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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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so wenigen Leuten, mit denen sie sich treffen konnte.«
    Midge wandte sich auf ihrem Stuhl um, so daß sie aus dem geöffneten Küchenfenster sehen konnte. »Ich glaube nicht, daß es so war, wie du sagst. Ich glaube nicht, daß sie jemals wirklich einsam war in Gramarye.« Ihr Blick konzentrierte sich nicht auf den Anblick dort draußen, sondern auf etwas anderes . .. auf etwas, das viel, viel weiter entfernt und nicht von dieser Welt war.
    »Du wirst eigenartig, Midge«, warnte ich sie.
    Sie lachte und war augenblicklich wieder im Hier und Jetzt. »Eigenartig — ich?! Wer hat sich denn auf die Eisenbahnschienen gelegt und mich damit gezwungen, ihm ewige Liebe zu schwören? Wer ißt hier hartgekochte Eier mitsamt den Schalen? Wer kam eines Neujahrsmorgens mit Polizeihelm und ohne Hosen an? Wer — «
    Ich hob eine Hand. »Das mit dem Ei war wegen einer Wette. Und überhaupt, das war alles in meiner Jugend —«
    »Die Eskapade mit dem Helm war vor zwei Jahren.«
    »Da siehst du, wie ich gealtert bin. Hey, komm schon, wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns.« Das ist meine Taktik — das Thema wechseln, wenn es brenzlig wird. Ich stand auf und schob den Stuhl vom Tisch zurück; die Stuhlbeine schabten über die Bodenfliesen. Midge streckte die Hand aus und berührte meinen Arm.
    »Du hast den ganzen Morgen über geschuftet; also .. . warum legen wir keine Pause ein? Es besteht absolut kein Grund, alles gleich am ersten Tag fertigzumachen.«
    »Es gibt eine Menge zu schrubben, anzustreichen . ..«
    »Wir waren noch nicht mal auf Erkundung. Komm schon, machen wir einen Spaziergang, dann waren wir ein bißchen an der frischen Luft und finden heraus, wo wir eigentlich leben.«
    »Ich weiß nicht...«, murmelte ich und tat sehr nachdenklich.
    »Du bist ein solcher Bluffer, weißt du das? Du kannst es doch gar nicht erwarten, aus all dieser Hausarbeit rauszukommen.«
    Ich lächelte. »Ich gestehe alles! - Die Arbeit läuft schon nicht weg. Sollen wir ein Stück fahren?«
    »Nein!« entfuhr es ihr verächtlich. »Ich möchte die Umgebung sehen. Ich will in den Wald.«
    »Ausgerechnet? — Willst du damit etwa sagen, der sei Wirklichkeit? Ich dachte, der sei bloß Staffage.«
    »Ts, ts«, machte sie und schüttelte den Kopf.
    Draußen schien gerade jemand eine Backofentür geöffnet zu haben; ein warmer Luftschwall brach über mich herein und durchdrang mich bis auf die Knochen mit einem eigenartigen Wohlbefinden. Eine Biene summte vorbei und schwebte von Blume zu Blume, als könne sie sich nicht richtig entscheiden. Ein Flattern über unseren Köpfen ließ mich herumfahren; ich sah hoch: Vögel nisteten unter den Dachbalken.
    »Ach, das war's«, sagte ich laut.
    Midge sah mich fragend an. »Das war — was?« Ihr Blick folgte meinem Blick.
    »Ich hab' schon geglaubt, wir hätten Mäuse auf dem Dachboden. Ich wollte gerade nachsehen, vorhin, da hast du mich gerufen. Es müssen Vögel gewesen sein; sie haben dort oben herumgescharrt.«
    »Innen?«
    »Weiß ich nicht genau. Sie könnten zwischen irgendwelchen lockersitzenden Dachziegeln durchgeschlüpft sein. Ich werde später mal nachsehen.«
    »Mein Mann«, seufzte sie und duckte sich unter meinen zwickbereiten Fingern weg.
    Wir kletterten den Abhang gegenüber der geraden Seite des Hauses hoch, anstatt die Treppen entlang der gerundeten Flanke zu nehmen. Ich zog Midge hinter mir her und sicherte meinen eigenen Halt immer wieder an niedrig hängenden Zweigen. Wir überquerten ein Wiesenstück, passierten Sträucher und vereinzelt stehende Bäume — und dann betraten wir den Wald, Hand in Hand, wie Kinder.
    Das war beileibe nicht so einfach, wie es sich anhört, denn zuerst einmal mußten wir uns durch ein Gewirr von Farnen und Brombeersträuchern kämpfen, die am Waldrand entlang eine mächtige Barriere bildeten. Es gab mehrere Durchlässe, aber auf den ersten Blick war kein einziger zu erkennen — und einige führten lediglich zu einer zweiten Verteidigungslinie. Dennoch fanden wir schließlich einen Weg hinein, und bald darauf war das Haus hinter uns außer Sicht; und die Luft war düsterfeucht. Unsere Füße sanken in etwas ein, das sich wie ein federnder, hochfloriger Teppich anfühlte, und Midge klärte mich darüber auf, daß die obere Bodenschicht aus welken Blättern, anderen Pflanzen und verendeten Tieren bestand. Gerade letzteres erschien mir doch ziemlich ungemütlich, und da half es überhaupt nicht, des weiteren von ihr darüber informiert zu werden, daß

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