Magic Cottage
Ohrmuschel sanft mit einer forschenden Zunge zu befeuchten; nur um ganz sicher zu gehen, daß auch alle meine Sinne auf Trab kamen. »Ich geh' runter und mache Frühstück, und du rasierst dich und machst dich gesellschaftsfähig.«
»Hey, es ist ziemlich früh«, erinnerte ich sie — ebenfalls im Flüsterton, weil ich nicht wollte, daß die Vögelchen erröteten. »Und außerdem haben wir einen ganzen Monat Zeit, um uns hier häuslichen einzurichten. Das ist unser erster Morgen hier draußen, und ich finde, er sollte irgendwie richtig zelebriert werden.« Und dann gab sich auch meine Zunge alle Mühe, sie zu überzeugen.
Gespielte Keuschheit gehörte nicht zu Midges Wesen; was sie mochte, umarmte sie. Sie umarmte mich.
Ich hob die Bettdecke an, zog sie zu mir herein, schmiegte sie an mich, und ihr Körper, noch kalt von der früh-am-Morgen-Luft und ganz nah an meinem, fühlte sich herrlich an. Nun hatten Midge und ich schon immer zusammengepaßt, im wahrsten Sinne des Wortes — unsere Körper, nicht nur unsere Persönlichkeiten, schienen füreinander wie geschaffen (und das meine ich wörtlich) — und unser Liebesakt war immer jenseits des nur Himmlischen gewesen; doch jene gemeinsame Ekstase, die wir an diesem ersten Morgen in unserem neuen Heim erlebten, war stärker als alles zuvor. Fragen Sie mich nicht, warum; nennen Sie's einfach Magie. Yeah, nennen Sie es einfach nur Magie . . .
Später, bekleidet mit einem alten Pullover, ausgebleichten Jeans und ausgelatschten Turnschuhen (meine übliche Uniform), tappte ich hinunter und fand Midge im Morgenmantel an der Türschwelle zur Küche kauern und die Massen speisend. Die Vögel — Zaunkönige, dicke Blau- und Kohlmeisen, Bachstelzen, Buchfinken, ein richtiges Vielvölkertreffen, wie es schien — zeigten keinerlei Scheu; ein paar von ihnen pickten ihr Futter tatsächlich von ihrer Hand weg, andere hüpften und flatterten in Reichweite herum. Mir fiel auf, daß Größe und Kühnheit nichts miteinander zu tun hatten.
Midge ermutigte sie mit sanftem Murmeln, das für meine Ohren auch beim besten Willen nichts Verständliches ergab, und ich schmunzelte, als ein Zaunkönig auf ihrem Handgelenk landete und mit seinem winzigen, spitzen Schnabel in ihre Handfläche stupste.'Ich wartete, bis auch die letzte Scheibe Brot zerzupft und verzehrt war, bevor ich die Stufen vollends herunter und in den Raum kam. Von der offenen Haustür her wehte eine belebende Frische in die Küche, und obwohl es noch früh am Morgen war, gab es kein unter die Haut gehendes Frösteln.
»Hey, was soll das?« Ich deutete zum Tisch hinüber, der bereits fürs Frühstück gedeckt war; und zwar inclusive Sektflasche und Glaskrug mit Orangensaft.
Midge sah über die Schulter hoch und lächelte mich an. »Bestandteil unserer Feier. Ich habe die Flasche gestern in einer Packtasche eingeschmuggelt.« Sie richtete sich auf und wischte sich Kramen von den Händen. Draußen setzten die Vögel ihr Gezwitscher fort — möglicherweise gelüstete es sie nach einem zweiten Gang. Ich ging zu Midge hinüber und drückte sie so herzhaft, daß sie nach Luft schnappte.
»Du bist etwas ganz Besonderes«, raunte ich, und meine Stimme kratzte dabei ganz schön.
»Die Vögel haben dein Frühstück verspeist«, neckte sie.
Meine Umarmung lockerte sich ein wenig. »Sag, daß das nicht wahr ist.«
Aber sie nickte sehr ernsthaft; obwohl .. . das Lächeln blieb.
»Ich wollte dir Buck's Fizz und Toast präsentieren, aber das Brot, das von gestern noch übrig war, hat nicht ganz gereicht — ich meine, für sie und für dich. Es waren so viele, Mike; ich hab' mich einfach vergessen. Es tut mir leid.«
»Es tut dir leid.«
»Ich geh' einkaufen, sobald die Läden aufmachen; ganz großes Ehrenwort.«
»Das Fach ist wirklich leer?«
»Ein paar fade Kekse sind noch übrig ...«
»Wunderbar!« Meine Stimme klang gepreßt und irgendwie schmerzerfüllt — aber ich schauspielerte nur, und das wußte sie.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte mir einen Kuß auf die Lippen. »Du machst den Sekt auf, und ich hole die Kekse.«
»Bist du sicher, daß deine Kumpels nicht auch noch den Sekt wollen? — Ich meine, sie könnten darin baden.«
Meine Nase bekam die bereits bekannte Zwickfolter ab, dann verschwand Midge im angrenzenden Zimmer, in dem angeblich die Kekse vor sich hinmoderten.
Wie sich herausstellte, war das Frühstück phantastisch. Selbst Midge, die normalerweise keinen Tropfen Alkohol zu sich
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