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Magic Cottage

Magic Cottage

Titel: Magic Cottage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Herbert
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wie ich ihr gegenüber immer war, gab es da trotzdem noch ein wenig Freiraum für extra Knoten-im-Hals-Sanftheit. Nennen Sie mich einen sentimentalen Narren.
    Wir richteten uns beide auf, und ich legte ihr eine Hand auf die Schulter, als sie uns den Pfad entlang zurückführte — mit Bewegungen, die möglicherweise noch graziöser waren als ohnehin, so daß die verwundete Drossel so wenig wie möglich gestört wurde.
    Bald darauf erblickte ich weit voraus einen winzigen hellen Fleck und wußte, wir näherten uns dem Waldrand und Grama-rye.
    Aber ich bemerkte auch noch etwas anderes. Zumindest glaubte ich das — doch als ich genauer hinsah, war es verschwunden.
    Ich war davon überzeugt, eine Gestalt gesehen zu haben — jemanden, der in einiger Entfernung zwischen den Bäumen stand. Midges Aufmerksamkeit galt nach wie vor dem in ihre Hände gebetteten Vogel, und so wußte ich, daß sie nichts bemerkt haben konnte. Ich kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und überlegte, ob ich möglicherweise nur einen schattenhaften Busch gesehen hatte, den der Wind bewegt hatte; und ich ließ jenen Teil des Waldes dennoch nicht mehr aus den Augen. Fehlanzeige, nichts mehr zu sehen.
    Trotzdem, es fiel mir schwer, den Eindruck loszuwerden — dieses Schattenbild von jemandem zwischen den Bäumen. Von dieser dunkel gekleideten Gestalt, völlig reglos, beobachtend. Von dieser Gestalt, die uns beobachtete.

Ein Besucher
    An diesem Abend saßen wir entspannt im runden Zimmer beieinander, Midge auf dem Teppich ausgestreckt, Kopf und Schultern mit einem Kissen hochgestützt, ich mit der Gitarre — einer spanischen Konzertgitarre — auf dem Sofa; das Schätzchen im Schoß, die Weinflasche und ein Glas auf dem Beistelltisch neben mir. Die verletzte Drossel war unten in der Küche: wir hatten sie in eine weich ausgepolsterte Pappschachtel gebettet, und sie sah recht gut versorgt aus, wenn auch ein wenig traurig. Midge hatte sie mit einer Engelsgeduld mit ein paar kleinen
    Happen milchgetränktem Brot gefüttert und den gebrochenen Flügel so bequem wie irgend möglich ausgebreitet. Jetzt lag es an dem Vogel selbst, durchzukommen.
    Die Sonne war nahezu hinter den Bäumen verschwunden, und der Raum war wieder in jenes volle, warme Licht getaucht, auch wenn das Strahlen milder war, irgendwie tief beruhigend. Ich strich über die weichen Gitarrensaiten, und die Töne hallten von den gewölbten Wänden wider und erfüllten den ganzen Raum mit einem wunderbaren Klang. Midge sah mich mehr als nur verwundert an, als ich ein Stück spielte, mit dem ich eine zeitlang gewaltige Schwierigkeiten gehabt hatte — Paganinis große Sonate in a-Moll (yeah, ich bin wirklich nicht nur ein Rock-'n-Roller); Midge sah mich eindeutig verzaubert an. Mir erging es ähnlich, durch.meine eigene Musik. Nirgends, an keiner Stelle, gab es auch nur das geringste Zögern; kein einziges Mal griff ich daneben. Ich war außer mir vor Freude über die eigene Geschicklichkeit, meine Finger waren selbstbewußt und stark, und die Kompliziertheit und Länge des Stücks überhaupt nicht mehr (wie in der Vergangenheit so oft) entmutigend. Natürlich unterliefen mir Fehler, aber sie gingen irgendwie unter im Strömen der heiteren Musik, und als ich aufhörte, da war ich davon überzeugt, daß mir selbst der alte Segovia persönlich ein Nicken geschenkt hätte. Allerdings genügte mir das Staunen auf Midges Gesicht vollauf.
    Sie kroch zu mir herüber und legte einen Arm über meine Knie. »Das war . ..« Sie schüttelte den Kopf — ». . . großartig!«
    Ich hob die Hände, die Innenseiten mir selbst zugewandt, und betrachtete sie, als gehörten sie jemand anderem. »Yeah«, pflichtete ich ziemlich atemlos bei. »Ich war gut, ich war wirklich gut. Jesus, ich war unglaublich.«
    »Spiel noch was« drängte sie. »Bitte ...«
    Aber ich legte die Gitarre beiseite. »Lieber nicht, Midge. Es ist komisch, aber ich glaube, heute abend hab' ich nichts mehr in mir drin. Naja, vielleicht möchte ich nach dem auch nur nichts verhauen . . . lieber aufhören, solange ich die Nase vorn habe, verstehst du das?« — Aber das war nur die halbe Wahrheit; ich wollte beim nächsten Lied nicht versagen, okay. Der andere Grund war: Ich war erschöpft. Was immer notwendig gewesen war, um so spielen zu können, es hatte mich auch leergebrannt, körperlich und geistig. Ich ließ mich in das Sofa zurückfallen, die Augen geschlossen und lächelnd, Wow, das war ein gutes
    Gefühl gewesen!

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