Magic Girls 01 - Der verhängnisvolle Fluch
die Küche.
»Ich hab eigentlich gar nichts anzuziehen«, sagte Jolanda gerade. »Und außerdem sitzen meine Haare heute überhaupt nicht.«
Aha, dachte Elena. Mama sucht nach Ausreden, um nicht mitgehen zu müssen.
Mona lächelte. Sie hatte Jolandas Taktik natürlich auch durchschaut. »Dass die Haare nicht sitzen – war das je ein Problem für dich? Außerdem kannst du ja einen Hut aufsetzen. Genau wie ich.« Sie lächelte Elena an, als hätte es den Vorfall im Wohnzimmer nie gegeben. »Wir werden uns nämlich eine Kunstausstellung anschauen.
Landschaftsaquarelle und Seelenlandschaften
. Die Ausstellung ist im Foyer der Städtischen Bank. Ich glaube, ich werde dazu wieder meinen neuen Hut tragen, den mit dem Hummer.«
»Lieber keinen Hut«, sagte Elena.
»Warum nicht?«, fragte Mona. »Ich liebe nun mal Hüte. Ohne Hut fühle ich mich in der Öffentlichkeit nackt.«
»Nele hat gesagt«, Elena zögerte, »dass manches, was du trägst, ziemlich auffällig ist.«
»So, sagt sie das?«, wollte Mona wissen. »Ich finde nicht, dass Nele das etwas angeht.«
»Ich finde doch«, widersprach Elena. »Sie ist ein Mensch und kennt sich aus. Und wenn sie behauptet, dass deine Kleidung aus dem Rahmen fällt, dann hat sie wahrscheinlich recht.«
»Aha, sie fällt also aus dem Rahmen.« Mona dachte nach. »Da bringst du mich auf eine gute Idee.«
Sie ging ins Wohnzimmer. Über dem Kamin hing ein großes Gemälde, das eine Frau in einem wunderschönen Kleid zeigte. Mona schnippte mit den Fingern, und das Kleid glitt von den Schultern der Frau. Diese stand plötzlich in aufreizenden Dessous da, ein Knäuel aus rotem Stoff zu ihren Füßen. Langsam rutschte der Stoff noch weiter herab und fiel schließlich aus dem Bild auf den Boden. Mona schnippte wieder mit den Fingern. Das rote Kleid erhob sich und schwebte zu ihr. Mona griff danach.
»Das ist das Richtige für dich, Jolanda. Du wirst darin bezaubernd aussehen. Das Rot ist genau deine Farbe und der Schnitt ist sehr figurfreundlich. Ich hätte dir ja schon längst ein paar Kilo weggehext, aber ...«
»Ich will nun mal nicht, dass du künstlich nachhilfst«, sagte Jolanda. »Ich fühle mich wohl, so wie ich bin.«
»Was heißt hier künstlich?« Mona schüttelte den Kopf. »Einige Menschen lassen sogar Schönheitsoperationen machen, wie ich heute in
Klöppeln und Weißstickerei
gehört habe. Emma will sich demnächst das Fett absaugen lassen. Das ist künstlich, Jolanda! Ich dagegen hexe nach ökologisch einwandfreier Methode.«
»Nein, Mutter«, sagte Jolanda. »Gib es auf. Du kannst mich nicht überreden. – Aber das Kleid gefällt mir und ich probiere es gleich an.« Sie verschwand.
Mona ging in die Küche zurück, öffnete eine Schranktür nach der anderen und summte dabei fröhlich vor sich hin. »Nun brauchen wir nur noch ein bisschen Waselnussöl, damit sie unwiderstehlich wird!«
Waselnussöl
, dachte Elena. Das muss ich mir merken – für Jana. Obwohl sie sich gar nicht sicher ist, ob sie Tom noch will …
Waselnussöl
Hochwirksames Parfüm, obwohl es fast geruchlos ist. Waselnussöl wird aus den seltenen Waselnüssen hergestellt. Es ist ein langer Prozess, bis man aus ihnen das wertvolle Öl gewonnen hat. Die Wirksamkeit ist unübertroffen. Ein Tropfen Waselnussöl – versehen mit dem richtigen Zauberspruch – genügt, um den Mann deiner Wahl auf dich aufmerksam zu machen. Er fühlt sich ungemein zu dir hingezogen und wird dir nur schwer von der Seite weichen, solange das Parfüm an dir haftet …
»Geh doch mal weg!« Nele schubste ihre Schwester Silke von dem Computer weg. »Die halbe Stunde ist um. Und es ist
mein
Computer, vergiss das nicht.«
Maulend verzog sich Silke auf ihr Bett und blätterte in einem Comic.
Nele beendete das Jump-and-Run-Spiel, das ihre Schwester gerade gespielt hatte, und rief ihr E-Mail-Programm auf.
Bingo! Eine Mail von Elena!
Hallo Nele!
Meine Mail heute Mittag wollte erst nicht raus, da musste ich mit meinen H-Kräften ein wenig nachhelfen. Leider ging dabei der Computer kaputt. Unser Betreuer hat zum Glück wieder ein neues Gerät vorbeigebracht. Damit werde ich jetzt vorsichtiger sein. Ist meine vorige Nachricht überhaupt angekommen? Vielleicht habe ich sie ja auf den Mars geschickt!;-)
H-Kräfte und Technik vertragen sich anscheinend nicht so
gut. H-Kraft ist wahrscheinlich stärker als Technik. Miranda benutzt ja immer ihren Zeigefinger anstatt die Fernbedienung, um umzuschalten. Bisher
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