Magic Cottage
dorthin zu kommen. Natürlich wissen wir beide, Sie und ich, daß hier oben mein Equipment untergebracht worden war — und hier oben wollte ich auch mein ganz persönliches kleines Studio einrichten. Ich hockte mich auf eine meiner Lautsprecherboxen und überlegte.
Geräusche waren ein Problem. Und damit meinte ich nicht die Geräusche, die hier drinnen anfallen würden — wen, zum Teufel, sollte ich hier stören? — sondern diejenigen von draußen. Sämtliche Nebengeräusche konnten sich als störend erweisen. Ich wollte nicht jede Bandaufnahme von einem Vogelchor unterlegt haben. Glasfiberplatten, darüber eine gleichstarke Isolierung — möglich, daß so dieses spezielle Problem gelöst war;
für die Decke würde ich auch noch zwei Lagen Styropor brauchen. Die beiden kleinen Fenster mußten entweder durch Doppelfenster ersetzt oder zugemauert werden.
Im Geist stellte ich bereits Mischpult samt Steckfeld und Verstärker auf — natürlich ohne an die damit verbundenen hohen Kosten einer solchen Ausrüstung zu denken; vollauf zufrieden damit, davon zu träumen. Regale würden - des schrägen Dachs wegen — schwer unterzubringen sein, aber die Neun-zehn-Inch-Bauteile konnten wechselweise auch seitwärts anstatt oben angebaut werden, falls dies nötig wurde.
Was mir gefiel, war die gute Atmosphäre in diesem Dachzimmer. Sicher, es roch ein wenig muffig hier oben, aber das konnte schnell behoben werden, wenn wir für ein paar Tage die Fenster geöffnet ließen und für kältere Zeiten eine Heizung installierten. Ich fragte mich, wie es um die Akkustik stand, und langte nach meinem besten Stück, einer Martin 28.
Ich holte das Instrument aus dem Gehäuse und war überrascht, daß es trotz Umzugs kaum gestimmt werden mußte. Ich schlug einen E-Akkord an, und der Klang war reich und schön und satt; sanft, aber mit jenem Hauch von Härte, daß — je nachdem, wie die Saiten angeschlagen wurden - abgesoftet oder auch verstärkt werden könnte. Ich probierte ein paar Akkordfolgen, ein paar verschlungene Riffs, ein paar Licks; dann zarte Intervalle und melancholische Tonfolgen; a-Moll und a-Moll-Tonleiter und Septimenakkorde, und der Sound ging durch bis auf die Knochen, und das Ganze machte immer mehr Spaß; die Grundtöne antippen, dann leichtfingrig hoch in höchste Höhen, und überall war Musik, im Raum, in meinen Ohren und in meinem Verstand, und das war es dann — einer von diesen seltenen und erhebenden Augenblicken, in denen man sich ganz als Master of the Universe fühlte; ein Augenblick, den man auskosten mußte.
Nur die Geräusche auf dem Dachboden störten; sie holten mich zurück, sie sorgten dafür, daß ich die Finger von den Saiten nahm.
Ich starrte hoch, und ich bin sicher, mein Mund stand offen.
Aber jetzt war alles still. Hatte ich mir die Geräusche nur eingebildet? Ich suchte die Decke ab. Mein Blick blieb an der unscheinbaren quadratischen Falltür hängen, die auf den Dachboden hinaufführte. Ich richtete mich langsam auf und wünschte, ich hätte mir in meiner mißratenen Jugend nicht so viele Horror-filme angesehen; und machte einen Schritt nach vorn, so daß ich mich direkt unter der Falltür befand. Das Ding war einen knappen Yard entfernt; ich legte den Kopf in den Nacken und starrte es an.
Mein Herz klopfte wie wild, als sich die Laute wiederholten. Ich stolperte zurück und beinahe gegen die Martin, die an einen Verstärker gelehnt dastand. Ich griff zu, bekam den Gitarrenhals zu fassen und bewahrte sie vor dem Fall; die Saiten vibrierten metallisch. Ich griff fester zu; das Dröhnen verstummte.
Was die anderen Laute betraf — darüber hatte ich keine Kontrolle. Sie waren da, und sie waren real — ein Wimmeln und Kratzen und Huschen. Na, vielleicht nicht gerade das, aber sie waren schwer zu definieren.
Ahh, komm schon! redete ich mir zu und verfiel wieder mal in eines meiner Selbstgespräche; der Geheimtrick, mich wieder zu fangen, wenn ich mit irgendeiner Situation nicht fertig wurde. Du führst dich auf wie eine alte Jungfer. Das erste Mal allein im neuen Heim und ein paar unerwartete Geräusche, und schon machst du dir beinahe in die Hose. Okay, gibt's eben Mäuse da oben. Was können die schon anrichten? Dich zu Tode knabbern? Das hier ist ein altes Haus, und da wimmeln bestimmt 'ne ganze Menge kleiner Tierchen rum. Teufel auch, wir sind hier auf dem Land, und das ist voller Logiergäste, die keine Miete zahlen! Vögel, Mäuse, Spinnen —
Aber bisher war das Haus
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