Magic Girls 03 - Das Rätsel des Dornenbaums
Wahrscheinlichkeiten handelt. Die Aussagekraft eines Zukunftstraums – ohne weitere magische Hilfsmittel – ist daher sehr ungenau.
Überprüfen lassen sich solche Zukunftsträume eigentlich erst im Nachhinein, wenn die Ereignisse, von denen man geträumt hat, auch tatsächlich eingetreten sind. Hat eine Hexe oder ein Zauberer häufig Träume, die später wahr werden, dann kann man von einer gewissen Naturbegabung sprechen.
»Ja – ohne jeden Zauber.« Miranda holte tief Luft. »Aber du weißt ja, wie es ist: Jeglicher Zauber ist den Menschen verdächtig. Dabei hängen Liebe und Magie in Wahrheit untrennbar zusammen. Aber die meisten Menschen sind in diesem Punkt völlige Ignoranten.«
Elena nickte. So ein bisschen Ablästern tat manchmal gut. »Nele und Jana natürlich ausgenommen.«
»Natürlich«, bestätigte Miranda. »Die wissen ja Bescheid.« Die beiden Mädchen standen auf und gingen nach draußen. Sie waren die Letzten, alle anderen hatten die Hütte schon verlassen.
Drei Hexen standen neben der Tür und übten gerade Beschwörungsformeln. Sie verstummten, als Miranda und Elena an ihnen vorbeigingen. Elena spürte ihre stechenden Blicke im Rücken. Hatten die Hexen Verdacht geschöpft, dass Elena und Miranda gar keine
Schwarzen Zauberkutten
waren? Oder hatten sie etwas von ihren Gesprächen mitbekommen?
Elena spürte wieder, wie das Unbehagen in ihr aufstieg. Falls Miranda nervös war, dann ließ sie sich nichts anmerken. Elena beneidete sie um ihre Coolness.
»Na, auch Hunger?«, fragte eine freundliche Stimme. »Wollt ihr Pfannkuchen oder lieber geröstetes Brot?«
Die Mädchen sahen zur Seite und erblickten einen jungen, sehr gut aussehenden Zauberer mit schwarzen Haaren und hellen blauen Augen. Miranda wurde knallrot. Ihr Mund klappte auf und wieder zu, ohne dass sie etwas sagte. Der Zauberer lächelte sie an. Mirandas Lippen zitterten, dann lächelte sie zurück.
»Also – was mögt ihr?«
»Für mich bitte geröstetes Brot«, sagte Elena und gab Miranda einen heimlichen Rippenstoß. Was war nur mit ihr los?
»Äh …ja … für mich bitte auch«, stotterte Miranda. Ungeschickt nahm sie das Brot in Empfang. Der Zauberer hatte es auf ein Aststück gespießt. Es hätte nicht viel gefehlt, und das Brotstück wäre in den Schmutz gefallen.
»Entschuldigung ... und äh … danke«, stammelte Miranda.
»Macht doch nichts.« Der Zauberer strahlte sie an. »Ich heiße übrigens Eusebius Tibus, und wer seid ihr?«
»Miranda Leuwen«, sagte Miranda.
Elena durchfuhr ein Schreck. Miranda hatte versehentlich ihren wahren Namen genannt!
Es wurde Miranda im selben Moment bewusst und sie biss sich auf die Lippe.
»Ich bin Serena Ahorn«, log Elena und nahm sich das Brotstück, das Eusebius ihr reichte.
»Seid ihr allein hier?«, fragte er.
»Nein, wir begleiten meinen Großvater«, antwortete Elena schnell, bevor Miranda wieder etwas Falsches sagen konnte.
»Ich bin auch mit meinem Onkel hier, Theobaldus Magnus«, sagte Eusebius. »Wollt ihr Marmelade oder lieber Honig?«
»Honig«, sagte Elena.
»Marmelade«, antwortete Miranda.
Eusebius reichte ihnen zwei Schälchen. »Kaffee oder Tee gibt es dort drüben bei meiner Tante«, sagte er und deutete auf die andere Seite des Feuers. Er lächelte die Mädchen noch einmal an. »Dann bis später.«
»Ja, bis später«, echote Miranda wie ein hypnotisiertes Kaninchen.
»Ich wusste gar nicht, dass Theobaldus verheiratet ist«, sagte Elena, als sie mit Miranda das Feuer umrundete und sich in die Getränke-Schlange einreihte. »Da kann Oma Mona ja endlich aufhören, sich Hoffnungen auf einen anderen Schwiegersohn zu machen.«
Miranda sagte nichts, sondern kaute stumm auf ihrem Stück Brot.
Elena ließ ein bisschen Abstand zu ihrem Vordermann und flüsterte: »Mann, Miranda, was war denn vorhin mit dir los? Hast du deinen Verstand verloren oder hat dich jemand verhext?«
»Der Zauberer«, wisperte Miranda und bekam wieder feuerrote Wangen. »Eusebius. Das ist der Junge aus meinem Traum. – Oh Elena, er ist es wirklich! Warum habe ich von ihm geträumt? Hat das etwas zu bedeuten?«
Sie war völlig durcheinander.
»Vielleicht hast du ihn gestern Abend unbewusst wahrgenommen und deswegen von ihm geträumt«, meinte Elena. Am liebsten hätte sie Miranda an den Schultern gepackt und geschüttelt, damit sie wieder zur Vernunft kam. »Der Traum hat überhaupt nichts zu bedeuten! Und nenn mich bitte
Serena
! Vorhin hast du auch den falschen
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