt nicht.“ Nick sah ihr in die Augen, und ihr war klar, dass seine Bemerkung mehr als eine Bedeutung hatte. Sie dachte an intime Momente mit ihm und an Intimitäten, die sie sich versagt hatten.
„Also kommen Sie, Detective
Weitere Kostenlose Bücher