Magic Girls 03 - Das Rätsel des Dornenbaums
ein grüner Blitz aus seinem Zeigefinger und hüllte Mirandas Füße in einen heilenden Lichtschein.
»Da-danke«, stammelte Miranda. »Das wäre nicht nötig gewesen, ich … ich hätte es schon selbst hinbekommen …«
»So jungen Damen hilft man doch gerne«, säuselte Theobaldus und lachte.
Elena hatte eigentlich auch ihre Schuhe ausziehen und ihre Blasen versorgen wollen, aber jetzt versteckte sie ihre Füße unter ihrem Kleid. Sie wollte nicht, dass Theobaldus Magnus sie mit schwarzer Magie heilte. Sie hätte sich beschmutzt gefühlt.
»Bist du zum ersten Mal bei so einer Versammlung?«, fragte Theobaldus Miranda.
Miranda streifte ihre blonden Zöpfe zurück. »Ja, aber ich habe schon viel von Mafaldus Horus gehört. Was für ein interessanter Magier! Ich möchte zu gerne einmal persönlich mit ihm reden, das ist mein sehnlichster Wunsch.«
»Er ist der größte Magier, der je gelebt hat«, sagte Theobaldus. »Keiner beherrscht die schwarze Magie besser als er. Wir alle können von ihm viel lernen.«
»Stimmt es, dass er dreihundert Jahre alt geworden ist?«, wollte Miranda wissen.
»Das wird erzählt«, bestätigte Theobaldus.
Elena wurde noch unruhiger.
Sie fand es ziemlich waghalsig von Miranda, sich mit Theobaldus Magnus über Mafaldus Horus zu unterhalten. Das war ein ziemlich heikles Thema. Hoffentlich merkte man nicht, dass Miranda einige Insider-Informationen fehlten und sie und Elena gar nicht zu den
Schwarzen Zauberkutten
gehörten!
Elena wusste nur das, was sie einmal im Internet über Mafaldus Horus gefunden hatte. Doch Miranda schien inzwischen weiter nachgeforscht zu haben. Sie kannte etliche Details aus Mafaldus’ Lebenslauf, und so fachsimpelten sie und Theobaldus über verschiedene Dinge.
Allmählich verlor Elena ihre Nervosität und musste zugeben, dass sie Miranda für ihren Mut und ihr Wissen bewunderte. Sie spielte ihre Rolle als Anhängerin der schwarzen Magie einfach glänzend!
Leon Bredov hatte seinen Proviantbeutel geöffnet und verteilte gebratene Hähnchenschenkel an Elena und Miranda. Sie rochen würzig und schmeckten köstlich. Während sie dazu gekochte Kartoffeln aßen, musste Elena daran denken, dass Jana versprochen hatte, am Sonntag für sie gefüllte Blätterteigtaschen zu machen. Ob Elena und Miranda die Verabredung überhaupt einhalten konnten? Wer weiß, was noch alles passierte …
Das Feuer brannte langsam herunter. Inzwischen waren noch ein paar andere Reisende eingetroffen. Elena hatte den Verdacht, dass einige davon zu den Wölfen gehörten, die sie unterwegs gesehen hatten.
Es wurde Zeit, schlafen zu gehen. Da in der Hütte nicht genug Platz war, legten sich die Männer draußen um die Feuerstelle. Die Mädchen und Frauen bereiteten sich drinnen in der Hütte auf dem Lehmfußboden ein Schlaflager.
Elena lag dicht neben Miranda. Ihre Arme berührten sich. Der Boden war hart und ungemütlich, aber niemand kam auf die Idee, sich eine weiche Matratze zu hexen. Anscheinend wollten die
Schwarzen Zauberkutten
nicht als verweichlicht gelten. Elena dachte sehnsüchtig an ihr Bett zu Hause, mit dem schönen Sternenhimmel. Dann überlegte sie, wie es Rufus wohl gerade erging und ob Daphnes wilde Party noch immer im Gang war …
Ihre Kehle wurde eng. Sie hatte Heimweh.
»Alles wird gut«, murmelte Miranda leise neben ihr.
»Hast du eben meine Gedanken gelesen?«, flüsterte Elena.
»Nein, aber ich weiß trotzdem, was du denkst«, sagte Miranda beruhigend zu ihrer Freundin.
»Du warst vorhin großartig«, wisperte Elena. »Wirklich total überzeugend.«
»Pssst!«, warnte Miranda. Dann setzte sie sich auf und strich über Elenas Füße.
»Was machst du da?«, fragte Elena.
»Nur deine Blasen heilen. Schließlich müssen wir morgen noch ein Stück weiterlaufen, und ich will nicht, dass du humpelst.«
Es kitzelte an Elenas Zehen, als Miranda ihren Zauber durchführte. Aber dann durchströmte sie ein wohliges Gefühl. Die Füße waren ganz warm und schmerzten auch nicht mehr.
»Fühlt sich schwarze Magie eigentlich anders an?«, fragte Elena neugierig.
»Ich habe nichts gemerkt«, antwortete Miranda. »Mir war das nur peinlich, dass sich Theobaldus um meine Füße gekümmert hat. – Das war doch der Kerl, der deine Mutter heiraten sollte, oder irre ich mich da?«
»Nein, das ist richtig«, flüsterte Elena ihr zu und ergänzte dann noch:
»Theobaldus und meine Mutter waren schon verlobt.«
»Wie gut, dass sie ihn nicht geheiratet hat! Sonst wäre
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