Magic Girls 03 - Das Rätsel des Dornenbaums
gerechnet. Sie war völlig verdutzt. Kevin hatte sich nicht anmerken lassen, dass er sie kannte. Und noch weniger hatte er gezeigt, dass er unsterblich in sie verliebt war.
Das musste Elena erst einmal verdauen. Als sie auf der Toilette saß, dachte sie darüber nach. Hatte Großmutter Mona gestern Abend vielleicht zu viele Teile aus Kevins Erinnerungsvermögen gelöscht? Konnte es sein, dass er Elena jetzt wirklich nicht mehr kannte? Und auch nicht mehr liebte?
Elena merkte nicht, dass sie vor lauter Grübeln die halbe Rolle Toilettenpapier zerpflückte.
Aber Mona hatte doch ausdrücklich gesagt, dass es keinen Zauber gab, mit dem man Verliebtheit beseitigen konnte! Also konnte sie Kevins Liebe auch nicht gelöscht haben …
Doch warum hatte Kevin dann nicht reagiert? Wollte er es Elena heimzahlen, dass sie seine Gefühle bisher nicht erwidert hatte? Oder war ihm in der letzten Nacht vielleicht die Erleuchtung gekommen, dass er gar nicht in Elena verliebt war, sondern vielleicht … vielleicht in Miranda?
Wütend rupfte Elena ein weiteres Stück Toilettenpapier ab.
Sie hatte sich so sehr gewünscht, dass Kevin endlich aufhörte, in sie verliebt zu sein und sie zu belästigen.
Warum, zum Orkus, war sie jetzt nicht glücklich darüber, dass sich das Problem Kevin offenbar von allein gelöst hatte?
Schlecht gelaunt betätigte Elena die Klospülung und ging zurück zu den anderen.
D as, was man nicht kriegen kann, ist immer am verlockendsten«, behauptete Miranda, als sie zu Hause in der Eingangshalle ihre Schultaschen abstellten. Elena hatte ihr kurz den Vorfall geschildert. »Obwohl du immer noch behauptest, dass du dir nichts aus Kevin machst, kannst du es nicht ertragen, wenn er dich nicht beachtet.« Sie grinste vielsagend.
»Ja, und?« Diese Erklärung war Elena zu dürftig.
»Guck dir Daphne an«, meinte Miranda. »Wie oft streitet sie sich mit ihrem Gregor, wenn sie mit ihm per
Transglobkom
redet. Sie hat ihn schon so oft zum Teufel geschickt, aber wenn er sich mit dieser Lucinda trifft, weint sie sich die Augen aus.«
»Ich bin nicht wie Daphne«, empörte sich Elena.
»Du bist immerhin ihre Schwester!«, sagte Miranda. »Und ihr habt vielleicht auch die gleichen Liebes-Gene.«
Elena streckte Miranda die Zunge raus. In diesem Moment kam Mona in die Halle. Sie hatte eben den Wagen abgestellt. Ihr folgte ein grauhaariger Herr mit einem Aktenkoffer. Es war Aaron Abraxas Holzin, der Hexilbeauftragte, der die Familie Bredov betreute und ihr auch dieses schöne Haus besorgt hatte. Er wirkte aufgeregt.
»Hallo, Herr Holzin!«, begrüßten ihn Miranda und Elena. »Hallo, ihr beiden«, erwiderte Aaron Holzin geistesabwesend und beeilte sich, Mona einzuholen, die die Treppe hinaufgehen wollte.
»Hören Sie, Frau Bredov, Sie haben heute wirklich den Bogen überspannt. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen einen Chauffeur besorgen. Aber so etwas wie heute Morgen darf nicht wieder vorkommen.«
Jolanda kam in die Eingangshalle und schaute besorgt zu Mona und Aaron Holzin, die auf der Treppe standen.
»Was ist denn passiert?«
»Er behauptet, ich kann nicht Auto fahren«, entrüstete sich Mona laut. »So ein ausgemachter Unsinn!«
»Aber Sie haben diesen Unfall verursacht«, beharrte Holzin. »Verstehen Sie, ich muss der Sache nachgehen, das hat zu viele Folgen …«
Mona ging einfach weiter die Treppe hinauf. Doch Holzin klebte ihr fast am Rücken und redete unablässig weiter auf sie ein. Elena und Miranda verstanden nur Bruchstücke.
»… mehrere Male öffentlich gehext … die beiden Polizisten brauchen psychologische Betreuung … Gegen die Regeln verstoßen …«
Anweisungen für Hexen im HEXIL:
Verhalten Sie sich unauffällig! Die Menschen dürfen nicht herausfinden, wer Sie wirklich sind. Studieren Sie ihre Regeln und Gebräuche und ahmen Sie ihre Sitten nach! Passen Sie sich an!
Hexen Sie möglichst nicht in der Öffentlichkeit!
Verwenden Sie zur Fortbewegung keinen Besen! Verraten Sie keinem Menschen, wer Sie in Wirklichkeit sind und woher Sie kommen!
Experimentieren Sie bei Problemen nicht auf eigene Faust, denn unbedachtes Handeln kann fatale Folgen haben!
Wenden Sie sich bei Schwierigkeiten und Fragen an Ihren zuständigen Hexilbeauftragten!
»Herr Holzin!« Mona war oben angelangt und drehte sich abrupt um. »Würden Sie bitte gestatten, dass ich mich jetzt umziehe, oder wollen Sie auch noch in mein Schlafzimmer mitkommen?«
Aaron Holzin bekam einen roten Kopf und geriet ins Stottern.
Weitere Kostenlose Bücher