Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
Vom Netzwerk:
der ganze Boden unter unseren Füßen von lebenden Organismen nur so wimmelte; Organismen, die ihrerseits ebenfalls wieder abstarben und vermoderten. Davon lebte der Wald, und deshalb häuften sich nicht Jahr um Jahr mehr Abfälle darin — nichts wurde verschwendet, alles Tote, gleich, ob Pflanze oder Tier, trug zum Leben des anderen bei. Interessant, beteuerte ich ihr, und das war es in der Tat.
    Es bereitete ihr Vergnügen, mir Bäume und andere Dinge zu zeigen und zu erklären, nicht, um damit die Allgemeinbildung des Stadtmenschen aufzupolieren, sondern um mich für meine neue Umgebung zu interessieren und mich darin einzubeziehen. Eiche, Esche, verschiedene Ahornarten — langsam aber sicher war es mir möglich, die verschiedenen Arten auseinanderzuhalten und ihre Charakteristika zu erkennen (nicht, daß ich so dumm gewesen wäre, wie ich manchmal zu sein vorgab). Sie erzählte mir davon, daß es im Wald mehrere Bodenschichten gebe. Den Unterboden, die Humusschicht, die untere Pflanzenebene mit Kräutern und Waldgewächsen, Baumschößlingen, Farnen und so weiter. Darüber die Sträucherebene, mit Blüten-sträuchern wie Weißdorn, Hartriegel, Holunder und so weiter. Diese wurde vom Walddach überragt, dem Schirm, wie sie es nannte; und dort oben nisteten die meisten der größeren Räuber
    — Waldohreule und Sperber und andere, die Saaatkrähe, die Elster und ähnliche.
    All das erwähne ich jetzt aber nicht, weil das Ganze zur Naturkunde-Lektion mutieren soll, sondern nur deshalb, um aufzuzeigen, wie eifrig Midge bemüht war, mich zu indoktrinieren
    — nein, belehren trifft es besser. Sie wollte, daß ich verstand, wie sich das Landleben abspielte. Sie wollte mich unbedingt zu einem Teil davon machen, so wie sie es bereits war, denn auf ihre Art war ihr klar, daß ich jetzt, nachdem ich von dem Durcheinander unseres früheren Lebensstils entfernt war, neue Interessen brauchte.
    Und ich spielte mit — nicht nur, um ihr damit einen Gefallen zu tun, sondern weil ich mich wirklich in diese andere Welt einleben wollte. Man könnte vielleicht sagen, daß ich wenig desil-lusioniert war, was die andere betraf, obwohl es das auch wieder nicht genau traf: Ich glaube, ich suchte einfach nach etwas mehr, nach etwas Besserem als bisher. Das mag möglicherweise auf uns alle irgendwie zutreffen, aber nicht viele erhalten die Chance, tatsächlich etwas zu ändern. Nun, vielleicht wäre ich nicht ganz so eifrig gewesen, wenn ich zu diesem Zeitpunkt bereits gewußt hätte, was ich am Ende meiner Suche finden würde.
    Wir hielten bei einem umgestürzten Baum; ein Großteil seines Inneren war bereits zu klumpigem, braunen Pulver vermodert, und dunkelgrünes Moos wuchs an den Resten der Rinde empor. Farne und Heidelbeersträucher taten ihr Bestes, den Stamm zu verbergen, doch der Tod des Baumes war auf der gesamten kleinen, stillen Lichtung zu spüren, wie ein Geist über einem Grab. Helle rote Flecken erweckten meine Aufmerksamkeit, und ich ging näher, um sie zu betrachten.
    Ich ging in die Hocke und sagte halb über die Schulter zu Midge hoch: »Schau dir die an, und dann sag mir, daß es keine Kobolde und Elfen gibt.«
    »Ich habe nie behauptet, daß es keine gibt.« Sie kniete neben mir nieder. »Oh. Wenn ich du wäre, würde ich die in Ruhe lassen, Mike.«
    Ich stupste die Pilze mit einem Finger an. Das Arrangement hätte aus einem Bilderbuch für Kinder stammen können, aus einem von Midges Gemälden, so märchenhaft wirkten sie mit ihren hellen Stengeln und den weißgefleckten roten Schirmen.
    »Giftig?« fragte ich fasziniert.
    »Die können dir deinen Magen für ein paar Tage ganz schön zur Hölle machen. Das sind Fliegenpilze und definitiv nicht zum Verzehr geeignet.«
    »Aber hübsch genug sehen sie aus. Was meinst du, sind die Elfen zu Hause?« Ich klopfte gegen ein Pilzdach.
    »Elfen lassen sich nicht blicken, solange Menschen in der Nähe sind. Laß sie in Frieden, sonst werden sie möglicherweise noch böse.«
    Beide Hände auf die Knie abgestützt, richtete ich mich auf. »Schon gut. Ich hab' keine Lust, verflucht zu werden.« Ich sah sie ernst an und sagte: »Ich hab' mir gerade überlegt, ob es -«
    »Nein, Mike, diese spezielle Art von ›Zauber‹-Pilzen findest du nur in manchen Teilen von Wales, soviel ich weiß. Ich bezweifle, daß sie in Hampshire wachsen.«
    Ich sah, daß sie sich über meine diesbezügliche Wißbegierde absolut nicht freute, und zog sie an mich. »Hey, du weißt doch — sowas

Weitere Kostenlose Bücher