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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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Lust verschwunden und mit all deren Empfindungen — jener wesentliche Urdrang, der uns zu unserer Erkenntnis geführt hatte, war es jetzt, der das Bewußtsein dessen mit seinem eigenen Versiegen von uns forttrug. Erst heute, nachdem so viel geschehen ist, gelingt es mir, das, was an diesem Abend passierte, darzulegen und - zum Teil — zu erklären. Trotzdem ist alles nur meine Interpretation, und dazu-hin lange nach dem tatsächlichen Ereignis niedergeschrieben.
    Ich war es, der damals als erster sprach — Midge war noch zu verwirrt oder erschöpft oder beides. »Was hast du in das Stroga-noff getan?« — Es war scherzhaft gemeint, eine liebevolle kleine Bosheit, während ich meine Gedanken ordnete; aber sie lachte nicht darüber. »Midge, bist du okay?«
    Sie sah in meine Richtung, aber sie sah mich nicht; nicht ganz; ein schläfriges Staunen leuchtete noch immer in ihren Augen.
    »Midge?«
    Sie machte einen langen, tiefen Atemzug, und ihre Schultern und ihr Brustkorb hoben sich, und dann ließ sie die Luft genauso langsam wieder aus sich herausfließen. Schließlich sagte sie: »Was ist passiert?« Die Frage war sowohl an sie selbst wie auch an mich gerichtet.
    Ich lächelte träge. »Wir haben uns geliebt.« Und das Phänomen schwand bereits aus mir — die materielle Wirklichkeit sicherte ihren bewahrenden Einfluß bereits, wie es immer geschieht, nachdem man aus einem Traum erwacht ist.
    Midge fuhr sich mit beiden Händen über die Augen, und als sie wieder aufschaute, war es, als hätte sie das Staunen weggewischt. Dann gähnte sie, und davon wurde ich rasch angesteckt; ich gähnte ebenfalls. Ich half ihr, ihre Kleidung zu richten — sie fummelte an den Knöpfen herum wie ein müdes Kind; sie war zerstreut, jede Koordination beinahe verschwunden.
    »Ich versteh' das nicht«, murmelte sie. »Mike, ich kann nicht richtig denken, ich . . .«
    Auch meine Bewegungen waren so langsam und ungeschickter als mir recht war, aber da war zugleich eine Wärme in mir . .. Und auch meine Sinne waren jetzt angenehm getrübt. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln. »Ich glaube, wir haben gerade eine Art Barriere durchbrochen, Midge . . . die Ekstase hinter der Ekstase. Ich glaube, für uns hat sich wahrhaftig die Erde bewegt. Jesus, ich hätte nie gedacht, daß so etwas möglich ist.« (Sehen Sie, wie das menschliche Gehirn funktioniert, wie es um seiner eigenen geistigen Gesundheit willen versucht, das Irrationale rational zu erklären? Ich spielte es auf Romantik herunter, du liebe Güte!)
    Doch Midge war nicht so leicht zu überzeugen. »Nein, Mike, da war mehr, so viel mehr . . .«
    Ich unterbrach sie mit einem Kuß. »Wir sind beide müde, Kobold. Du hast es selbst gesagt: die Landluft stellt irgendwas mit uns an. Komm, geh ins Bett; ich schließe ab.«
    »Ich brauche ein Bad . ..«
    »Nein, brauchst du nicht.«
    »Muß mir die Zähne putzen . . .«
    »Dazu brauchst du nicht länger als eine halbe Minute. Ich bin bei dir, bevor dein Kopf das Kissen berührt.«
    »Schon gut, Mike. - Mike . ..?«
    »ja?«
    »Du liebst mich doch, oder?«
    »Du weißt, daß ich dich liebe. — Du fühlst es.«
    Ich zog sie hoch und stellte sie behutsam auf die Füße; sie sank gegen mich.
    »Gott!« murmelte sie. »Ich hab' gar nicht gemerkt, wie müde ich bin. Ich komme mir vor, als wär' ich betrunken.«
    »Woher sollst du das auch wissen? Komm schon, ich bring' dich rüber.«
    Ich tat noch mehr: Ich hob Midge hoch und trug sie hinüber; sie war federleicht, überhaupt keine Last. Ich legte sie auf dem Bett ab und blieb über sie gebeugt stehen.
    »Glaubst du, daß du den Rest allein hinkriegst, während ich mich um die Türen und Fenster kümmere?«
    Sie nickte und scherzte dann: »Immer noch nervös wegen des Landlebens, Mike?«
    »Es sind all die Bären und Wölfe da draußen.«
    »Und die Walddämonen. Vergiß die Walddämonen nicht.« Ihre Worte kamen fast schleppend; der Schlaf war ganz nahe.
    »Es wär' mir lieber gewesen, du hättest die Walddämonen nicht ins Spiel gebracht.« Ich beugte mich tiefer zu ihr hinab, gab ihr einen Kuß auf die Stirn und richtete mich wieder auf. Midges Augen waren bereits zugefallen.
    Leise verließ ich das Schlafzimmer, ging hinaus in den kleinen Flur und verriegelte die rückwärtige Tür, dann tappte ich in die Küche hinunter. Lächerlicherweise hatte ich mir mit meinem Gerede von Wölfen und Bären selbst Angst eingejagt; nicht, daß ich auch nur einen Sekundenbruchteil lang wirklich geglaubt

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