Magic Girls 02 - Das Magische Amulett
Miranda.
Sie brauchten fünfzig Minuten, bis sie endlich den Nachtigallenweg erreichten. Die beiden Mädchen waren hungrig und durstig vom langen Weg, als sie klingelten. Jolanda öffnete die Haustür, und Elena konnte auch in ihrem Gesicht den Schock lesen.
»Was ist denn passiert, Mama?«
»Jetzt kommt erst mal rein, es braucht ja keiner von den Nachbarn etwas mitzukriegen«, sagte Jolanda nervös und schloss die Tür. Dann brach Frau Bredov in Tränen aus.
»Ist Papa tot?«, fragte Elena erschrocken.
Jolanda schüttelte den Kopf. »Das nicht. Das wäre
noch
schlimmer.« Sie schluchzte. »Wir haben vorhin einen
Salamanderbrief
bekommen.«
Elena und Miranda wechselten einen bestürzten Blick. Sie wussten beide, was ein Salamanderbrief bedeutete. Es war eine offizielle Verwarnung vom Landeszauberamt. Damals, als Leon verhaftet worden war, hatten die Bredovs auch einen Salamanderbrief bekommen.
»Das verstehe ich nicht«, beklagte sich Jolanda. »Wir haben uns doch gar nichts zuschulden kommen lassen, jedenfalls nicht, seitdem wir im HEXIL sind. Wir leben, ohne unangenehm aufzufallen, halten uns an die Regeln und erfüllen unseren Auftrag, neue Informationen über die Menschen zu sammeln. Warum, verhext noch mal, bekommen wir so einen Brief?«
Elena und Miranda sahen sich verstohlen an. Hatte die Geheimpolizei etwa beobachtet, wie sie mit dem Amulett gehext hatten? Elena hatte einen Kloß im Hals.
»Vor ein paar Tagen habe ich im Garten einen Feuersalamander gesehen«, sagte sie jetzt mit belegter Stimme. »Ich habe vergessen, es zu erzählen …«
»Ein Feuersalamander?«, wiederholte Mona, die in den Flur gekommen war und gehört hatte, was Elena zu Jolanda und Miranda gesagt hatte.
»Das könnte jemand von der GZPO gewesen sein«, meinte Miranda.
»Selbst wenn!«, rief Jolanda. »Wir haben doch nichts getan! Nicht wahr, Mutter? Oder hast du etwa ...« Sie sah Mona prüfend an.
Mona schüttelte entrüstet den Kopf. »Aber nein, Kindchen! Dass du mir so etwas zutraust … Ich würde doch nie … Früher vielleicht einmal, ich gebe es zu, da habe ich ganz gerne mal mit verbotenen Zauber-Substanzen experimentiert, aber das ist schon lange her.«
»Und du hast dir nicht zufällig etwas mit dem transglobalen Versandservice schicken lassen, das nicht ganz legal war?«, hakte Jolanda nach.
»Nicht, dass ich wüsste«, entgegnete Mona. »Ich habe nicht einmal getrocknete Knollenblätterpilz-Schnecken bestellt, obwohl sie einen hervorragenden Tabak ergeben – weiß die alte Sphinx, warum diese leckeren Schnecken verboten sind! Ich habe mir keinen fliegenden Purpurmantel kommen lassen – diese Dinger sind zwar chic, aber man erreicht mit ihnen nicht die vorgeschriebene Mindestflughöhe … Gereizt hätte mich so ein Mantel schon, denn das Material hält hervorragend den Wind ab und man bekommt nach einem Flug kein Reißen und Ziehen in den Knochen – worauf jemand wie ich schon achtet, denn schließlich bin ich nicht mehr die Jüngste …«
Salamanderbrief
Botschaft auf Pergament von höchster zaubereiamtlicher Stelle. Der Empfänger wird in diesem Schreiben verwarnt und darüber informiert, dass er wegen eines Vergehens gegen die Regeln fortan unter Beobachtung steht. Er ist verpflichtet, Zauberei-Beamte einzulassen und ihnen jede gewünschte Auskunft zu erteilen. Auf dem Briefkopf ist ein Feuersalamander zu sehen. Nach der Lektüre verbrennt das Dokument selbstständig und hinterlässt einen beißenden Geruch nach Schwefel.
»Du hast also auch nichts getan«, unterbrach Jolanda den Redefluss ihrer Mutter. »Wer dann? Warum haben wir diesen Brief bekommen?«
»Könnte es nicht sein, dass Leon ...« Mona beendete den Satz nicht, sondern verdrehte vielsagend die Augen.
»Aber Mutter, er ist ein Leguan!«, regte sich Jolanda auf. »Wie kann er in dieser Gestalt zaubern?«
»Nun, immerhin hat er es geschafft, sich zu verfärben«, sagte Mona. »Vielleicht hat er eine Methode gefunden, wie er trotz seiner Verwandlung Zauberrituale durchführen kann, etwa indem er seine Zunge verknotet oder dreimal nach Norden pupst … Er war ja schon immer ein kluges Kerlchen, dein schöner Leon …«
»Mutter, diese Situation hier ist wirklich ziemlich ernst! Außerdem gibst du Leon einfach immer für alles die Schuld«, sagte Jolanda. »Selbst wenn er ganz ruhig auf seinem Ast schläft – er ist und bleibt für dich ein Verbrecher. Nicht wahr, Mutter?«
»Genauso ist es«, sagte Mona mit
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