Magic Girls 04 - Gefangen in der Unterwelt
»Drückt mir die Daumen!«, bat sie. »Ich habe so was ja noch nie gemacht!«
Sie schloss die Augen und versuchte im Kopf eine geistige Verbindung mit der Pflanze herzustellen. Zuerst spürte sie nur die kühlen Blätter. Dann hatte sie das Gefühl, dass grüner Nebel in ihren Kopf eindrang. Er wurde dichter und dichter. Gleichzeitig schienen Elenas Ohren empfindlicher zu werden. Sie vernahm ein Knistern und Knacken und wusste plötzlich, dass es vom Kaktus stammte, dessen Stacheln wuchsen …
Efeutute, bitte zeig mir, was mit Miranda geschehen ist!
, bat Elena in Gedanken. Wenn sie sich mit Miranda nur in Gedanken verständigte, verwendete sie dieselbe Technik.
Beim Stichwort
Miranda
fühlte Elena, wie eine Welle Sympathie über sie hereinschwappte. Das war die Antwort der Pflanze. Die Efeutute
liebte
Miranda, die sich jeden Tag liebevoll um sie gekümmert hatte.
Elena spürte den Durst der Pflanze und das Gefühl, wenn Miranda ihr neues Wasser gegeben hatte. Sie erinnerte sich an das sanfte Streicheln, wenn Miranda die Blätter der Pflanze von Staub befreite.
Was ist mit Miranda passiert?
, wiederholte Elena.
Warum ist sie verschwunden?
Der grüne Nebel in ihrem Kopf lichtete sich. Plötzlich war es, als würde Elena Mirandas Zimmer durch eine grüne Sonnenbrille sehen, die mit einem Ölfilm verschmiert war. Sie erkannte nur Schemen.
Etwas rührte sich in der Zimmermitte. Das musste Miranda sein. Elena erkannte sie an der Art, wie sie sich bewegte. Sie schloss gerade den Reißverschluss ihrer Hose. Dann schüttelte sie ihr Nachthemd aus und wollte es auf dem Bett zusammenfalten.
Mit einem Mal waren zwei fremde Gestalten im Zimmer – zwei Kuttenmänner mit großen Kapuzen. Elena sah, wie die Eindringlinge Miranda packten. Miranda wehrte sich. Dann verschwanden alle drei in einem Loch, das sich in der Mitte des Zimmers aufgetan hatte …
»Miranda!«, schrie Elena voller Entsetzen.
Sie merkte, wie die Efeutute bei ihrem Schrei erschrak und zusammenzuckte. Elena spürte ihre Enttäuschung, ja sogar Feindseligkeit. Dann zog sich die Pflanze innerlich von ihr zurück und die Verbindung brach ab.
Elena öffnete die Augen wieder. Im ersten Moment war ihr schwindelig und sie musste sich auf den Schreibtisch stützen. Nele befreite sie von den Ranken.
»Und?«, fragte Jana gespannt. »Hast du etwas herausgefunden?«
Elena nickte. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie überhaupt sprechen konnte.
»Miranda ist von zwei Kuttenmännern entführt worden.« Ihre Stimme klang rau und sie zitterte am ganzen Leib. »Das waren bestimmt Helfer von Mafaldus Horus!«
Miranda wurde vor Schreck und Angst fast ohnmächtig, als der Schwarzmagier sie zu sich in den Dornenbaum zog. Sie spürte das Holz ringsum und gleichzeitig die Gegenwart mächtiger Magie.
Und dann hielten Mafaldus’ Arme sie eng umschlungen. Ihr Kopf lehnte an seiner Brust und sie hörte seinen dumpfen Herzschlag.
»Jetzt sind wir eins, du und ich«, sagte Mafaldus Horus mit einschmeichelnder Stimme. »Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Entspann dich.« Er streichelte ihren Rücken.
Mirandas Widerstand erlahmte. Ihre Glieder wurden schlaff. Es tat gut, sich anzulehnen. Sie fühlte, wie ihr eigener Herzschlag langsamer wurde und sich seinem Herzen anpasste. Mafaldus’ mächtige Zauberkraft, die zuerst so abschreckend auf sie gewirkt hatte, umhüllte sie wie ein dunkles warmes Tuch. Sie begann sich geborgen zu fühlen.
»So ist es gut«, sagte Mafaldus mit sanfter Stimme. »Siehst du, ich habe es gewusst.«
Wie kann das sein?
, dachte Miranda verwundert, die Wange an seinen Umhang geschmiegt.
Ich habe mich so vor Mafaldus gefürchtet. Und jetzt …
»Alles ist gut«, wiederholte Mafaldus. »Vertrau mir.«
Sie lehnte ihren Kopf zurück. Obwohl es dunkel war, konnte sie seine Gesichtszüge erkennen. Er lächelte sie an, hob seine Hand und strich ihr sachte über die Wange.
»Du wirst alles für mich tun«, sagte er leise.
»Ja«, flüsterte sie.
H ölle noch mal!«, fluchte Mona, nachdem sie zum dritten Mal versucht hatte, per
Transglobkom
mit Mirandas Eltern Kontakt aufzunehmen. »Noch immer keine Verbindung. Was ist denn da los?«
»In bestimmten Gebieten gibt es unerklärliche schwarzmagische Turbulenzen«, stotterte der Mann in der durchsichtigen Blase. »Bitte seien Sie versichert, dass unsere Spezialisten alles versuchen, die Ursache der Störung herauszufinden. So etwas ist während meiner ganzen Dienstzeit noch nie
Weitere Kostenlose Bücher